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            Red deutsch...

        ...ist zunächst einmal eine Internetadresse: Willis Besserwisserseite
     befasst sich u.a. auch mit der Sprache und da speziell mit deutschen
     Redewendungen.

     Aber natürlich ist "red' deutsch!"  auch eine markante Aufforderung an
     alle sprachlichen Schaumschläger.

     Die Seite gibt ein schönes Beispiel dafür, wie reich unsere Sprache
     ist und wie wenig sie Anleihen aus anderen Sprachen nötig hat...   

         
Leider ist sie seit 2010 nicht mehr aktualisiert worden, aber auch
die alten Beiträge
liefern immer noch manchen vergnüglichen
Erkenntnisgewinn.
 
http://www.besserwisserseite.de/reddeutsch2.phtml
 
Deutsche Redewendungen auf Englisch - eine nützliche Seite der Universität Marburg: http://staff-www.uni-marburg.de/%7Enaeser/idiom-ak.htm


Wenn der Teigaffe Leichenbrühe für die Torte verwendet, dann. ...ist das gar nicht eklig, sondern "Rotwelsch".

Die ehemalige Gaunersprache ist noch nicht ganz tot - sie lebt in vielen Redewendungen weiter.

 
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"Redewendungen" sind feste Wortverbindungen. Ihre Bestandteile können nur schlecht oder gar nicht ausgetauscht werden. Beispiel: "Fettnäpfchen" und "hineintreten".
"Sprichwörtliche Redensarten" nennt man bildhafte Ausdrücke, wenn sie ständig im selben Wortlaut wiederholt werden und ihre Bedeutung allgemein bekannt ist.
"Sprichwörter" sind ganze Sätze, die meist eine Lebenserfahrung ausdrücken. Also "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."  

Die Eintragungen, die auf "Willis Besserwisserseite" zurückgehen, sind mit einem [W] gekennzeichnet.
Die Erläuterungen zu Redewendungen mit einem * gehen auf Anregungen von Dieter Burkert aus den "Sprachnachrichten" 02 und 03/2006 zurück.
Die Erläuterungen zu Ausdrücken, die mit KrL gekennzeichnet sind, orientieren sich an Kurt Krüger-Lorenzens Standardwerk Deutsche Redensarten und was dahintersteckt (Neuaufl.: 2001 = Heyne-Sachbuch 764, leider nicht mehr lieferbar)
Erläuterungen , die mit KrS gekennzeichnet sind, orientieren sich an Walter Krämer, Wolfgang Sauer: Lexikon der populären Sprachirrtümer. Piper 5073, Neuausg. 2009

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A - B - CD - E - F - G - H - I - J - K - L - M - N - O - P - Q - R - S - T - U - V - W - X - Y - Z

das A und O einer Sache
Das ist das A und O dieses Projekts = das ist das Wesentliche. Das A  und O bedeutet auch Anfang und Ende; der Ausdruck geht auf das griechische Alphabet zurück, indem das A (Alpha) der erste und das Omega (ein langes O) der letzte Buchstabe ist. In der Bibel (Offenbarung 1,8) heißt es: "Ich bin das A und O, spricht Gott der Herr" - also der Anfang und das Ende, alles.

Wer A sagt, muss auch B sagen*.
Wer sein Wort gegeben hat, muss auch dazu stehen; wer eine Sache angefangen hat, muss sie auch zu Ende bringen. 
Der Ausdruck hat eigentlich nichts mit dem Alphabet zu tun, sondern geht auf das alte deutsche Rechtswesen zurück: Bei einer Gegenklage musste auch der ursprüngliche Ankläger nun Rede und Antwort stehen. Wenn er dies tat, so nannte man das "besagen". Dieser Ausdruck wurde vom Volksmund in "B sagen" umgedeutet. 
Bertolt Brecht hat den Spruch in "Der Jasager und der Neinsager" dialektisch umgedeutet: "Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war." 

jem.  abblitzen lassen*
jemanden deutlich abweisen, zurückweisen
Ursprünglich bezog sich das nur auf einen abgelehnten Heiratsantrag: "Sie hat ihn abblitzen lassen." Bis zum 19. Jahrhundert konnte es vorkommen, dass beim Schießen das Schießpulver blitzartig von der Pfanne abbrannte, ohne dass der Schuss gefallen wäre. Diesen - unerwünschten - Vorgang bezeichnete man als "abblitzen"

jem. eine Abfuhr erteilen
jem. heftig zurückweisen
Bei einer "Mensur", dem rituellen Zweikampf zwischen Mitgliedern schlagender Studentenverbindungen, konnte es vorkommen, dass einer der beiden "Paukanten" durch die Säbel- oder Degenhiebe so böse Verletzungen erlitt, dass er von seinen Sekundanten "abgeführt" werden musste. Besonders peinlich war die "unehrenhafte" Abfuhr, wenn der Paukant also wenig Mut gezeigt hatte. Wer dem anderen eine Abfuhr erteilte, hatte ihn also schwer geschlagen.

abgebrüht sein
unempfindlich sein, vor allem auch gegenüber moralischen Argumenten
Der Ausdruck soll vom mhd. "briuten" = entjungfern abgeleitet sein.

ein abgefeimter Schurke
ein raffinierter Mensch, der alle Tricks kennt und keine moralischen Bedenken hat 
Das Wort ist abgeleitet aus Feim, mhd. veim (vgl. englisch foam) = Schaum. Ursprünglich positive Bedeutung: abgeschäumt, rein von Schaum und Schmutz, echt. Das, was nach diesem Vorgang weggeworfen wurde, war der Abschaum, also völlig minderwertiges Zeug. Aus diesem Wortverständnis entwickelte sich der negative Begriff abgefeimt: Ein abgefeimter Ritter war ein echter Ritter, ein abgefeimter Schurke eben ein echter, d.h. besonders schlimmer und moralisch minderwertiger Schurke..

ein abgekartetes Spiel
ein Spiel, dessen Ausgang manipuliert wurde und deshalb von vorneherein feststeht 
Der Ausdruck geht zurück auf lat. charta "Vertrag, Urkunde, Brief" (vgl. Magna Charta, Charta der Vereinten Nationen usw.); ursprünglich einfach eine genau abgesprochene, mündlich vereinbarte Sache. In Bezug auf ein Spiel, dessen Ausgang offen sein sollte, ist eine vorherige Absprache jedoch Betrug.

jem  etwas abknöpfen
Ihn um Geld oder andere Wertgegenstände erleichtern. Reiche Herren trugen früher häufig goldene oder silberne Knöpfe, manchmal auch Münzen oder Medaillen, an ihren Röcken. In Geberlaune schenkten sie gelegentlich solche Knöpfe dem Untergebenen, der seinem Herrn auf diese Weise wörtlich etwas abköpfte.

