die
Nagelprobe
machen
Etwas genau
überprüfen
Der
Ausdruck stammt
wahrscheinlich aus Skandinavien: Wenn man bei einem Trinkgelage
nachweisen wollte, dass man sein Glas, nachdem man es auf jemandes Wohl
getrunken hatte, auch wirklich leer getrunken hatte, stülpte
man
es auf den Daumennagel - auf diese Weise konnte man deutlich machen,
dass wirklich kein Tropfen mehr herauskam. "Machen wir mal die
Nagelprobe" - Jetzt stellen wir doch einmal fest, wie die Dinge
wirklich liegen!
immer
der Nase
nach (und zwischen den Ohren durch)
immer geradeaus
So wies man früher Händlern und Gauklern, die die
nächstgelegene Burg und den
damit verbundenen Markt suchten, den Weg. Da Fäkalien einfach in
den
Burgraben entleert
wurden, wurden aufgrund des Gestankes einzelnen Gemäuer
teilweise
für einige
Jahre aufgegeben.
N.N.
Die Abkürzung, die man man oft an leeren Büros liest
bedeutet
"nomen
nominandum" oder auf deutsch: Der Namen ist noch zu nennen. Eine
weitere
Erklärung ist: "nomen nescio" = ich weiß den Namen
nicht.
nochmal
N.N.: "Abk. als Ersatz irgendeines Namens, wohl aus der im
röm.
Recht übl. Abk. N.N. für Numerus Negidius (Name des
Beklagten
in prozessrechtlichen
Beispielen)" Quelle: Der Brockhaus in zwei Bänden, 1977.
Demnach
war N.N.
wohl das altrömische Äquivalent zum
angelsächsischen
"John Doe".
Ach du
grüne Neune!
s. grüne
null-acht-fünfzehn
(0-8-15)
=von
geringem Wert,
langweiliger Durchschnitt
Im
Ersten Weltkrieg wurde von
der deutschen Armee bevorzugt ein bestimmter Maschinengewehr-Typ (MG)
eingesetzt. Dieses Gewehr kam erstmals 1908 zum Einsatz und
hieß
deshalb "MG 08". Im Laufe des Krieges wurde die Waffe weiterentwickelt
und jeweils mit der Jahreszahl des Erscheinungsjahres versehen (also,
15, 16, 17 ), damit die einzelnen Typen unterschieden werden
konnten. Das MG 08/15 von 1915 war im Gegensatz zum originalen
MG
eine leichtere Variante, die dadurch auch von der Infanterie eingesetzt
werden konnte und sehr populär wurde.
weiter lesen:
http://web.de/magazine/wissen/mensch/14790584_p3-heisst.html#.A1000145
sich etwas hinter die Ohren
schreiben
sich etwas merken
Die
Redewendung geht auf
einen mittelalterlichen Rechtsbrauch zurück, der bei der
Festlegung neuer Grundstücksgrenzen angewandt wurde: Beide
Parteien brachten zu den Verhandlungen ihre Kinder mit und gaben ihnen
an den neuen Grenzpunkten ein paar heftige Ohrfeigen, damit sie sich
auch in späteren Jahren an den Grenzverlauf
erinnern könnten.
Die Grenzlinien wurden also den Kindern hinter
die Ohren
geschrieben.
weiter lesen:
http://web.de/magazine/wissen/mensch/14790584_p4-heisst.html#.A1000145
O.
K.
die
Herkunft des Wortes
ist nicht geklärt. Viel spricht dafür, dass
die Wendung
auf eine verballhornte Abkürzung von "all correct" ("alles in
Ordnung") im amerikanischen Englisch zurückgeht. Um 1838 herum
machte man sich vor allem in Boston einen Spaß daraus,
seltsame
Abkürzungen zu erfinden und bewusst falsch zu schreiben. Aus
"oll
korrect" (=all correct) soll so "ok" entstanden sein.
Eine
andere Deutung
führt den Ausdruck, der heute zu den auf der Erde am meisten
verwendeten Wörtern gehört, auf die mangelnden
Sprachkenntnisse eines deutschstämmigen Generals
zurück: Er
soll Meldungen mit "all correct" unterzeichnet haben, schrieb
das
jedoch so, wie er es hörte: "oll korrekt".
Dass
"ok" sich aus dem
westafrikanischen "woukay" für "in Ordnung"
entwickelt habe,
ist dagegen doch eher eine sehr spezielle Ansicht...
weiter lesen:
http://web.de/magazine/wissen/mensch/14790584_p1-heisst.html#.A1000145
Otto
Normalverbraucher
Die Bezeichnung
für den Durchschnittsbürger geht
auf den Film "Berliner Ballade" zurück, der in den ersten
Nachkriegsjahren spielt. "Normalverbraucher" wurde jemand genannt, der
die durchschnittliche Anzahl von Lebensmittelmarken bekam. Kurios:
"Otto" heißt eigentlich "der Begüterte".
Warum der Name Otto sich durchsetzte (statt Hans, wie z.B. im
Sprichwort "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr"
oder alsHans
im Glück, als Prahlhans oder Faselhans, als Hänsel
mit Gretel
und als Hanswurst, der
früher auch Hans Narr genannt wurde und ursprünglich
Wurst-Hans = Vielfraß hieß), ist nicht recht
klar.
ein
Palaver abhalten
endlos labern.
Es handelt sich um einen Ausdruck aus dem
Portugiesischen: "palavra" wurde im Sinne von "Verhandlungen mit
Eingeborenen" benutzt. Das Wort, das über portugiesische
Händler an die afrikanische Küste kam, brachten
englische
Seeleute Ende des 18. Jahrhunderts in ihre Sprache ein.
Ich
kenne
meine Pappenheimer
Das Pappenheimer-Zitat stammt aus Schillers "Wallenstein". Wallenstein
lobt mit diesen Worten die Kürassierabordnung des
pappenheimschen
Regiments. Historischer Hintergrund waren die Kämpfe um
die Stadt Magdeburg während des
Dreißigjährigen Krieges.
Das
ist kein Pappenstiel.
Das
ist eine ganze Menge; umgekehrt hört man auch:
"Das ist keinen Pappenstiel wert" - das taugt überhaupt nichts.
Hier geht es nicht um "Pappe", es handelt sich vielmehr um eine
Verkürzung von "Pappenblumenstiel". Damit ist der hohle Stiel
des
"Pfaffenröhrleins" gemeint. Wir kennen diese Blume als
"Löwenzahn". Sie wurde zum Sinnbild des Wertlosen, da sie
für
allerlei Kinderspiele benutzt wurde.
