Am 7. Februar 2006
Mit
der Formel "Englisch ein Muss, Deutsch ein Plus" hat sich Jutta
Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts, viel Kritik eingefangen.
Beim ersten Hinhören versteht man gleich: Englisch ist die
Welthandelssprache, sie muss man beherrschen: Am besten, die Kleinen
kommen schon mit englischen Vorkenntnissen in den Kindergarten.
Günther
Oettinger, der Ministerpräsident Baden-Württembergs, legte noch eins
drauf, als er mahnte, bald müsse jeder Facharbeiter Englisch können.
Treuherzig fügte er hinzu, als Freizeitsprache werde die deutsche
Sprache aber erhalten bleiben. Nicht
erklärt hat er leider, wie man auf
einer Muttersprache, die zum Bierholen eben noch genügt, eine fremde
Sprache aufbauen solle. Nicht erklärt hat er auch, wie im Englischen
Jedermann ein Niveau erreicht, auf dem man einander tatsächlich
versteht, und zwar nicht schlechter als auf Deutsch.
In Wirklichkeit nämlich werden nur
allzu häufig
Anglizismen, ungenaue Umschreibungen und - zuweilen unkritisch
gebrauchte - Fremdworte benutzt, um Unklarheiten nicht klären zu
müssen. Falsch angewandte Fremdworte können ganze Teams auf Irrwege
führen. Zudem: Wer unkorrekt spricht, läuft oft auch Gefahr, unkorrekt
zu denken und potentielle Mitdenker aus dem Prozess auszuschließen.
Kann man Frau Limbachs Worte einfach umdrehen? Deutsch ein Muss,
Englisch ein Plus? Schließlich leben wir in Deutschland, all unsere
Kultur und unser Selbstverständnis beruhen auf der deutschen Sprache.
Gute Erfahrungen hat mit Begriffen
unserer
Muttersprache die Freiberger Firma
Soli fer Solardach GmbH gemacht.
Indem aus Internetauftritt und Firmenprospekten unverständliche
Fach-Fremdworte und Anglizismen getilgt und durch verständlichere
ersetzt wurden, stieg das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern in
das Unternehmen, dessen Belange man plötzlich besser verstand.
Die
Aktion war dem Verein Deutsche Sprache (VDS) ein Zertifikat "Wir
sprechen die Sprache unserer Kunden" wert, denn die rund 26.000
Mitglieder starke Organisation schätzt jeden Mitstreiter im Kampf zur
Wahrung und weiteren Entwicklung der Muttersprache.
Was Frau Limbach anspricht, was daran
sehr wohl zu
beherzigen ist, welche Irrwege man aber vermeiden sollte und wie
wichtig ein gutes Deutsch für ein nützliches Englisch ist, erläuterte
der Vortrag unter eben diesem Titel: "Englisch ein Muss, Deutsch ein
Plus" am 7. Februar bei der Volksbank Chemnitz. Die Volksbank Chemnitz
hatte nicht lange gezögert,
sich mit Soli fer und dem VDS in die Vortragsreihe einzubringen. Die
Sprache der Kunden zu sprechen schafft Vertrauen, weiß man in dem
Kreditinstitut.
Was also nun - Deutsch oder Englisch?
Man sollte eben
ein zweites Mal hinsehen: Wer muss welches Englisch können, bis zu
welcher Tiefe? Wie mischt man im globalen Handel mit? Auf welcher
Grundlage erwirbt man ein brauchbares Englisch?
Der Vortragende, Dipl.-Ing. Oliver
Baer, Sprachberater
für Marketing und Unternehmenskultur, hat dreizehn Jahre im
Geschäftsleben Südafrikas verbracht. Er hat im Auftrag englischer
Muttersprachler Texte verfasst, Englisch hat er jedoch erst mit
Dreizehn gelernt. Er hatte das Glück, Englisch in der Schule nicht als
erste Sprache zu bekommen. "Ob wir weltweit Spitzenleistungen
verkaufen, darf keine Glückssache werden," meint er. "Auch Sven Fischer
läuft nicht sinnlos mit einer Flinte durch die Wälder. Er trainiert
gezielt Ausdauer, Kraft, Lauftechnik, Zielsicherheit." Jeder kann seine
Sprachfertigkeit für den Wettbewerb in Form bringen, mit Willenskraft
und mit Verstand.
Am 21. März 2006
Wertarbeit
bietet im globalen Wettbewerb unsere beste Chance, die Herzen der
Kunden zu gewinnen. Das gilt keineswegs nur für den Export sondern
bereits in der unmittelbaren Nachbarschaft, vom Angebot des Handwerkers
bis zur weltumspannenden Leistung des Spezialanbieters im Mittelstand.
Wertarbeit umfasst auch, aber eher am Rande, eine Qualitätssicherung
nach ISO 9000, denn zu so einem Zertifikat kommt jeder, wenn er es nur
will.
Wir müssen nicht nur anders, wir müssen
besser
dastehen. Dabei spiegelt unsere Sprache, wie klar wir denken, wie
schöpferisch wir Ideen entwickeln, wie wir unser Angebot der
Öffentlichkeit vorstellen und im Dialog mit den Kunden weiter
verbessern. An der Sprache erkennt
der Kunde unsere Fähigkeit und die
Absicht, ihm entgegenzukommen.
Dagegen schreckt es den Kunden ab, so wie es den
Arbeitgeber verärgert, bei dem wir uns bewerben, wenn unsere
Ausdrucksweise die Versprechen des Marketings nachäfft. Wenn wir
mit
Fachjargon Mauern errichten, imponieren wir vielleicht, wecken aber
kein Verständnis. Und wo wir
Amtsdeutsch mit einer klaren Sprache
verwechseln, täuschen auch Anglizismen oder denglische Einsprengsel
nicht über die Leere unserer Aussage hinweg.
Dabei macht uns ein doppeltes
Sprachproblem zu schaffen. Erstens
benötigt Wertarbeit ein solides Fundament in der Muttersprache,
zweitens sehen wir uns genötigt, Spitzenleistungen auch auf Englisch
und mit Englisch darzubieten. Manche glauben gar, auf Deutsch wäre zu
verzichten, Hauptsache, wir schaffen den Anschluss im Englischen.
Der Vortrag "Wertarbeit baut auf
Klarheit in der Spache" geht auf diese
Fragen ein, am 21. März 2006,
18:30 Uhr, bei der Volksbank Chemnitz, Innere Klosterstraße 15. Der
Referent steht anschließend bereit für Fragen und zur Diskussion:
Dipl.-Ing. Oliver Baer hat Firmen in Afrika und in Deutschland bei der
Qualitätssicherung und im Marketing beobachtet und unterstützt und
dabei den Wert einer bewusst gemachten Sprachpflege wiederholt
bestätigt gefunden.
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