jem. eine Abreibung verpassen
Die "abreybung" ist ein Begriff aus der Tierpflege. Allerdings werden hier die Tiere natürlich nicht verprügelt, sondern gesäubert. Durch Striegeln und Reiben wird das Fell gesäubert.
Der Begriff ist schon seit dem 17. Jahrhundert belegt. Seine heutige Bedeutung, im Sinne von "Bestrafen", hat er wohl erst seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Abschaum --> abgefeimt

durch Abwesenheit glänzen*
Ironische Kritik an jemand, der eigentlich da sein sollte, aber nicht gekommen ist; wird vor allem dann verwendet, wenn das öfter vorkommt. "XY glänzte wieder einmal durch Abwesenheit."
Der Ausdruck kommt aus dem alten Rom, wo bei Beerdigungen Familienangehörige Bilder der Vorfahren des Verstorbenen vor dem Trauerzug trugen. Diese Ahnen "glänzten durch ihre Abwesenheit", formulierte der französische Dramatiker Chénier (1762-1794) in seiner Tragödie «Tibère». Chéniers Popularität als Lyriker im 19. Jahrhundert führte zur Verbreitung dieser ironischen Formulierung.

mit Ach und Krach*
mit großer Mühe, gerade noch eben 
Der Ausdruck ist ein Beispiel für reimgebundene "Zwillingsformen im Deutschen (vgl. z.B. mit Sang und Klang, auf Schritt und Tritt, in Saus und Braus leben, mit Sack und Pack). Beliebt sind auch alliterierende Zwillingsformen, also solche, bei denen die Sinn tragenen Wörter mit dem gleichen Buchstaben beginnen (mit Stumpf und Stiel ausrotten, mit Mann und Maus, mit Kind und Kegel, mit Schimpf und Schande davon jagen, bei Wind und Wetter)

Adamsapfel
Eigentlich ein seltsamer Ausdruck. Er beruht darauf, dass jede Ausstülpung des menschliche  Körpers im Hebräischen tappûach (=Apfel) heißt und dass Adam (=Mensch) zum Namen des ersten Mannes geworden ist. Der vorstehende Schildknorpel am Kehlkopf des erwachsenen Mannes heißt deshalb tappûach ha âdâm - und dieser Ausdruck ist vom Volksglauben umgedeutet worden: Der Knorpel soll also ein Stück des verbotenen Apfels aus dem Paradies sein. Vom 15. Jahrhundert an hat sich der Begriff über Europa verbreitet: Adamsappel (niederl.), Adam's apple (engl.), pomme d'Adam (franz.)...

Amerika, du hast es besser.
Die Formulierung stammt aus Goethes Gedicht "Den Vereinigten Staaten". Allerdings meinte Goethe damit die Geschichtslosigkeit der damals jungen USA, die ein leichteres Leben ermöglichte.

jem. etwas anhängen*
etwas Schlechtes über jemand sagen 
Der Ausdruck geht zurück auf den Brauch, einem Häftling einen Zettel anzuhängen, auf dem seine Straftat zu lesen war, oder einen für seine Tat bezeichnenden Gegenstand: einem Dieb den gestohlenen Gegenstand, Trinkern eine Flasche, bösartigen Weibern einen Besen und Ehebrecherinnen oder Prostituierten obszön geformte Steine. Noch in der Nazizeit waren solche Zettel zu sehen, wenn etwa eine Frau Verkehr mit einem jüdischen Mann hatte und dann an den Pranger gestellt wurde mit einem umgehängten Schild: "Ich bin am Ort das größte Schwein und lass mich nur mit Juden ein."

etwas anzetteln
etwas (zumeist Strafbares) vorbereiten,  eine Aktion beginnen
Das hat nichts mit dem Blatt Papier zu tun, sondern kommt aus der Webersprache: Wenn ein Gewebe begonnen wurde, mussten zuerst die Längsfäden, die "Zettel", eingespannt werden. Wenn die Fäden irgendwann durcheinander geriten, hatte man sich "verzettelt".
Wenn der Webvorgang beendet war, überprüfte der Meister den "Strich" und den "Faden" des fertigen Gewebes. s.-->  nach Strich und Faden.
jemand in einer Notlage helfen. 
Wenn ein Ritter bei einem Turnier gestürzt ist, packt ihn sein Knappe unter den Armen und hilft ihm wieder auf die Beine.  

etwas aus dem Ärmel schütteln
eine Aufgabe mit großer Leichtigkeit, ohne Mühe erledigen. 
Die Bettelmönche des 13. Jahrhunderts trugen Kutten mit weiten Ärmeln, in denen sie die für die Armen gespendeten Gaben aufbewahrten. Zurück im Kloster schütteten sie dann das erbettelte Gut "aus dem Ärmel".

Ihm geht der Arsch auf Grundeis.
Er ist aufs Äußerste beunruhigt, er hat große Angst.
In der Redensart bezieht man sich auf das Losbrechen des Grundeises nach der Frostperiode. Dieses Losbrechen geschieht unter erheblichem Lärm und wird mit den Magengeräuschen verglichen die beim Durchfall als Begleiter von Angst und Feigheit auftreten.
Die Redensart ist seit Mitte des 18. Jhds belegt, aber sicher älter.

die Arschkarte ziehen

mit der unangenehmsten von allen Aufgaben betraut werden  
Nach Wikipedia kommt der Ausdruck aus dem Fußball, und zwar aus der Zeit, bevor sich das Farbfernsehen vollständig durchgesetzt hatte. Damit die Zuschauer zu Hause erkennen konnten, ob eine gelbe Karte oder eine rote Karte vergeben wurde, trug der Schiedsrichter die gelbe Karte in der Brusttasche und die rote Karte in der Gesäßtasche (Arschtasche). 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Arschkarte)
Nach einer anderen, aber wenig überzeugenden Version liegt der Redensart ein Kartenspiel mit dem schönen Namen "Arschloch" zugrunde; die erste gezogene Karte ist die Arschkarte.

sich einen Ast lachen
Ein Ast ist etwas, was aus einem Stamm herauswächst; in der neueren Volkssprache kann Ast für Buckel stehen. Sich einen Ast lachen, heißt also, sich bucklig lachen = so lange lachen, bis man bucklig wird.

Eulen nach Athen tragen ---> Eulen

aufgedonnert sein
übertrieben elegant zurechtgemacht.
Kommt angeblich von niederdeutsch "dunner" (vgl. italienisch donna = Dame.) Aufgedonnert sein bedeutet danach urprünglich also nur wie eine Dame gekleidet sein. Ist dann wohl volksetymologisch auf die heftige Wirkung eines Gewitters bezogen worden: Die Kleidung einer Frau ist so übertrieben, dass sie wie ein Donnerschlag trifft.

Aufschneider
jemand, der unwahre Heldentaten zum besten gibt .
Vollständig lautete die Redensart im 17. Jahrhundert: "Mit dem großen Messer aufschneiden". Man gebrauchte diese Formel, wenn einer allzu große Stücke auftischte. Zu der Redensart existieren unzählige Geschichten, in denen mit großen Messern hantiert wird.

ein Auge zudrücken*
nachsichtig sein, über bestimmte Dinge hinwegsehen 
Der Ausdruck stammt aus dem Gerichtswesen: Durch bestimmte Zeichen konnte ein Richter aufgefordert werden, das eine oder andere zu "übersehen".

etwas ausbaden
die Strafe für die Fehler oder Versäumnisse anderer bekommen
Da im Mittealter, aber auch noch im Deutschland des 19. und frühen 20. Jahrhunderts warmes Badewasser nicht so leicht zu beschaffen war, mussten mehrere Personen dasselbe Bad benutzen; der letzte musste nicht nur im schon ziemlich schmutzigen Wasser baden, sondern dieses dann auch noch ausgießen und das Bad reinigen, also ausbaden.