Persilschein
Im zweiten Weltkrieg wurde der Ausdruck "den Persilschein erhalten"
für "den Gestellungsbefehl erhalten, eingezogen werden"
gebräuchlich. Es war für die Wehrpflichtigen
üblich,
beim Einrücken ihre Wäsche in Kartons mitzubringen.
Diese
Kartons besorgte man sich beim Händler um die Ecke, der hatte
meistens Waschmittelkartons übrig.
Den
Persilschein kennen wir heute als Nachweis einer makellosen politischen
Vergangenheit, vor allem in Bezug auf die Entnazifizierung nach dem
Ende des Dritten Reiches. Er wird vergeben, wenn die Vergangenheit
mit Persil weiß gewaschen wurde...
jem.
verpetzen
Das Wort "Petze" für einen Verräter wurde im 18.
Jahrhundert
durch die Theologiestudenten des Hallischen Waisenhauses in
die lokale Studentensprache eingeführt. Anfang des 19.
Jahrhunderts benutzte man es auch in anderen deutschen Städten.
Der
Ursprung
liegt wohl im rotwelschen Ausdruck "pazah" = "den Mund
aufreißen".
Man
hat schon Pferde
kotzen sehen...
...ist deshalb eine gute Metapher für Unwahrscheinlichkeiten,
weil
Pferde nicht
kotzen können. Sie haben keine Muskeln, die Speisebrei
rückwärts bewegen können.
Daher bekommen Pferde leicht Koliken.
Das
sind potemkinsche
Dörfer.
Etwas, das
hübsch herausgeputzt wird, um den eigentlichen, lausigen
Zustand
zu
verbergen, bezeichnet man als "potemkinsches Dorf".
Fürst Gregory Alexandrowitsch Potemkin, der Günstling
der
russischen Zarin Katharina II., war der Namensgeber dieser
Täuschung.
Als die Zarin das neu eroberte Krimgebiet besichtigen wollte,
ließ er Scheindörfer aus bemalten Kulissen
errichten,
um sie vom wahren Zustand der Region abzulenken.
Allerdings muss man feststellen, dass Herr Potemkin durchaus ein sehr
fähiger Staatsmann war, auch wenn er gelegentlich zu kleinen
Täuschungsmanövern griff.
als
Prügelknabe
herhalten
An jungen Edelleuten durfte früher die an sich verdiente
Prügelstrafe nicht vollzogen werden. An ihrer Stelle mussten
arme
Kinder, die für diesen Zweck "gehalten" wurden, die
Schläge
auf sich nehmen. Die wirklich Schuldigen mussten der Prozedur zusehen,
die von Rechts wegen ihnen galt.
pudelnass
sein
Der Pudel muss ja oft für Redewendungen herhalten. Im
Niederdeutschen heißt "pudel" ursprünglich
"Pfütze" und
"pudeln" "im Wasser plantschen".
Der Pudelhund war ein für die Wasserjagd gezüchteter
Hund, der "von Berufs wegen" oft klatschnass wurde. Daher auch der
Ausdruck
"wie ein begossener Pudel"
für jemand, dem
ziemlich übel mitgespielt wurde.
in
den (auch: ins) Puff
gehen
"Uff!",
sagte Winnetou,
setzte ein P davor und verschwand darin...Was der ungemein edle und
weitgehend sexfreie Apachenhäuptling natürlich nie
getan
hätte, dient bis heute vielen sexuell unbefriedigten Männern
als
willkommene Entlastung. Dabei war "Puff" bis ins 18. Jahrhundert ein
harmloses Brettspiel, das auf dem Umweg über die USA Ende des
20.
Jahrhunderts als "Backgammon" wieder nach Deutschland kam. Das Wort
rührte angeblich vom Geräusch des
aufschlagenden Würfels her. "Bessere" Herren
behaupteten im
Laufe der Zeit, wenn sie sich zu einem heimlichen Bordellbesuch
aufmachten, sie würden jetzt "Puff spielen" gehen. So ist das
harmlose Spiel allmählich zum Synonym für ein
Freudenhaus
geworden - nicht unähnlich dem Angebot an eine junge Dame, ihr
"die Briefmarkensammlung zu zeigen" (was heute natürlich
obsolet
ist und vermutlich durch eine Playstation oder Ähnliches
ersetzt
wird.)
Das
ist der springende Punkt.
s. springende
bis
in die Puppen
Die Redensart bezieht sich auf den zentralen Platz (Großer
Stern)
des Berliner Tiergarten.
"Puppen" waren die Standbilder aus der antiken Götterwelt von
Knobelsdorff, die Friedrich der Große zur Zierde des
zentralen
Platzes aufstellen ließ.
Im 18. Jahrhundert war der Tiergarten noch weit vom Zentrum der Stadt
entfernt. "Bis in die Puppen" bedeutete ursprünglich, noch
weit
laufen zu müssen. Später gingen dann auch lange
Feiern "bis
in die Puppen".
ein Quentchen
Glück...
... also ein kleines bisschen Glück, ist oft genau das, was
man
gerade braucht.
Das Wort Quentchen kommt aus dem Lateinischen quintus "der
Fünfte".
Ursprünglich bezeichnete man mit Quint wahrscheinlich den
Fünftel-Solidus oder
1/100 des karolingischen Pfunds. Die Gewichtseinheit Kölnische
Mark (in
Gebrauch von 1524-1857) wurde in 16 Lot zu 4 Quentchen eingeteilt. 1
Quentchen
entsprach demnach einem Gewicht von 3,654 Gramm.
Die Neuschreibvariante
"Quäntchen"
geht wohl irrtümlich davon aus, das das "Quentchen" von
Quantum
abstammt.
Jem.
mit Rat und Tat
unterstützen
Jemandem mit Dingen und Leistungen helfen. "Rat"
bezeichnete früher alles, was gut fürs leibliche
Leben war.
Wir kennen ja noch den "Hausrat", den "Vorrat" und alle
möglichen
"Geräte".
Etwas
ist recht und
billig.
Recht und billig ist etwas, das den geltenden
Rechtsgrundsätzen
entspricht. "Billig" wird erst seit dem 18. Jahrhundert in der
Bedeutung "kostengünstig" benutzt. Vorher war es
gleichbedeutend
mit "satzungsgemäß" oder "dem natürlichen
Rechtsempfinden
entsprechend". Ein billiger Preis war also ein angemessener
Preis.
Die alte Bedeutung kennen wir noch aus dem Begriff "etwas billigen",
gutheißen und dem Gegenteil "etwas missbilligen" = tadeln.
recht
und schlecht
---> schlecht und recht
vom
Regen in
die Traufe kommen
s. Traufe
sich
am Riemen
reißen
Wer sich zusammennehmen soll, wird oft mit diesem Ausdruck aus der
Soldatensprache des Ersten Weltkriegs aufgefordert. Wenn ein Soldat in
unordentlicher Uniform erwischt wurde, musste er sich am Riemen, also
am Gürtel reißen, um seine Uniform wieder in
einwandfreien
Sitz zu bringen.
