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 Amerikaner finden Strudel "wunderbar"

  Deutsche Wörter haben in den USA bei den
  „Bildungsbürgern“ Konjunktur.

CHRISTOPH DRIESSEN /dpa

NEW YORK. Wer als Deut­scher neu in die USA kommt, wundert sich oft, dass er Wör­tern wie „Strudel“, „Schaden­freude“ oder „Gesundheit!“ be­gegnet. Viele Amerikaner fin­den deutsche Lehnwörter „wunderbar“, vor allem „Bil­dungsbürger“ (ebenfalls ein Import aus Old Germany). Der eine oder andere versucht sich gar an Zungenbrechern wie „Lumpenproletariat“ oder „Sturm-und-Drang-Zeit“.
„Viele benutzen diese Wör­ter, um sich ein kosmopolitis­ches Flair zu geben“, sagt die Germanistin und Amerikani­stin Ulrike Wagner aus New York. Man muss nur darauf achten, dann sieht man überall deutsche Wörter. „Gotti Blitz“ titelt die Boulevardzeitung „New York Post“ und meint damit eine Razziabei einer Ma­fiafamilie.

Im Fernsehen hört man einen Politiker sagen: „There are no verbotens with me!“ Womit er klar macht: Bei ihm gibt es keine Tabu-Fragen. Das Präfix „über" hat es den Amerikanern zur Zeit besonders angetan. Schüler mit zu schweren Torni­stern zum Beispiel sind "Über­packers“, und mit „Überkitsch“ könnte man die lebensgroßen Krippen bezeichnen, die sich viele Amerikaner zur. Weih­nachtszeit in den Vorgarten

stellen.

Manchmal wirkt das deut­sche Wortgeklingel geradezu übertrieben. Die „New York Times“ stellte jüngst die These auf: „Donald Rumsfeld isn‘t a mensch.“ In der ganzen Regie­rung Bush klaffe ein riesiges „Mensch Gap“. Was er damit meint, erklärt er so: „Wörtlich übersetzt ist ein Mensch eine Person. Aber impliziert ist, dass ein Mensch eine Person mit Rückgrat ist, die für ihre Hand­lungen die Verantwortung übernimmt.“


Manchen deutschen Wör­tern haben die Amerikaner ei­nen ganz neuen Sinn gegeben oder mit anderen Vokabeln zu­sammengesetzt. Schon mal von einem "jägerdude“ gehört? Das ist jemand, der wilde Par­tys feiert und dabei so trinkfest ist, dass er sich einen Jägermei­ster nach dem anderen geneh­migt.
Im Vergleich zu den Briten haben Amerikaner keine so ausgeprägte Schwäche für Wörter, die geeignet sind, den deutschen Botschafter in Rage zu bringen (,‚Achtung!“, „Panzer“). Viele verweisen im Ge­genteil auf die stolze Tradition der Dichter und Denker: „Weltanschauung“, „Bildungs­roman“ und „Leitmotif“ mit ,,f" werden in der „New York Times“ ständig verwendet. „Where’s the Fingerspitzenge­fühl?“ titelt das Weltblatt, und an anderer Stelle heißt es: „zeitgeist is right now.“ "Vieles lässt sich eben einfach nicht übersetzen", erläutert Wagner, die den Einfluss der deutschen Geistesgeschichte auf die amerikanische Nationalliteratur untersucht.
Eine Legende ist allerdings, dass die Vereinigten Staaten kurz nach ihrem Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien um ein Haar Deutsch als Landessprache eingeführt hätten. Die Geschichte geht darauf zurück, dass 1794 einige deutsche Einwanderer eine Petition an das Repräsentantenhaus richteten, nach der Gesetzestexte künftig auch auf Deutsch veröffentlicht werden sollten. Sie begründeten dies damit, dass viele Einwanderer noch kein Englisch sprächen. Dieser Antrag wurde mit 42 zu 41 Stimmen abgelehnt. Die entscheidende Gegenstimme soll der Speaker des Hauses, der Deutschamerikaner Frederick Augustus Conrad Mühlenberg, abgegeben haben. Sein Argument: "Je eher die Deutschen Amerikaner werden, desto besser."

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Auszüge aus dem Diskussionsforum SSN >>> hier

Alles in Ordnung also? Wir nehmen anglo-amerikanische Begriffe auf, die Amerikaner deutsche und so tauschen wir uns gleichwertig auf Augenhöhe aus? George Dubbleyuh sagt zu unserer Kanzlerin "Angela" und sie darf wahrscheinlich "Georgie" sagen und alle haben sich lieb und sind voller Achtung voreinander?

Falsch.

Das sprachliche Spiel amerikanischer Intellektueller mit ein paar deutschen Begriffen hat nichts mit der deutschen Unterwürfigkeit zu tun - das gilt jedenfalls so lange, bis mir jemand nachweist, dass in amerikanischen Kaufhäusern statt "SALE" "Schlussverkauf" steht; dass man in den USA keinen "long distance call" oder "global call" tätigt, sondern ein "Ferngespräch"; dass man im Textilhaus nach "Damenbekleidung" suchen muss, weil "women's wear" gestrichen ist; dass ein amerikanischer Fernsehsender mit dem deutschen Spruch "Es macht uns Spaß, Ihnen Spaß zu machen" wirbt statt mit dem Pro-7-Spruch "We love to entertain you"; dass auf amerikanischen Internetseiten steht "MP 3-Files for Herunterlading"  - und spätestens dann, wenn die Amerikaner für das Mobiltelefon nicht mehr das Wort "mobile" oder "cellphone" verwenden, sondern das wunderbare deutsche Wort "Handy" - dann gebe ich den Kampf um eine einigermaßen noch deutsche Sprache in Deutschland auf...