ein Ausbund von Tüchtigkeit sein:
besonders tüchtig sein 
Die Kaufleute nahmen früher besonders gute Warenproben "aus den Bünden", also aus der Packung, und banden sie als Schaustücke oben auf die Packung. Die "ausbündige" Ware war also besonders gut.

ausmerzen:
aussondern und vernichten, tilgen.
Der Deutung, dass damit gemeint sei, die überzähligen, nicht lebensfähigen Schafe im Frühjahr (März) auszusondern, steht entgegen, dass dies üblicherweise im Herbst geschah. Möglicherweise ist, wie aus einer vogtländischen Rechnung hervorgeht, der Martinstag (11.11.) gemeint: 'ausmerten';   
Entstanden ist das Wort vermutlich aus dem lateinischen merx (=Ware) >>> merzen = Handel treiben. (Vgl. engl. to mark out)

jemand ausstechen
in einem Wettbewerb (auch z.B. bei der Bewerbung um eine Stelle) über einen anderen triumphieren 
Der Ausdruck kommt aus dem Turnierwesen: Im Turnier galt es, den Gegner mit der Lanze vom Pferd zu stechen

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jem einen Bären aufbinden
jem. eine Lügengeschichte erzählen.
Ursprünglich war ein "bar" (= Last, Abgabe) ein eisernes Fallgewicht an Schmiedehämmern und Rammen (vgl. Barren, franz. la barre) ; e. Bären anbinden kommt daher, dass Jagdgesellen dem Wirt einen lebendigen Bären als Pfand für eine Zechschuld an die Theke gebunden haben sollen.

jem. einen Bärendienst erweisen
für jem. etwas in guter Absicht tun, was sich nachher aber als negativ erweist
Der "Bärendienst" hat seinen Ursprung in der Fabel vom Einsiedler und seinem gezähmten Bären. Um die Mücken zu verjagen, die den schlafenden Einsiedler stören, wirft der junge Bär mit einem Stein, der zwar die Mücken vertreibt, aber den Einsiedler tötet. Eine Variante besagt, der Bär habe beim Versuch, die Mücken zu erschlagen, den Einsiedler mit einem Prankenhieb getötet. Ein "Bärendienst" ist heute also ein Dienst, der dem Empfänger der Dienstleistung mehr Schaden als Nutzen bringt.

jem. aus der Bahn werfen
den geplanten Lebenslauf von jem. zerstören
Lange vor Erfindung der Eisenbahn entstanden; der Ausdruck geht auf das Turnierwesen zurück: Wer im Turnier aus seiner vorgezeichneten Bahn geworfen wurde, hatte verloren. (Der Ausdruck Bahn für Kampfplatz findet sich noch in einigen älteren Stadionbezeichnungen - vor der Kommerzia- lisierung. In der "Glückauf-Kampfbahn" spielte einmal der FC Schalke 04; "Kampfbahn Rote Erde" hieß früher das Dortmunder Stadion).

etwas auf die lange Bank schieben
die Bearbeitung einer Angelegenheit immer wieder hinauszögern.
Mit der Einführung des Römischen Rechts in Deutschland wurden auch schriftliche Akten eingeführt, die in langen, bankähnliche Truhen aufbewahrt wurden. Der Ausdruck müsste also korrekt heißen: In die lange Truhe legen.

bankrott gehen
zahlungsunfähig werden 
Der Ausdruck kommt wie die meisten Ausdrücke, die das Finanzwesen betreffen, aus Italien, wo das Bankwesen erfunden wurde. Wenn ein Geldwechsler nicht mehr zahlungsfähig war, zerschlugen ihm die Gläubiger die Bank, auf der er seine Geldsorten ausgelegt hatte: Sie war dann zerbrochen - la banca è rotta.

va banque spielen
ein hohes, unkalkulierbares Risiko eingehen.
Il va contre la banque
- ein Spieler setzt beim Baccara die gesamte Summe, über die der Bankhalter verfügt und die außer diesem niemand kennt, gegen die Bank ein. (Schreibung vabanque auch möglich)

jem. um den Bart gehen
jem. schmeicheln. 
Der Bart war nach altgermanischer Vorstellung der wichtigste Teil des Männergesichts. Wer also den Bart eines Mannes bewunderte, schmeichelte ihm besonders.

um des Kaisers Bart streiten
sich über eine völlig unwichtige Sache streiten.
Angeblich durch Volksetymologie entstanden: Es war nicht des Kaisers Bart, sondern ein Geißhaar-Bart, der Bart eines Ziegenbocks. Angeblich hat der römische Dichter Horaz sich darüber lustig gemacht, dass Menschen sich dasrüber stritten, ob man Ziegenhaar auch als Wolle bezeichnen dürfe (de lana caprina rixari  = um Ziegenwolle streiten).

Der weiß, wo der Barthel den Most holt.
der kennt alle Tricks.
Als einst in Leipzig durch gut gehende Geschäfte zur Messezeit der Most ausging, wusste der Wirt Barthel Rat: Er fuhr zu seinem Bruder, der im nahen Meißen ein Weingut besaß, und beschaffte Nachschub. Jemand, der den Durchblick hat, weiß heute noch, wo der Barthel den Most holt.

Dazu gibt es allerdings noch eine wissenschaftliche Erklärung: Most leitet sich vom hebräischen "maoth" = "Münze" ab (daher stammt übrigens auch unser umgangssprachlicher Ausdruck "Moos": "Ohne Moos nichts los..."); Barthel ist vermutlich eine Ableitung vom Gaunerwort "barsel" für Brecheisen. Wer weiß, wo das Brecheisen die Knete holt, ist wahrscheinlich nicht auf Weinverkauf angewiesen.

in Bausch und Bogen
total, absolut, völlig, ohne Einzelheiten zu beachten.
Hier haben wir eine so genannte "alliterierende Zwillingsformel" (so wie "mit Mann und Maus").
Bei Grenzziehungen war "Bausch" die nach außen gehende, "Bogen" die nach innen gehende Fläche. Was an der einen Stelle zu viel war, wurde an anderer Stelle wieder abgezogen.
Von "Bausch" ist auch unser Wort "pauschal" abgeleitet: es ist entstanden aus dem neulateinischen Kanzleiwort pauschalis (im Ganzen, ohne Einzelheiten eigens zu erwähnen).