Damit
hat er den Rubikon
überschritten.
Es handelt sich dabei um einen unumkehrbaren Schritt. Der Rubikon ist
ein kleiner Fluss in Italien, den Cäsar mit seinen Truppen
überquerte, um nach Rom zu ziehen. Damit begann der
Bürgerkrieg.
Cäsar prägte bei dieser Gelegenheit noch eine
weitere bekannte Redensart: "Alea iacta est!" - "Der Würfel
ist
gefallen!"
Guten Rutsch
ins neue Jahr!
Damit wünscht man kein "Hinübergleiten" ins neue
Jahr,
sondern Glück. Der "Gute Rutsch" kommt aus dem Jiddischen "a
gut
Rosch". "Rosch" ist wiederum aus dem Hebräischen "Rosch Ha
Schana"
(Anfang des Jahres) und "a gut Rosch" bedeutet somit "Ein gutes Jahr".
unter
aller Sau
Kommt vom Jiddischen "seo" = "Maßstab".
jem. die Schau stehlen
Dieser Ausdruck kommt aus der Welt des Theaters. Wer sich auf der
Bühne durch übermäßigen Einsatz so
in den
Vordergrund spielt, dass er einem anderen den Erfolg raubt, stiehlt
ihm die Schau.
Im englischen Sprachaum sagt man auch "to steal someone's show".
nach
Schema
F
Gleichförmige Abläufe sind nach dem
preußischen, immer
gleich aufzusetzenden Frontbericht benannt; der wurde mit "F"
bezeichnet.
sein
Scherflein
zu
etwas beitragen
Wenn jemand sein Scherflein zu etwas beiträgt, dann gibt er
ein
wenig Geld oder
eine andere geringe Gabe zu einem größeren Ganzen
dazu. Ein
Scherf war ein
halber Pfennig oder Obol seit den Karolingern (8./9. Jh.). Die
Bezeichnung
Scherf entstand aus dem Lateinischen scripulum
und wandelte sich von scrip,
scirp, scerp in
althochdeutsches
scerpf und heutiges Scherf
um. Mundartlich ging
der Begriff auf kleine Münzen im Allgemeinen über.
"Schindluder
treiben"
Ein "Schindluder" war ein todkrankes Tier, das zum Schinder (zum
Abdecker) kam. "Luder" hieß das Fleisch von so einem Tier,
das
als Lockfutter für Raubwild benutzt wurde. "Schindluder" war
also
ein grobes Schimpfwort, wurde aber auch schon mal scherzhaft benutzt.
Wenn jemand die u. U. derben Späße seiner Freunde
satt hat,
ruft er aus "ich lass' doch nicht Schindluder mit mir spielen". Er
lässt sich also nicht behandeln wie ein dem Tod geweihtes Tier.
schlecht und recht durchs
Leben gehen
leben, so gut es geht
Ursprünglich war das ein Lob, denn "schlecht" bedeutete
"gerade,
rechtschaffen". Nachdem das Wort "schlecht" seinen heutigen, negativen
Sinn erhalten hatte, kam als Ersatz für die alte Bedeutung das
ähnlich klingende Wort "schlicht" in Gebrauch.
jem. auf den Schlips
treten
Damit ist nicht etwa die Krawatte gemeint, die wäre ja auch
schwer
mit dem Fuß zu erreichen. Das niederdeutsche Wort "slip"
bedeutete "Hemdzipfel" oder "Rockschoß".
Schlitzohr
Gesellen bestimmter Zünfte trugen als Zeichen ihrer
Zunftangehörigkeit
Ohrringe. Verstießen sie gegen die Regeln ihrer
Zünfte,
benahmen sie sich also
"unzünftig", so wurde ihnen dieser Ohrring auf relativ
schmerzhafte
Art entfernt. Man riß ihn einfach aus dem Ohr. Das Ergebnis
war
ein
"Schlitzohr".
Eine andere Erklärung besagt, dass Bäcker, die zu
kleine
Brötchen gebacken
hatten, mit dem Ohr an die Kirchentür genagelt wurden. Um sich
zu
befreien, mussten
sie sich losreißen. Das Ergebnis: s. o..
Hier ist Schmalhans
Küchenmeister.
Wo Schmalhans
Küchenmeister, also Koch ist, da gibt es nicht viel zu essen.
Die
Redewendung geht darauf zurück, dass der Name "Hans" oft als
allgemeine Bezeichnung für den männlichen Menschen
benutzt
wurde. (s. auch Artikel zu "Otto Normalverbraucher"). Da man
früher aus der Figur des Kochs auf die Qualität der
Küche schloss, konnte es mit dem Essen nicht weit her sein,
wenn
ein dünner (schmaler) Koch am Herd stand.
Schmiere
stehen
Bei Diebstahl oder anderen Vergehen aufpassen, daß die
Täter
nicht überrascht
werden. - Aus der Gaunersprache, dem hebräischen schemirah =
Bewachung,
Beaufsichtigung entlehnt.
Herein,
wenn's kein Schneider
ist!
War ursprünglich eine Floskel bei den Zunfttreffen der
Schneider.
Mit den Worten "Herein, wenn's ein Schneider ist", wurde
Zunftmitgliedern der Eintritt gewährt.
Da die Sitzungen der Schneidergesellen bei "offener Zunftlade"
stattfanden, handelte es sich um eine streng geschlossene Gesellschaft,
die darauf achtete, keine Zunftfremden herein zu lassen.
Die Zunftlade war eine Art Truhe, in der die geheimen Unterlagen der
Zunft aufbewahrt wurden.
In unserer Zeit wird die Aufforderung nur noch als Parodie auf den
Zunftbrauch benutzt.
Das
ist mir schnuppe.
Die "Schnuppe" ist das verkohlte Ende eines Kerzendochtes. Und wenn
einem etwas schnuppe ist, dann ist es ihm so viel wert wie das
verkohlte Ende eines Dochtes - also nichts. In Berlin wurde der Begriff
wohl ab 1850 verwendet.
"Schnuppe" kommt vom mittelalterlichen Wort "snuppen" und bedeutet so
viel wie "putzen". Der Docht einer Kerze musste früher
geputzt werden.
Und
"Sternschnuppe" heißt
es, weil man dachte, es sei ein Stück Abfall vom Stern
weggeputzt
worden.
Mein
lieber Scholli!,
rufen wir, wenn
wir unser Erstaunen über etwas ausdrücken wollen. Ein
Erklärungsansatz besagt, dass der Ausruf auf das
französische
Adjektiv "joli" (=hübsch) zurückzuführen
ist, etwa in
der Bedeutung: "Na, mein Hübscher, das war aber
höchste Zeit!"
Der andere
Erklärungsansatz geht davon aus, dass es diesen "Scholli"
wirklich
gegeben hat: Es soll sich um
Ferdinand Joly handeln, einen Studenten, der wegen eines
mysteriösen
Vorkommnisses 1783 von der Salzburger Universität verjagt
wurde.
Bis zu seinem Tod im Jahre 1823 führte er ein unstetes
Leben, zog singend, dichtend und schauspielernd übers Land
etc.
und machte wohl eine Menge seltsame Dinge.
Er war
gewissermaßen der Urvater der "Aussteiger".
Schorle
Die Bezeichnung "Schorle" für ein Mixgetränk aus
Wasser und
Wein
leitet sich wohl von dem Trinkspruch eines französischen
Offiziers
ab, der im
19 Jhd. in Deutschland stationiert war (in
Würzburg ?). Vor
jedem Glas
pflegte er zu sagen:"Toujours l'amour"
also in etwa: "jeden Tag
Liebe". Daraus wurde "Schorlemorle" und dann
die Kurzform "Schorle".
aus
echtem Schrot
und Korn
echt, von untadeligem
Charakter
Wenn ein Mensch von echtem Schrot und Korn ist, hat er einen
untadeligen
Charakter, aber wieso Schrot, warum Korn? Die beiden Begriffe stammen
aus dem Münzwesen:
Schrot
bezeichnet das Raugewicht einer Münze, also
das Gesamtgewicht
der Münze, ihren Edelmetallanteil ebenso wie die beilegierten
unedlen Metalle.
Das Korn
einer Münze ist dagegen das Feingewicht, das
Gewicht des
Edelmetalls in einer Münze.
Münzen aus echtem Schrot und Korn waren in Zeiten der
Münzverschlechterung natürlich
immer besser angesehen.
auf
Schusters
Rappen
zu Fuß
Damit sind schwarze Schuhe, also die "Pferde", die der Schuster
verkauft, gemeint.
Was
schwant
mir, wenn mir etwas schwant?
Der "Schwan" spielt bei
der Floskel durchaus eine Rolle, aber
ganz verschlüsselt: Es handelt sich vermutlich um eine
gelehrte
Scherzübersetzung des lateinischen "olet mihi" = "es ahnt mir"
Im studentisch/scherzhaften Gebrauch wurde das ähnlich
klingende
"olor" = "Schwan" eingebaut. Auch in der deutschen Übersetzung
ergab sich so ein Gleichklang.
andere
Deutung:
Mir schwant
Böses.
Ich ahne
großes Unheil.
der
Ausdruck nimmt die Fabel vom Schwan auf, die besagt,
dass dieser seinen Tod voraussieht und sich mit
süßem,
unerhörtem Gesang ("Schwanengesang") vom Leben verabschiedet.
Unter "Schwanengesang" wird die letzte Äußerung
eines
sterbenden Organismus verstanden.
etwas ans Schwarze Brett anschlagen
Früher, vor Erfindung der Registrierkassen, hatten Wirte
für
ihre Stammgäste ein schwarzes Brett an der Wand, auf
dem
diese mit Kreide etwas anschreiben
lassen konnten, wenn sie gerade knapp bei Kasse waren. Dem Schuldner
wurden seine Außenstände also angekreidet.
Wer nicht bezahlt hatte, stand eben beim Wirt in
der Kreide. Etwa im 17.
Jahrhundert wurde aus dieser Tafel dann
eine Anschlagtafel für öffentliche Verlautbarungen.
Da sich
die Version "weiße Kreide auf schwarzem Brett"
bewährt
hatte, blieb man dabei.
Auch auf Internetseiten findet man noch häufig virtuelle
"Schwarze
Bretter" - etwa in den Informationen, die eine Gemeinde oder
Universität herausgibt.
hinter
schwedischen
Gardinen sitzen
im Gefängnis sitzen
Aller Wahrscheinlichkeit nach bezieht sich "Gardine" auf einen
verniedlichenden Ausdruck aus der Gaunersprache für das Gitter
und
"schwedisch" waren die Gardinen, weil der hochwertigste Stahl, aus dem
natürlich auch die Gefängnisgitter "gewebt" wurden,
aus
schwedischem Erz hergestellt wurde.
Kein
Geld, keine Schweizer!
Es gibt nichts ohne Gegenleistung.
Bei den "Schweizern" handelt es sich
um die Gardesoldaten, die an vielen europäischen
Höfen
dienten. Heute leistet sich nur der Vatikan eine Schweizergarde.
Diese Söldner
achteten
sehr genau auf pünktliche Zahlung ihres Soldes. Blieb
der aus, brachen sie schon mal einen Krieg ab, wie 1521 im
Falle der Belagerung Mailands durch Franz I.
Humorvoll wieder aufgenommen in dem französischen Erfolgsfilm
"Intouchables" (Ziemlich beste Freunde), wo der "Pfleger" Driss dem vom
Hals abwärts gelähmten Protagonistenb Philippe ein
Stück Schokolade verweigert, mit den Worten: "Keine Arme,
keine Schokolade..."
Schwein
haben
- überraschend und ohne eigenes Zutun Glück haben
Schon im Mittelalter gab es Wettbewerbe in den unterschiedlichsten
Kategorien (Pferderennen, Armbrustschießen), für die
es zum
Teil wertvolle Preise gab. Der Letzte bekam dagegen einen Trostpreis,
einen Spottpreis: ein Schwein, das er durch die Stadt treiben musste.
Die Schande war damals wohl größer als die Freude
über
ein immerhin ganzes Schwein - aber letzten Endes hatte man sich durch
die Niederlage zwar lächerlich gemacht, aber immerhin
etwas Wertvolles dafür bekommen. Man hatte als Schwein gehabt, war
noch einmal
davongekommen - Glück
im Unglück.
sein
Schwert
in die Waagschale werfen
Als die Gallier 390 v. Chr. die Römer besiegt hatten,
forderten
sie einen hohen Tribut. Die Römer beschwerten sich, dass die
Gallier die geforderten 1000 Pfund Gold mit manipulierten Gewichten
abgewogen haben wollten. Der Gallierkönig Brennus konnte so
ein
mädchenhaftes Gewinsel überhaupt nicht haben und warf
auch
noch sein Schwert in die Waagschale. Dazu sprach er noch die
berühmten Worte: "vae victis", also "wehe den Besiegten.!Q
"
im siebten Himmel
schweben
s.u.
auf Wolke sieben
Das
ist ja die reinste Sisyphusarbeit.