Beckmesserei
kleinliches Kritisieren 
Der Ausdruck geht zurück auf Richard Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg".
Sixtus Beckmesser ist eine Figur der Oper, die pedantisch alle Regelverstöße beim Gesangswettbewerb notiert.
Der "Meistergesang" war eine musikalische Disziplin, bei der es vor allem um das Einhalten strenger Vorgaben ging. So musste beispielsweise zu alten Melodien neuer Text erfunden werden. Der Text wurde ohne Rücksicht auf die natürliche Betonung der Melodie "aufgepfropft".
Wer nur altbekannte Lieder vortrug, war "Singer"; wer alte "Töne" mit neuem Text unterlegte, war "Dichter"; wer gar eine neue Melodie erfand, war "Meister".
Ausgeübt wurde diese Kunst fast ausschließlich von Handwerkern. Der berühmte Meistersinger Hans Sachs war z.B. Schuhmacher. ("Hans Sachs war ein Schuh-/ macher und Poet dazu...")

den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
ein Übel durch ein noch schlimmeres zu verhindern suchen.
"Beelzebub" stammt aus dem Hebräischen und ist ein Name des Herrschers der Dämonen. "Baal sïbub" = "Herr der Fliegen". (Der Herr der Fliegen in W. Goldings gleichnamigem Roman ist ein auf einen Pfahl gespießter Schweinekopf, der als Symbol des Animalisch-Bösen im Menschen steht.)

belämmert
betreten, eingeschüchert, peinlich berührt
Die Herkunft des Wortes ist ungeklärt, mit dem Lamm, das ja oft so aussieht, als stehe es "belämmert" herum, hat es wohl nichts zu tun.  Norddeutsch "belämmern" bedeutet so viel wie bequatschen, auf jemand einreden, bis er/sie nachgibt. 
Einige Forscher führen das Wort auf das hebräische b'li emor = sprachlos zurück - über das Jiddische sind ja viele hebräische Wörter in die deutsche Sprache gekommen - die meisten halten die Beziehung zu dem niederländischen Niederländisch belemmeren (von lahm abgeleitet) = verhindern, hemmen (vgl. gelähmt vor Entsetzen) für wahrscheinlich. Dass das Wort mit dem niederländischen Begriff "Lammel" = schmutziger Rocksaum zu tun habe, wird ebenfalls vermutet. (KrS)

mit etwas hinter dem Berg(e) halten [W]
seine Absicht verheimlichen
Es handelt sich bei diesem Ausdruck um eine militärische Floskel. Seit dem Dreißigjährigen Krieg kennt man die Taktik, Geschütze hinter natürlichen Deckungen wie Hügeln aufzustellen, um sie in einem günstigen Moment einzusetzen.

einen Bernhard machen
eine fehlerhafte Arbeit abliefern
Die  Redensart stammt aus der Fachsprache der Steinmetze. Wenn ein Steinmetz durch falsches Messen, Missverstehen einer Zeichnung oder Ähnliches einen Stein verhaut, macht er einen "Bernhard". Für diesen Stein bekommt der Handwerker natürlich keine Bezahlung, dafür aber den Spott seiner Kollegen.
Normalerweise muss der Steinmetz auch noch einen ausgeben, und zwar den "Leichentrunk" für den Stein. Ein "Bernhard" wird nämlich seit der Gotik in der Nähe der Hütte feierlich beigesetzt.

wie ein Berserker wüten
Im Altnordischen beizeichnete man jemanden voller ungezügelter Angriffswut als Berserker. Eigentlich meinte man damit anfangs nur das Bärenhemd, das der durchschnittliche skandinavische Krieger trug ("serkr" = "Hemd", "ber" = "Bär").
Die Recken wollten damit die Kraft des getöteten Tieres auf sich übertragen. Gelungen ist es ihnen am ehesten mit dem Gestank...
"Berserker" wurden später die Männer genannt, die durch die Fellklamotten so furchterregend aussahen (und rochen), dass man von ihnen sagte, sie könnten kurzzeitig die Bärengestalt annehmen - ähnlich wie Werwölfe.
Allerdings ist auch eine etwas andere Herleitung möglich, und zwar aus den Begriffen "ber" = "bar, bloß" und "serkr"= "Hemd, Waffenrock", also jemand der "ohne Hemd", d. h. ohne Rüstung, in den Kampf zieht. 

gut betucht sein 
wohlhabend sein
Wer Anzüge aus feinem Tuch trägt, mag in der Tat wohlhabend, also "gut betucht" sein. Dennoch hat der Ausdruck mit Tüchern nichts zu tun, sondern kommt aus dem Hebräischen "batuah", das im Jiddischen zu "betuche" geworden ist und etwa "vertrauenswürdig, sicher" bedeutet." Wer viel Geld hatte, mit dem konnte man natürlich gut Kaufverträge abschließen, weil es ziemlich sicher war, dass er bezahlen würde. (KrS)  

in die *Binsen gehen  [W]
verloren, kaputt gehen
Der Ausdruck kommt wahrscheinlich aus der Jägersprache: "In die Binsen gehen" hat damit zu tun, dass die Binsen am Wasser wachsen und wenn bei der Jagd die bejagte Wildente "in die Binsen ging", war sie für Jäger und Hund nicht mehr zu greifen, also verloren.

eine Binsenweisheit   [W]
eine selbstverständliche, banale, allen bekannte Tatsache
Binsen besitzen im Gegensatz zu anderen Grasarten keine Verdickungen (Knoten) am Halm. Eine Binsenweisheit ist also eine glatte Sache ohne Verwicklungen oder Verknotungen. Terenz und Plautus sprechen von "Knoten an einer Binse suchen" (wo es in Wirklichkeit ja keine gibt): nodum in scirpo quaerere.
Ob sie mit der Herkunft des Sprichwortes zu tun hat oder nicht, es gibt da noch folgende nette Legende:

Der König Midas sollte einen musikalischen Wettstreit zwischen Pan und Apoll schlichten. Da er den Sonnengott nicht so recht leiden konnte, erklärte er Pan zum Sieger, obwohl die Zuschauer anderer Meinung waren. Aus Rache ließ Apoll die Ohren von Midas auf die Größe von Eselsohren wachsen. Von nun an sah sich der König gezwungen, eine Mitra zu tragen, was damals im Nahen Osten die übliche Kopfbedeckung war (die übrigens auch Vorbild für die "Fool's Cap", die Eselsmütze in der Schule, war): Aber beim Haareschneiden konnte er die Mütze ja schlecht aufbehalten, also ließ er seinen Barbier unter Androhung der Todesstrafe schwören, keinem Menschen etwas davon zu erzählen. Der Barbier konnte es jedoch nicht ertragen, dieses Geheimnis für sich zu behalten: Er musste es jemand erzählen, und so grub er sich in der Nähe eines Gewässers ein Loch und erzählte es der Erde.
Die Erde, die sich außerstande sah, das Erzählte zu kommunizieren, ließ immerhin an der Stelle, wo der Barbier das Loch gegraben hatte, Binsen wachsen, und die erzählen nun jedem, der vorbeikommt, wenn der Wind durch die Gräser pfeift, die Geschichte von den Ohren des Midas.

Da bleibt einem der Bissen im Halse stecken,
sagt man, wenn man eine erschreckende Nachricht bekommt. Der Ausdruck geht zurück auf ein mittelalterliches Gottesurteil: der Beschuldigte musste ein Stück trockenes Brot oder harten Käse hinunterschlucken ohne etwas zu trinken. Gelang dies ohne Schwierigkeiten, war er frei, blieb der Bissen aber im Halse stecken, war er verurteilt.