Sisyphus, der Gründer und erste König Korinths, galt
als der
verschlagenste und gewinnsüchtigste unter den Menschen. Als
Strafe
für seine Schlechtigkeit musste er im Tartarus, der
Unterwelt, einen
Felsen einen hohen Berg hinaufwälzen, und damit es ihm nicht
langweilig wurde, rollte der Fels, kaum war er oben, wieder ins Tal und
das Ganze begann von vorne.
Im Gedenken an dieses große Vorbild nennt man heute sinnlose,
niemals enden wollende Arbeit "Sisyphusarbeit".
Wer zu spät
kommt, den bestraft das Leben.
angeblich von Michail Gorbatschow zu Erich Honecker gesagt, kurz bevor
die DDR zusammenbrach
Das hat Gorbatschow aber so nicht gesagt.
Im russischen Original heißt es bei wörtlicher
Übersetzung, dass es "gefährlich für
denjenigen wird,
der nicht auf das Leben reagiert". Gorbatschow spielte damit deutlich
auf die sture Haltung der DDR-Regierung an, die keine angemessene
Reaktioin auf den wachsenden Unwillen der Bevölkerung fand.
splitternackt
sein
Schon
im 15. Jahrhundert war
man "splitternaket", also ganz nackt.
Den
Ursprung hat
die
Wendung wahrscheinlich in "splinternackt". "Splint" ist die
Faser- bzw. Bastschicht, die zwischen der Rinde und dem Stammholz
eines Baumes liegt. Daher wohl auch die Form "splitterfasernackt". Ein
Stamm ist erst dann ganz nackt, wenn neben der Rinde auch der Splint
entfernt wurde. "Splinternackt" bedeutet also, nackt
bis unter den Splint, also "ausgezogen bis aufs Holz".
etwas
springen
lassen
etwas
für andere ausgeben, spendieren
Im Mittelalter war Münzfälschung weit verbreitet. Wer
den
Verdacht ausräumen wollte, dass die Silbermünze, mit
der er
zu bezahlen gedachte, eher aus minderwertigem Metall bestand,
ließ sie auf den Tisch fallen - der Klag verriet
gewöhnlich,
ob es sich um Silber oder eben weniger wertvolles Metall handelte. Man
ließ vor dem Bezahlen also die Münze springen.
das ist der springende
Punkt
Diese
Redewendung ist auf Aristoteles zurückzuführen. Er
spricht in einem seiner Bücher davon, dass sich im
Weißen
des Eies das Herz des werdenden Vogels "als ein Blutfleck" anzeige;
dieses Zeichen hüpfe und springe. In einer
Übersetzung wurde
das Ganze dann mit "quod punctum salit..." als "springender Punkt"
wiedergegeben.
den
Stab
über jemanden brechen
So sagt man, wenn über jemanden ein hartes Urteil
gefällt
wird.
Der
Richter
trug früher als Zeichen seiner Position den sogenannten
Gerichtsstab. Mit ihm gebot er Ruhe und die Versammlung blieb
beisammen, solange er ihn in der Hand hielt. Legte er ihn ab, galt die
Versammlung als geschlossen.
Wurde
ein
zum Tode Verurteilter zum Henker geführt, so zerbrach der
Richter
direkt vor der Hinrichtung den Stab über dessen Haupt und
sprach:
"Nun
helfe dir Gott, ich kann dir
nicht mehr
helfen." Das irdische Urteil
war damit unwiderruflich.
wider
den Stachel
löcken
Der Ausspruch stammt vom Ochsentreiben. Der Stachel war der Stock des
Ochsentreibers und "löcken" ist ein veraltetes Wort
für
ausschlagen.
jem. die Stange halten
Im mittelalterlichen Recht gab es die Sitte, jedem Kämpfer im
gerichtlichen Zweikampf einen Sekundanten zur Seite zu stellen, der
eingreifen musste, wenn die Regeln es erforderten. Er "hielt seinem
Mann die Stange", unterstützte ihn also bei seiner Aufgabe.
Im
Landrecht
des "Schwabenspiegels" gab es den Passus:
"Ir
ietwederm sol der rihter einen
man geben, der ein stange trage, die
soll der über den haben, der da gevellet".
Bei Turnieren gab es den "Grieswart", auch "Stängler" genannt.
Er
hatte die Aufgabe, den Kämpfern beizuspringen, die aufgeben
wollten. Wer "die Stange begehrte", wollte aufgeben.
Dreck
am Stecken
haben
Wer "Dreck am Stecken hat", hat zwar (z.B. nach einem Marsch durch den
Schmutz) seine Schuhe gereinigt, trägt aber den
verräterischen Dreck noch immer mit sich herum.
So jemand hat also
kein
reines Gewissen, ist ein Heuchler etc.
Steckenbrunzer
In alten Heimatfilmen
sieht man oft, dass die Dorfobersten
(in früheren
Tagen, jene die es sich leisten konnten das Wirtshaus auch wochentags
zu
besuchen) neben einem auffallend herausgeputzten
Äußeren
fast immer auch einen
Stock (Stecken) mit sich führten, auch wenn keinerlei
medizinische Indikation
das erforderlich machte.
Damals hatten die meisten Dorfwirtshäuser in der
Gaststube einen Lehmboden. Wenn sich nun die Männerwelt
des langen und des breiten über sehr wichtige Themen zu
unterhalten pflegte, forderte irgendwann die Blase den
direkten Weg auf
die Toilette. Um sich eben jenen Weg zu ersparen, wurde das
"Hosentürl"
(unter dem Tische) in noch sitzendem Zustand geöffnet, der
Stecken
angelegt und
die Flüssigkeit rann am Stab entlang in den Lehmboden. Einer
der
wenigen Fälle,
wo alte Bräuche zu Recht ausgestorben sind.
Das ist mein Steckenpferd.
Bedeutet: Das ist mein Hobby. Der Begriff Steckenpferd bezeichnete
natürlich ursprünglich das bekannte Kinderspielzeug.
Durch
die Übersetzung der englischen Floskel "hobby horse" aus dem
Buch
"Tristram Shandy" wurde "Steckenpferd" als Bezeichnung für
einen
(nutzlosen) Zeitvertreib im deutschen Raum gebräuchlich.
aus
dem Stegreif
sprechen
"Stegreif" = Steig-Reif(en) - so hieß früher die
einfache
Ringform des Steigbügels. Aus dem Stegreif sprechen bedeutet
"ohne
alle Vorbereitung".
Königs- und Fürstenkuriere verlasen die Erlasse ihres
Herrn
ohne abzusitzen "aus dem Stegreif" und
ritten dann gleich weiter.
Bei jem. einen Stein im
Brett haben
Die Redewendung ist schon ziemlich alt. Einen ersten Beleg findet man
in Johann Agricolas "Sprichwörtersammlung" von 1529: "Ich hab
eyn
guten steyn im brette". Ursprung der Redensart ist ein Brettspiel: das
"Puffspiel" (--> s.o. Puff) oder auch "Tricktrack".
Im
Spiel hat derjenige einen guten Stein im Brett, der zwei
nebeneinander liegende Felder mit seinen Steinen belegt hält,
da
er so dem Mitspieler das Gewinnen erschwert. Ein guter Freund, der
einem zur Seite steht, wird metaphorisch "als guter Stein im Brett"
bezeichnet.
im
Stich
lassen
Kommt aus der Zeit der Ritterturniere.
Falls ein Ritter stürzte, verletzt wurde oder sonstwie
behindert
war, musste ihn sein Knappe aus der Gefahrenzone ziehen.
Tat er das nicht rechtzeitig, hatte es zur Folge, dass sein
Herr für einen weiteren Stich liegen blieb.
einen
Stiefel
vertragen können
Trinkgefäße in Form von Stiefeln sind schon seit dem
16.
Jahrhundert belegt. Diese Form geht eventuell darauf zurück,
dass
einst wirklich aus Stiefeln getrunken wurde. Natürlich nicht
aus
Fußbekleidung, sondern im "Ruodlieb", dem ältesten
Abenteuerroman deutscher Sprache (um 1030), werden die ledernen
Weinbeutel scherzhaft "Stiefel" genannt.
Es gibt
auch
einige Anekdoten, die besonders trinkfeste "Helden" beschreiben, die in
einem Zug ganze Reiterstiefel leeren konnten. Ein Beispiel ist der
"Trunk von Rothenburg", durch den im Jahre 1631 der
Bürgermeister
seine Stadt vor Tillys Truppen rettete.
über
Stock und Stein
Schon um 1300 benutzte man diese Alliteration.
Die bekannten Literaturstellen beschreiben Situationen auf Waldwegen,
wo Wurzelstöcke und Steine den Weg für die Wanderer
unbequem
machen.
Grenzmarkierungen (Steine und Stöcke) werden in den alten
Texten
nicht erwähnt.
ein
Stoppelhopser
sein
Der
Begriff
kam um 1870 auf und bezeichnet einen Infanteristen. Manöver
fanden
gewöhnlich im Herbst statt, und zwar auf den abgeernteten,
stoppeligen Feldern.
über
die Stränge
schlagen
Einer, der in ausgelassener Stimmung zu weit geht, schlägt
über die Stränge. Man vergleicht ihn mit unwilligen
Kutschpferden, die bocken und dabei über das Geschirr, die
Zugstränge, ausschlagen.
mit
jemandem einen Strauß
austragen
Hier werden keine Laufvögel ausgeliefert, sondern man
prügelt sich mit jem.
Die Redensart ist wohl am ehesten im süddeutschen Raum
gebräuchlich.
Das Wort "Strauß" stammt von dem mittelhochdeutschen Verb
"striuzen" für "sträuben, streiten" ab.
auf
den Strich gehen
Die Redensart wird häufig mit dem Balzflug der Schnepfe, dem
in
der Jägersprache so genannten "Schnepfenstrich", in Verbindung
gebracht.
Da "Schnepfe" auch ein Schimpfname für liederliche Weibsbilder
war, ist dieser Ursprung durchaus plausibel.
Apropos
Jägersprache, auch folgende Worte und Redewendungen sind der
Jäger- und Forstsprache entlehnt: sich drücken,
rumasen, auf den Busch
klopfen, einen Bock schießen, auf den Leim gehen, erpicht
sein,
Fallstricke legen, aufscheuchen, aufgebracht, Hasenpanier ergreifen,
der Reinfall, auffliegen, jemanden hochgehen lassen, die
Hörner
abstoßen, verludert, durch die Lappen gehen, sich mausig
machen,
nachstellen, in der Patsche sitzen, Pechvogel, Schießhund,
auf
die Schliche kommen, zur Strecke bringen, auf der Strecke bleiben, sich
in etwas verbeißen, Lockvogel...
Etwas
nach Strich
und Faden überprüfen
Eine Redewendung aus dem Weberhandwerk. Der Meister prüfte das
von
seinen Gesellen hergestellte Tuch "nach Strich und Faden", also ganz
exakt, um das Material zu überprüfen und
festzustellen, ob
der Geselle sorgfältig gearbeitet hatte.
Ich
bin zur Zeit Strohwitwer
Ein Mann, der
vorübergehend allein lebt wird, im Volksmund "Strohwitwer"
genannt. Er ist
allein gelassen, hat niemanden, der das Stroh, also das Bett,
mit ihm teilt, genießt aber auch einige Freiheiten.
Zumindest bis Mutti wieder zu Hause ist und das Chaos vorfindet, das
der Alte angerichtet hat, während sie bei ihrer Schwester
war...
Der
Kerl ist ein Stümper
Einen Pfuscher nennt man auch Stümper. Der Begriff kommt aus
dem
Zunftwesen. Ein "stümpler" war ein Handwerker, der nicht
zünftig gelernt hatte und daher angeblich mit stumpfem
Werkzeug
herumdilettierte.
In
den
Zunftordnungen wurde Stümpern und Pfuschern angedroht, ihr
Handwerkszeug und ihre Arbeiten zu konfiszieren. Der Grund
dafür
war vor allem, dass sie die Zunftpreise unterboten, und das konnten die
zünftig ausgebildeten Männer damals gar nicht leiden.
Sündenbock
In vielen Religionen herrscht die Vorstellung, dass die Sünde
auf ein anderes
Wesen übertragen werden könne. Damit ist auch die
Geschichte
vom Sündenbock
im Alten Testament in Verbindung zu bringen. Im 16. Kapitel des 3.
Buches Mose
wird erzählt, dass Gott Aaron befohlen habe, zwei
Ziegenböcke zum Sündopfer
zu nehmen; den einen solle er als Opfer schlachten, den anderen in der
Wüste
lassen. Über den für die Wüste bestimmten
Bock
jedenfalls heißt es dann: "Und
wenn er (Aaron) vollbracht hat das Versöhnen des Heiligtums
und
der Hütte des
Stifts und des Altars, so soll er den lebendigen Bock her(zu)bringen.