Das Blatt hat sich gewendet
Es ist eine völlig neue Situation entstanden. 
Die Redensart, schon 1534 in der Vorrede von Sebastian FRANCKs "Weltbuch" bezeugt, soll auf das Kartenspiel zurückzuführen sein. Eine andere Deutung besagt, dass zu Johannis (24. Juni) die Blätter einiger Bäume, vor allem der Silberpappel, sich drehen, um den Regen besser durchzulassen.

kein Blatt vor den Mund nehmen
etwas frei heraus sagen
Die Redewendung spiegelt eine alte Theatersitte wider: Die Schauspieler machten sich unkenntlich, indem sie Blätter vor ihr Gesicht hielten. Sie konnten dann Anliegen vorbringen, ohne später dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Variante: Im 16. Jhd. nahm man häufig ein Laub- oder Papierblatt vor den Mund, um eine peinliche Wahrheit nicht so laut hören zu lassen

blau machen
schwänzen, nicht zur Arbeit gehen
Wollten Färber Stoffe mit Indigo färben, mussten sie eine Farbstofflösung mit einem bestimmten pH-Wert anrühren. Dieser pH-Wert wurde durch Anreichern der Färbelauge mit Urin erreicht. Um die erforderlichen Mengen an Urin zu erhalten, mussten bzw. durften die Färber große Mengen Alkohol trinken. Mit der Konsequenz, dass an diesen Tagen sonst nicht mehr viel lief. Es wurde eben "blau gemacht".
Variante: blauer Montag; die sich an der Luft schnell indigoartig-blaufärbende Wolle wurde den ganzen Sonntag über im Bad gelassen, um sie montags an der Luft trocknen zu lassen; so konnten die Gesellen an diesem Tage ausruhen.

jemanden grün und blau schlagen ---> grün

blaues Blut haben
adlig sein
In der Zeit, als die Araber in Spanien herrschten (8. bis frühes 13. Jahrh.), unterschied sich die herrschende arabische Klasse von den eingeborenen nordspanischen Fürsten vor allem durch den dunkleren Teint. Bei den hellhäutigeren Spaniern konnte man durch die Haut hindurch oft die blauen Adern sehen, was zu der Annahme führte, ihr Blut sei blau. Da die vornehmen Herren sich überwiegend im Schatten ihrer Paläste aufhielten und ihre edle Blässe pflegten, im Gegensatz zu der im Freien arbeitenden und deswegen braungebrannten Landbevölkerung, waren die blauen Adern deutlch sichtbar. Das "blaue Blut" wurde im Laufe der Zeit allen Adligen zugeschrieben: Die Queen ist "blue blooded", durch die Adern der spanischen Nobilidad fließt "sangre azul".

Der geht ran wie Blücher   [W]
Die Redewendung, manchmal auch vollständig zitiert als "Der geht ran wie Blücher an der Katzbach", bezieht sich auf den Sieg Blüchers über die Franzosen an der Katzbach im Jahre 1813. Der volkstümliche Blücher war einer der beliebtesten Militärs, beim Volk war er als "Marschall Vorwärts" bekannt

Blümchenkaffee
ein Kaffee, der so dünn und wässrig ist, dass man das Blümchenmotiv auf dem Grund der Kaffeetasse aus Meißener Porzellan sehen konnte
Damit die  Schönheit einer Meißener Tasse richtig gewürdigt werden konnte, musste man den Kaffee eben entsprechend dünn machen.

 - Auch die umgekehrte Begründung ist stichhaltig: Die sparsamen Sachsen machten den Kaffee immer schon sehr dünn. Als Ausgleich sollte man sich dann wenigstens an dem Blümchenmuster erfreuen. (KrS)

mir wird blümerant
ich fühle mich elend.
Seit Mitte des 17. Jahrhunderts zu finden, abgeleitet aus dem französischen bleu mourant (mattblau, "sterbens"blau), einer Modefarbe in dieser Zeit. 

Irgendwann aber hatte man sich an dieser Farbe sattgesehen, sie ging einem aufs Gemüt. In einer volksetymologischen Umdeutung wurde das "bleu mourant" zu "blümerant" und war nicht nur Ausdruck des Unbehagens an einer Farbe, sondern eines ganz allgemeinen unbehaglichen Gemütszustandes.


                                                                                                                                     

Bock haben auf
 auf etwas Lust haben
In der Jugendsprache seit den 70er Jahren weit verbreitet, die Verweigerungshaltung vieler Jugendlicher der 1980-er Jahre brachte ihnen die  Bezeichnung "Null-Bock-Generation" ein -->
 null Bock= 'keine Lust'. Der Ausdruck findet sich in einer erotischen Konnotation schon bei WAHRIG: gemeint ist vor allem  der als besonders heftig empfundene Sexualtrieb der männlichen Ziege --> Trieb,  Verlangen, Antrieb.
Eine mögliche andere Bedeutungserklärung ist die Herkunft aus dem Roma-Wort "bokh", das so viel bedeutet wie "Hunger": Wer "bokh" hat, als hungrig ist, hat Lust auf Essen. (KrL)

einen Bock schießen
einen groben Fehler machen
Beim Preisschießen bekam etwa ab dem 16. Jahrhundert der schlechteste Schütze oft zum Trost einen Bock geschenkt (KrL, KrS)

Bockbier
(auch oft nur einfach "Bock" oder "Doppelbock") hat mit dem Ziegenbock nichts zu tun, sondern ist eine Herkunftsbezeichnung: Bier aus Einbeck ("Einpöckhisch Bier"), wo diese Biersorte erfunden wurde. Braumeister Elias Pichler brachte es 1614 nach München, wo es zu "Oabockbier" wurde und die ursprüngliche Herkunft vergessen ließ. (KrS)

jn ins Bockshorn jagen
jem. verunsichen, in die Enge treiben, in Bedrängnis bringen; sich nicht ins Bockshorn jagen lassen bedeutet demnach sich nicht täuschen lassen.  Die Herkunft des Ausdrucks ist unklar; denkbar ist eine Anspielung auf das sich ja ständig verjüngende Horn eines Bocks, das schließlich so eng wird, dass es keinen  Ausweg mehr gibt. Eine andere Deutung geht davon aus, dass Bockshorn Ziegenfell bedeutet (ahd. bokkes hamo), das einem Übeltäter übergestülpt wurde, ehe er nachts übers Feld getrieben wurde. Das bayerische  "Haberfeldtreiben" erinnert an diesen Brauch.  
Schließlich könnte der Ausdruck auch vom Bockshornklee herrühren, einer Heil- und Gewürzpflanze, die Fruchthülsen hervorbringt, die in ihrere paarweisen Anordnung an
Bockshörner erinnern. Wer also bedrängt und geängstigt werden sollte, wurde in ein Feld voller "bokishorn" gejagt. (KrL, KrS)
 
Bocksbeutel: die fränkische Weinflasche ist dem Hodensack (Beutel) eines Bockes nachgebildet  (KrL)

jem. zum Sündenbock machen  
jem. die Schuld an einem Unglück, Missgeschick geben, selbst wenn er gar nicht schuldig oder zumindest nicht allein schuldig ist
  Wie viele bildhafte Ausdrücke entstammt auch dieser der Bibel (3. Moses 16, 20f.:"Und wenn er vollbracht hat das Versöhnen des Heiligtums und der Hütte des Stifts
  und des Altars,so soll er den lebendigen Bock herzubringen. Da soll dann Aaron seine beiden Hände auf sein Haupt legen und bekennen auf ihn alle Missetat der Kinder   Israel und alle ihre Übertretung in allen ihren Sünden, und soll sie dem Bock auf das Hauptlegen und ihn durch einen Mann, der bereit ist, in die Wüste laufen lassen,
  dass also der Bock alle ihre Missetat auf sich in eine Wildnis trage..." (KrL)
 
böhmische Dörfer
unbekannte oder unverständliche Dinge
Sie werden schon seit dem 16. Jahrhundert als "böhmische Dörfer" bezeichnet. Die Deutschen hatten leichte Sprachprobleme mit den Ortsnamen im böhmischen Gebiet, da sie die tschechischen Namen nicht verstehen, geschweige denn aussprechen konnten.