Da soll
denn Aaron seine beiden Hände auf sein Haupt legen und
bekennen
auf ihn alle
Missetat der Kinder Israel und alle Übertretung in allen ihren
Sünden, und
soll sie dem Bock auf das Haupt legen und ihn durch einen Mann, der
bereit ist,
in die Wüste laufen lassen, daß also der Bock alle
ihre
Missetat auf sich in
eine Wildnis trage."
Das
ist tabu
Ein Verbot wird heute gerne als ein "Tabu" bezeichnet. Das Wort kommt
von ganz weit her, und zwar aus Polynesien. James Cook lernte den
Begriff 1777 kennen, als er auf den Tonga-Inseln vorbeischaute.
Ein
Tabu war
für die Eingeborenen etwas, das für eine bestimmte
Gruppe auf
Grund einer heiligen Sitte verboten war.
Tacheles
reden
Probleme, Zwistigkeiten klar und ohne Schönfärberei
ansprechen
"Tacheles" kommt aus dem Jiddischen und bedeutet "Zweck,
zweckmäßiges Handeln". Im Wortsinn bedeutet
"Tacheles reden"
also "zweckmäßig reden, zur Sache kommen."
Tamtam um etwas machen
Jemand, der übermäßige Aufregung zeigt,
wird oft mit
dem Ruf: "Nu' mach doch nich' so'n Tamtam!", zur Ruhe gebeten. Das Wort
kam über Frankreich zu uns.
Es ist die lautmalende Beschreibung der indischen Eingeborenentrommel.
Tantalusqualen erleiden
Der Grieche Tantalos trieb seine Spielchen mit den Göttern.
Erst stahl er die "Götterspeise" Ambrosia von deren Tafel und
verputzte sie mit seinen Kumpels, dann erzählte er
auch noch göttliche Geheimnisse weiter.
Zuletzt wollte er die Allwissenheit der
Götter testen. Dazu schlachtete er seinen Sohn Pelops und
setzte ein aus ihm zubereitetes Gyros den Göttern als Festmahl
vor. Irgendwo gibt es aber immer eine Grenze, die Götter
verdammten ihn zu endlosen Qualen.
Er musste bis zu den Knien im Wasser stehen, aber immer wenn er sich
zum Trinken bückte, verschwand das kühle Nass.
Über ihm
hingen Fruchtzweige, aber sobald er nach ihnen griff, blies der Wind
sie aus seiner Reichweite.
Die Original-Tantalusqualen sind also Hunger und Durst. Aber
später wurde jede Art von Schmerz und Qual so bezeichnet.
Den Teufel
an die Wand malen
Ein Unglück heraufbeschwören; den Namen des Teufels
zu nennen
oder gar ihn bildlich darzustellen, galt als unweigerliches Mittel, ihn
herbeizulocken. Deshalb wurde auch in Flüchen vermieden, den
Namen
des Teufels auszusprechen (z.B. Hol's der Kuckuck! statt Hol's der
Teufel! - Zum Kuckuck! statt Zum Teufel!)
In Teufels
Küche kommen
In eine sehr schwierige Situation kommen
Eine
Tartarennachricht
erhalten
Diese Bezeichnung für eine unglaubwürdige Botschaft
beruht
auf einer wahren Begebenheit.
Berittene
tartarische Kuriere brachten während des Krimkriegs die
Nachricht
nach Bukarest, dass Sewastopol gefallen sei. War es in Wirklichkeit
noch gar nicht, aber die Nachricht übte nachhaltigen Einfluss
auf
Politik und Börse aus.
Wenn man sich die
Vorgänge
an den internationalen Börsen ansieht, ist "Tartarennachricht"
ein ziemlich aktueller Begriff...
Kurz
vor Toresschluss
Gerade noch rechtzeitig. Wer im Mittelalter und auch noch spät
in
eine Stadt hinein wollte, obwohl die Tore schon geschlossen waren,
musste einen "Torgroschen" entrichten. Vorher litt er
wahrscheinlich unter "Torschlusspanik", also der panischen Furcht, zu
spät zu kommen.
Vom
Regen in die Traufe kommen
von einer schlimmen Situation in eine noch schlimmere geraten
Die
Traufe ist ein Abfluss
in der Dachkante, aus dem das auf dem Hausdach gesammelte Regenwasser
abfließt. Bei starkem Regen entsteht ein ziemlich heftiger
Wasserfall.
Wer aus dem Regen in die Traufe gerät, hat ein Problem
umgangen,
fällt dafür aber einem noch
größeren zum Opfer
Treulose
Tomate
Der Vergleich eines unzuverlässigen Zeitgenossen mit dem
beliebten
Gemüse stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zeit nach
dem
Ersten Weltkrieg.
Es war ein Schimpfwort der Deutschen für die als
unzuverlässig und treuebrüchig geltenden Italiener.
Da in
Italien große Mengen Tomaten angebaut und verzehrt wurden,
identifizierte man die Italiener bald mit dem Gemüse. Ein
anderer
kulinarischer Schmähausdruck für die
Südeuropäer
war "Treubruchnudeln".
Die Italiener hatten im Ersten Weltkrieg gegen Österreich
gekämpft, um einige Grenzgebiete einzugemeinden. Den 1886
geschlossenen Dreibund zwischen Deutschland, Österreich/Ungarn
und
Italien ignorierten sie dabei ganz einfach.
Heute wird als scherzhafte, mitunter auch abwertende
Kollektivbezeichnung für die Italiener "Spaghetti" verwendet.
Jmd.
auf Trab
bringen
Bei allen Redewendungen in denen "Trab" oder "Trapp" vorkommt, bezieht
man sich auf die schnelle Pferdegangart (s.
"Trabrennen"). Im Gegensatz zum "Schritt" ist Trab schon
bedeutend zügiger, wenn auch nicht so schnell wie Galopp.
türmen
gehen
= fliehen
In
den
Burgen war der Turm der Zufluchtsort, an den sich diejenigen
zurückzogen, die nicht kämpfen konnten oder wollten.
jemand
überführen
jem. eine
strafbare Handlung nachweisen
In der Zeit vor Fingerabdruck und DNA-Analyse war es nicht leicht,
einem Straftäter seine böse Tat nachzuweisen. Bei
Morden
bediente man sich deshalb eines Gottesurteils: Der Verdächtige
wurde zu dem Opfer hingeführt und musste dort die Hand auf die
Wunde legen. Fing diese an zu bluten, war der Beweis erbracht, der
Täter überführt.
etwas unverblümt
sagen
ohne Umschweife,
geradeheraus sagen
Eine Dame konnte einem Freier ihre Ablehnung durch die Blume sagen oder
es ihm unverblümt, also ohne Umschweife, direkt ins Gesicht
sagen.
--> durch
die Blume sagen
jem.
nicht ungeschoren
davonkommen
lassen
jem.
nicht verschonen
Der Ausdruck könnte - was naheläge - aus der
Schafzucht
kommen: Wenn es Zeit zum Scheren war, blieb kein Schaf ungeschoren,
wurde also nicht verschont. - Er könnte aber auch dem
mittelalterlichen Rechtswesen entstammen: Wenn einem Mann der Bart und
einer Frau die Haare zur Strafe abgeschnitten wurden, waren sie entehrt.
Verflixt
und zugenäht
"Verdammt und
zugenäht" ist eine Steigerung des
einfachen
Fluches
verdammt, verflucht, verflixt etc. Die Erweiterung stammt aus dem
Schluss eines Studentenliedes: "...da hab ich meinen Hosenlatz
verflucht und zugenäht".
Eine andere Deutung ist,
dass der Ausruf "Verflucht und zugenäht!" dann gebraucht
wurde,
wenn beim studentischen Fechten einer der Paukanten einen schweren
Schmiss erhielt, der sofort genäht werden musste.
Verflixt ist ein Euphemismus (= beschönigender
Ausdruck)
für das religiös bedenkliche Fluchwort "verdammt"
verkatert
sein
Einen Kater
haben s.dort
sich verzetteln
sich
mit zu vielen (nebensächlichen) Dingen beschäftigen,
nicht zum Wesentlichen kommen
---> anzetteln
Jemand/
etwas ins Visier
nehmen
jemand oder etwas
genauer untersuchen, zumeist in sehr
kritischer Absicht.
Wenn der Ritter das Visier, also die Augenklappe an seinem Helm,
hochklappte, bedeutete das, dass er seinem Gegenüber
freundlich gesinnt wear. Dem entsprechend bedeutete das Herunterklappen
des Visiers, dass er vermutlich feindliche Absichten hegte und sich auf
einen Kampf einstellte.
Einen
Vogel haben
nicht bei Verstand sein
Nach
altem Volksglauben
waren Geistesgestörte nicht nur behext, in manchen
Fällen
nisteten Vögel in ihrem Kopf. Daher auch: "Bei dir piept's
wohl!".
vögeln
vulg. für
Geschlechtsverkehr haben
Schon ab dem 16. Jahrhundert ist die Wendung in der sexuellen Bedeutung
bekannt. Sie geht vermutlich darauf zurück, dass adlige Damen
in
dieser Zeit zu ihrer Unterhaltung Singvögel im Zimmer hatten.
Wenn
die Dame einen Käfig in das geöffnete Fenster
stellte,
signalisierte sie damit dem Liebhaber, dass er "zu den Vögeln"
kommen konnte. Von "zu den Vögelb" bis "zum Vögeln"
war
sprachgeschichtlich nur ein kleiner Schritt.
sein
Waterloo
erleben
eine finale Niederlage erleiden
Der Ausdruck bezieht
sich auf die Schlacht bei Waterloo im Jahre 1815, bei der
Napoleon von den vereinten Armeen Englands und Preußens
vernichtend geschlagen wurde.
Waterloo liegt in der belgischen Provinz Brabant, daher wird der
Ortsname auch nicht englisch "Woterlu" ausgesprochen, sondern so wie
man es schreibt, mit langem "o".
wegwerfende" Handbewegung
s.u.
"in den Wind schlagen"
die
Weisheit
nicht mit dem
Löffel gefressen haben
dumm sein
Offensichtlich wird
die Weisheit für etwas Flüssiges gehalten, denn man
vermutet
bei
Menschen, die man für dumm hält, dass sie die
Weisheit nicht
mit dem
Löffel gefressen haben – oder eben einfach nicht
besonders
viel
Weisheit abbekommen haben.
gegen Windmühlen
kämpfen
einen sinn- und
aussichtslosen Kampf führen
Die Wendung bezieht sich auf eine Episode in Miguel de Cervantes
weltberühmtem Roman "Don Quixote": Der Titelheld sieht eine
Reihe
von Windmühlen und hält sie in seinem Wahn
für
vielarmige Riesen, die es zu bekämpfen gilt.
in den Wind
schlagen
einen Rat
geringschätzig ablehnen
Schon im 13. Jahrhundert wird im "Sachsenspiegel" über eine
Form
des Gottesurteils berichtet. Wenn ein Beklagter nicht zu einem
gerichtlich angeordneten Zweikampf erschien, galt er automatisch als
schuldig. Damit der Kläger aber als Sieger in der
Auseinandersetzung bestätigt werden konnte, musste er dreimal
eine
schlagende Handbwegung machen, also "in den Wind schlagen". Die "wegwerfende"
Handbewegung
als Ausdruck der Geringschätzung ist vermutlich auch auf
diesen
Rechtsbrauch zurückzuführen.
Auf Wolke 7
schweben
Augenblicke
höchsten Glücks erleben
In der jüdischen, christlichen und islamischen Mythologie
stellte
man sich vor, dass die (flache) Erde überwölbt sei
von sieben
Kristallsphären oder Himmeln. Der siebte Himmel war am
nächsten bei Gott, sich dort aufzuhalten, bedeutet also
äußerstes Glück: Dann war man im siebten
Himmel.
Im Englischen steigt man übrigens dafür noch zwei
Himmel
höher: Im "International Cloud Atlas" von 1896 wurden 10
Wolkentypen unterschieden, von denen Wolke 9 am höchsten
steige.
Wer also ins höchste Glück steigen wollte, der
bemühte
sich um "cloud nine".
Über die Wupper gehen
sterben
Zu der Zeit, als die Wupper die Grenze zwischen dem Herzogtum Berg und
Preußen bildete, konnte ein junger Mann, der auf
preußischem Gebiet wohnte, dem Militärdienst dadurch
entgehen, dass er "über die Wupper" ging - dann war er in
Sicherheit. Im Laufe der Zeit hat sich der Ausdruck in sein Gegenteil
verkehrt
sich
kein X für
ein U vormachen
lassen
sich nicht
betrügen lassen.
Wenn der Wirt früher die Rechnung mit römischen
Zahlen
schrieb, konnte er leicht aus der 5 (römisch: V) eine 10
machen
(römisch: X), indem er einfach die Striche ein bisschen
verlängerte. Der aufmerksame Gast achtete von
vornherein
darauf, dass aus dem U nicht ein X wurde...
einen Zahn/
einen Zacken
zulegen
eine Handlung schneller
ausführen
Früher
hing auf der Feuerstelle im Haus der Topf an einer Art
Sägekamm.
Wurde der Topf einen Zahn/ einen Zacken nach unten gehängt,
war
das Essen näher am Feuer und wurde deshalb schneller fertig.
Es
zieht
wie Hechtsuppe.
---> Hechtsuppe
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