Richtig gebräuchlich wurde die Redensart aber nach dem Dreißigjährigen Krieg. Damals wurde Böhmen derart verwüstet, dass kaum noch unzerstörte Dörfer übrig blieben. Als "böhmisches Dorf" galt daher auch etwas, das es eigentlich nicht mehr gab.

Bonze 
führendes Parteimitglied mit Privilegien
Allgemein reicher und (in den Augen vieler) zu einflussreicher Mensch in Wirtschaft oder Politik. Der aus dem Japanischen stammende Begriff bezeichnete ursprünglich einen buddhistischen Mönch oder Priester. Das japanische bōzu oder bonsō fand tauchte zunächst im Portuguiesischen als bonzo auf und gelangte später über das französische bonze ins Deutsche. Bei Schiller wurde der Begriff auf bigotte Priester angewendet, im 19. Jahrh. bekam er eine weltliche Bedeutung und bezeichnete Staatsmänner, Inhaber von hohen Ämtern und ganz allgemein Vorgesetzte. 

Bratkartoffelverhältnis
Der Ausdruck stammt noch aus dem ersten Weltkrieg und bezeichnete damals eine kurzfristige Liebesbeziehung, die weniger vom Sex bestimmt ist, sondern vor allem wegen der besseren Verpflegungsverhältnisse eingegangen wird.
Heute wird er meist als Synonym zur "wilden Ehe" benutzt.

Die volle Breitseite
Jemand, der ungebremsten, schonungslosen Attacken ausgesetzt wird, kriegt bekanntlich "die volle Breitseite" ab. Der Begriff stammt aus dem vielseitigen Sprachschatz der Kriegsmarine, als die Kanonen eines Schiffes noch unter Deck aufgestellt waren. Eine "Breitseite" (Englisch: "broadside") bezeichnet das gleichzeitige Abfeuern aller Geschütze auf der dem Gegner zugewandten Seite des Schiffes.
Also schon eine eher deutliche Unmutsbezeugung...

in die Bresche springen
Der Ausdruck stammt aus dem älteren Kriegswesen. Eine "Bresche" (frz. la brèche) ist eine Lücke in einer Festungsmauer. Der Ursprung des Wortes ist der gleiche wie von dem Wort "brechen". War einer der Verteidiger einer Bresche gefallen, musste ein anderer seinen gefährlichen Platz einnehmen, also in die Bresache springen. Wer in die "Bresche springt", hilft anderen in einer brenzligen Situation, weil er, bildlich gesprochen, eine gefährliche Lücke verteidigt. (KrL)

ein Brett vor dem Kopf haben
etwas einfach nicht verstehen
Störrischen Ochsen hängte der Bauer ein Brett vor den Kopf, das ihre Sicht beeinträchtigte. Der gemeinhin für besonders dumm gehaltene Ochse war dann leichter zu führen.
Eine andere Erklärung ist, dass das Joch, mit dem der Ochse eingespannt wird, dessen Denkfähigkeit beeinträchtigt. Der starke Ochse zieht unter dem Joch bereitwillig ein Fuhrwerk. (KrL)

jdm Brief und Siegel geben 
für eine Aussage garantieren
Früher wurden Urkunden nach lat. [documentum] breve 'Brief' genannt; zum Brief gehörte das Siegel des Ausstellers, ohne den das Schriftstück  wertlos war.  (KrL)

in die Brüche gehen: 
kaputt gehen, zerstört werden 
Von Bruch = Sumpf', vgl. den Oderbruch bei Berlin oder die Ortsteile mit -broich im Rheinland (z.B. Grevenbroich); in den Bruch/ die Brüche gehen bedeutete also 'in den Sumpf geraten, umkommen'. Im Mittelalter war bruch = Strafe. (KrL 49).
Man könnte, rein etymologisch, auch einen Zusammenhang mit dem englischen breeches  = Kniehosen annehmen, also im Sinne von 'in die Hose(n) gehen', was aber eher unwahrscheinlich ist.

saufen wie ein Bürstenbinder
von bursa 'gemeinsame Kasse' bei mittelalterlichen Studentenverbindungen; deren Mitglieder hießen bursen, später Burschen (Burschenschaft); das Verb burschen, später bürschen, bezeichnete die Haupttätigkeit mancher Studenten: trinken. GRIMM (Deutsches Wörterbuch DWB, 1860) erwähnt dazu lat. purgare 'gleichsam die kehle oder das glas ausputzen' (552)

bei jem. auf den Busch klopfen
auf etwas anspielen, um etwas Bestimmtes zu erfahren
Der Ausdruck stammt wie viele andere aus der Jägersprache: Der Jäger klopfte auf das Gebüsch um herauszufinden, ob sich darin Wild verbarg. Vgl. auch: es ist etwas im Busch - es bahnt sich etwas noch nicht Sichtbares an; sich seitwärts in die Büsche schlagen - heimlich oder zumindest unauffällig verschwinden. Bekannt wurde die Redewendung durch das Gedicht "der Wilde" von Johann Gottfried Seume:
"Finster blickend blieb der Wilde stehen,/sahe starr dem Pflanzer in die Augen, /sprach mit voller, fester, ernster Stimme:/ "Haben wir vielleicht uns schon gesehen?"/ Wie vom Blitz getroffen stand der Jäger/ und erkannte nun in seinem Wirte/ jenen Mann, den er vor wenig Wochen/ in dem Sturmwind aus dem Hause jagte/, stammelte verwirrt Entschuldigung./ Ruhig lächelnd sagte der Hurone:/ "Seht, ihr fremden, klugen weißen Leute,/ seht, wir Wilden sind doch bess're Menschen!"/ Und er schlug sich seitwärts in die Büsche. (Gedichte, 1800). Das oft zitierte Gedicht begründete den lange geltenden Mythos vom "edlen Wilden".

nach Canossa gehen
eine schwere Demütigung hinnehmen müssen
König Heinrich IV. forderte im so genannten Investiturstreit (Wer darf die Bischöfe ernennen? Papst oder König?) die Absettzung des Papstes (Gregor VII:), worauf der Papst den Kirchenbann aussprache, was den Verlust der Königswürde und des Paradieses bedeutete. Heinrich musste, um sich beuides zu erhalten, den papst um Verzeihung bitten und reiste deshalb nach Canossa in der Nähe von Bologna), wo der Papst sich aufhielt. Grregor ließ den König angeblich 3 Tage in Schnee und Eis warten, hob aber dann den Bann auf und Heinrich erkannte seinerseits die Autorität des Papstes an.

 

jem. aufs Dach steigen  [W]
jem. tadeln, zurechtweisen
Das Abdecken des Daches war im Mittelalter eine Maßnahme gegen sogenannte "Friedlose" oder "Vogelfreie". Diese Verbrecher durfte kein Dach mehr schützen, bis sie sich gestellt hatten. Man gab Leuten, die einen Verbrecher beherbergten, eine gewisse Frist, dann stiegen ihnen die Büttel aufs Dach und deckten es ab. Man ließ "den Himmel ins Haus". Da den Verbrecher nun kein Dach mehr schützte, konnte er im Haus verhaftet werden, was normalerweise verboten war.
Auch bei sittenwidrigem Verhalten in der Ehe, etwa wenn die Frau ihren Mann schlug, wurde als gerichtliche Strafe das Dach abgedeckt.

Das kannst du halten wie ein Dachdecker
Das kannst du machen, wie du willst. Der Ausdruck kommt daher, dass zur Jahrhundertwende die Dachdecker nicht kontrollierbar waren, da keiner der Bauherren den Mut hatte, aufs Dach zu klettern um nachzusehen, ob alles in Ordnung war.
Variante: Das kannst du machen, wie der Pfarrer Nolte - (der tat immer, was er wollte.)

dalli, dalli!
Die Redensart hat das "flink, flink" aus dem deutschen Wortschatz weitgehend verdrängt. Seinen Ursprung hat das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im deutschen Raum bekannte "dalli" im Polnischen "dalej" = "vorwärts". 
"Dalli , dalli" war zwischen 1971 und 1986 Jahren eine beliebte Unterhaltungssendung im ZDF mit dem Moderator Hans Rosenthal, dessen Ausruf: "Das war - Spitze!" sprichwörtlich wurde. Es ging in dieser Show vor allem um Geschwindigkeit.

(wieder) auf dem Damm sein:
in Ordnung sein; wer bei einer Sturmflut auf dem Dann stand, war geschützt und blieb unversehrt (KrL  )

Ein Damoklesschwert schwebt über dir
Damokles war ein Höfling des Tyrannen von Syrakus. Immer wieder pries er dessen Glück, bis es seinem Chef zu dumm wurde. Er ließ den Schwätzer auf seinem Sitz Platz nehmen und ihm erlesene Speisen vorsetzen. Gleichzeitig wurde aber über dem Jüngling ein Schwert an einem Rosshaar aufgehängt.
Damit war auch dem vorlauten Damokles klar, dass der Herrscher, trotz allem Luxus, in permanenter Gefahr lebte.

Das war ein Danaergeschenk
ein Geschenk, das Gefahren in sich birgt
Das klassische Danaergeschenk war der bekannte hölzerne Gaul, der eines Morgens vor der Touristenhochburg Troja stand.
Der kritische Laokoon warnte damals mit dem Spruch "Danaos timeo et dona ferentes" (Was es auch sei, ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen.) Zum Dank dafür wurde er mit seinen Söhnen von Schlangen erwürgt und später in Stein gemeißelt. Die atemberaubende Skulptur ist heute im Vatikanischen Museum in Rom zu bewundern. In seiner Schrift Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie aus dem Jahre 1766 versucht Gotthold Ephraim Lessing, die grundlegenden künstlerischen Unterschiede zwischen bildender Kunst und Literatur herauszuarbeiten.

ein echter Dauerbrenner
Ein permanenter Erfolg, vor allem im Showbereich - gelegentlich auch ein besonders intensiver und langer Kuss...
Eigentlich war ein "Dauerbrenner" ein Ofen, der mit lang brennendem Material (Briketts etc.) befeuert wurde. Mit der modernen Zentralheizung verschwand der Ofen, nicht aber die Redensart.

jem. den Daumen drücken
jemandem (oder auch sich selbst)  Glück wünschen
Eine wohl auch dem Aberglauben entstammende Redensart, die sich real darauf zurückführen lässt, dass man bei einem Wettkampf die Hände unwillkürlich zusammenkrampft, wenn man sich sehr wünscht, dass eine bestimmte Person Erolg hat. Bei den Gladioatorenspielen im alten Rom war es die übliche Geste, mit der die Zuschauer kollektiv um Gnade für einen gestürzten Kämpfer baten (ähnlich dem Schwenken weißer Tücher bei einer Corrida, einem spanischen Stierkampf, womit die Zuschauer signalisieren, dass der Stier begnadigt werden soll, weil der Torero zu schlecht ist.
Die Geste ist in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Estland, Tschechien und der Slowakei, Russland und Südafrika bekannt, während in anderen Ländern eher die Finger gekreuzt werden (fingers crossed im angelsächsichen Sprachraum, croiser les doigts im französischen.)

einen Denkzettel bekommen
die Quittung für verübtes Unrecht bekommen
Im hansischen Recht (15. Jahrhundert) kannte man schon den "Gedenkzettel". Es handelte sich um eine schriftliche Mitteilung des Gerichtes, vergleichbar unserer heutigen Vorladung. Später benutzte man den Begriff allgemein für "schriftliche Mitteilung".
Ursprünglich eine Urkunde, die in doppe,kter Aufertigung auf ein Stück Pergament geschrieben wurde, worauf man irgendein Wort längs auf die Urkunde schrieb und das Pergament durch dieses Wort hindurch zerschnitt. Beide Parteien erhielten je eine Ausfertigung, bei Streit wurde die Echtheit der Urkunde durch das Zusammenlegen bewiesen.
Auch in Jesuitenschulen wurde später Schülern, die irgendwelche schlechten Eigenschaften erkennen ließen, vom Lehrer ein "Denkzettel" ausgehändigt, auf dem der Fehler verzeichnet stand. Der Schüler musste den Zettel ständig bei sich tragen. Da mit dem Denkzettel oft auch körperliche Bestrafungen einhergingen, hat das Wort heute eine eher negative Bedeutung.

keinen Deut wert sein  [W]
nichts wert sein
Ein Deut, oder niederländisch Duit, ist eine Münze, die seit dem 14. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts geprägt wurde. Sie war anfangs aus Silber, dann ließ man nach und nach immer mehr Silber weg und ersetzte es durch ein billigeres Material. Ab 1573 bestand sie dann nur noch aus Kupfer.
Eine Sache, die nicht einmal einen Deut wert ist, wird also ähnlich geringgeschätzt wie diese unedle Münze.

Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht
Das Zitat stammt zwar von Heinrich Heine, aber nicht aus "Deutschland - ein Wintermärchen", sondern aus seinem Gedicht «Nachtgedanken»:  

aller guten Dinge sind drei
Das altgerm. thing 'Gericht', wurde bereits in Urkunden des 14. Jhds. zur 'Sache' (entsprechend lat. causa). Wer auch beim dritten Male der Ladung zum Gericht nicht nachkam, wurde in Abwesenheit verurteilt. Das dritte thing war also noch gut, danach war Schluss.
s.a. Bedingung: die Ursache eines Ereignisses', ursprünglich Ursache für das Zusamnmentreten des Things. Jemanden dingfest machen = verhaften, für den Thing festnehmen; ein Ding drehen - etwas tun, was mit einer Vorladung vor dem Thing (dem Gericht) enden wird;  das geht nicht mit rechten Dingen zu: eig. 'geschieht nicht auf rechtmäßige Weise, nach rechtsgültigen Normen'; vor allen Dingen 'in der Hauptsache'

Doppelgänger
 [W]
jemand, der einer anderen Person so ähnlich sieht, dass man die beiden verwechseln kann.
Früher war Doppelgänger die Bezeichnung für jemanden, von dem man glaubte, er könne an mehreren Orten gleichzeitig sein.

Drahtzieher  [W]
Der "Drahtzieher", der Planer beziehungsweise heimliche Urheber krimineller Taten bzw. zwielichtiger Aktionen, bezeichnet den Hintermann, der im Hintergrund eine Aktion plant, sie aber bewusst von anderen ausführen lässt, um unerkannt zu bleiben. Der Ausdruck hat seinen Ursprung nicht etwa im ehrbaren Handwerk des Drahtherstellers, sondern man meint damit einen Marionettenspieler, also jemand, der hinter der Bühne "an den Drähten zieht", damit sich die Puppen nach seinem Willen im Rampenlicht bewegen.

drakonische Strafe  [W]
Harte Strafen werden nach dem griechischen Gesetzgeber Drakon benannt. Im 7. Jahrhundert vor Christus waren die von ihm verfassten Gesetze so streng, ja sogar grausam, dass Plutarch schrieb, sie seien "mit Blut und nicht mit Tinte geschrieben".

Dreck am Stecken haben
umgangssprachlich: eine moralisch verwerfliche, wahrscheinlich kriminelle Vergangheithaben; Dreck am Wanderstab verrät, ob jemand sich beschmutzt hat, auch wenn sich bereits die Schuhe geputzt hat. Der Dreck am Wanderstab zeigt also an, dass jemand verschwiegene, schlechte Wege gegangen ist: im übertragenen Sinne also Schuld auf sich geladen hat.

durchfallen ---> einen Korb bekommen

jem blauen Dunst vormachen
jdm etw vormachen
Nach altem Brauch lassen Zauberer vor ihren Experimenten oft blauen Dunst aufsteigen, damit die Zuschauer nicht so genau auf die Finger sehen und hinter das Geheimnis des Tricks kommen (KrL )

das Ei des Kolumbus
eine verblüffende einfache Lösung eines schwierigen Problems
Beim Festmahl des Kardinals Mendoza für den Admiral Kolumbus nahm dieser ein Ei und fragte, wer von den Anwesenden dieses auf die Spitze stellen könne. Als alle verneinten, nahm er das Ei und schlug ein Ende platt, woraufhin es stand (KrL)
Heinz Erhardt sieht das Ganze übrigens anders - er erläutert, dass Kolumbus nach seiner Rückkehr in Madrid eine reizvolle "Dame weiblichen Geschlechts" erblickt und daraufhin erfreut "Ei" ausgerufen habe, was als das "Ei" des Kolumbus in die Geschichte eingegangen sei. 

ein eingefleischter Junggeselle
s. Junggeselle

einen Stiefel vertragen können
s. Stiefel

Es ist allerhöchste Eisenbahn
Die Redensart stammt aus einem Stück von Adolf Glasbrenner. Der schwer zerstreute Briefträger Bornike will um die Hand der Tochter des Malers Kleisch bitten. Am Ende der Szene bricht der Briefträger ganz plötzlich auf, weil er die Post aus Leipzig, die schon im Postamt auf ihn wartet, noch austragen muss. Beim Weggehen sagt er: "Es ist die allerhöchste Eisenbahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen."D
Das dicke Ende kommt noch.
Das Schlimmste kommt erst noch
Das dicke Ende steht zum einen für den Gewehrkolben, mit dem im Nahkampf zugeschlagen wird; zum anderen für den Stock, der bei Raufereien umgedreht wird, weil das dickere Ende schlagkräftiger ist

Ente (Zeitungsente)
Falschmeldung
Der Ausdruck kommt wahrscheinlich von einer englischen Abkürzung. die für nicht bestätigte Berichte anstelle eines Agenturvermerks benutzt wurde. N.T. bedeutet eigentlich "not testified" spricht sich aber im deutschen wie EN-TE.
Eine andere Theorie besagt, dass der Ausdruck eine Übersetzung aus dem Französischen sei: eine Falschmeldung heißt da un canard, entstanden aus dem Ausdruck vendre un canard à (la) moitié - eine halbe Ente als ganze verkaufen, also lügen und betrügen. (KrS)
Es gibt aber noch andere Deutungen: schon bei LUTHER heißt es "so kömpts doch endlich dahin, das an stat des evangelii und seiner auslegung widerumb von blaw enten gepredigt wird" (zit bei GRIMM 3(1862) KrL Luther geht davon aus, dass die Ente als unzuverlässige Brüterin bekannt sei, was ihr wahrscheinlich einen schlechten Ruf eingebracht habe (unzuverlässiges Brüten = unzuverlässige Nachricht); von den 'blauen Enten' i.S. der unzuverlässigen Nachrichten her ist abgeleitet 'jdm blauen dunst machen' (GRIMM, ebd.);  im 19. Jhd., kam eine französische satirische Zeitung auf mit dem Titel Le Canard enchainé 'Die gefesselte Ente'; es ist nicht klar, wie dieser Titel motiviert ist, doch führt man den Ausdruck Zeitungs-ENTE heute häufig auf diesen Titel zurück. Die Zeitungs-Falschmeldung heißt demenstprechend französisch le canard.
Seit dem Amtsantritt des amerikanischen Präsidenten Trump (ab 2017) wird der Ausdreuck zunehmend durch "fake news" verdrängt.

Eselsbrücke
Merkhilfe
Esel weigern sich normalerweise beharrlich, auch kleinste Wasserläufe zu durchwaten. Daher baute man oft kleine Brücken, um mit den Lasttieren doch ans Ziel zu kommen. Eine E. ist also ein kleines Hilfsmittel, das ans Ziel führt.

Eulen nach Athen tragen
etwas (mit Aufwand) wohin bringen wo es das im Überfluss gibt, also ein fruchtloses / sinnloses Unterfangen
Der Hintergrund ist, dass die griechische Göttin (Pallas) Athene Schutzgöttin der nach ihr benannten Stadt Athen war. Eines ihrer Symbole war die Eule. Die Athener prägten ihr zu Ehren Eulen auf der Rückseite ihrer Münzen, daher die Folgerung, dass es in Athen wohl genug "Eulen" gibt.
Ein anderes Beispiel hierfür ist auch: Wasser in den Rhein bringen. Im Französischen gibt es eine nettere Umschreibung: Emporter des femmes à Paris = Frauen nach Paris bringen...

Das dauert ewig und drei Tage
Ewig und drei Tage warten - sehr lange Zeit warten.
In der mittelalterlichen Rechtsprechung war es üblich, für Fristsetzungen einen bestimmten Zeitraum zu definieren und bis zum endgültigen Ablauf der Frist dann noch einmal drei Tage dazu zu geben – drei Tage, in denen sich vielleicht das Blatt noch wenden konnte, selbst wenn die eigentliche Frist schon "ewig" lang gewesen war.

nicht lange fackeln*
Sofort handeln, ohne zu zögern.
Ursprung ist das spätmittelhochdeutsche Wort vackelen = wie eine Fackel brennen. Beim Bild der brennenden Fackel assoziiert man ein unruhiges Hin und Her. Wer nicht fackelt, kommt also unmittelbar zur Sache, ohne lange zu überlegen.

den Faden verlieren
Nicht weiter wissen
Der Ausdruck bezieht sich auf den Ariadne-Faden der griechischen Sage, das Garnknäuel, das Ariadne, die Tochter des Königs Minos von Kreta, dem geliebten Theseus mitgab, damit er aus dem Labyrinth wieder herausfände, nachdem er den dort lauernden gefürchteten Minotaurus besiegt hatte. Er durfte also nicht den Faden verlieren. -  Der rote Faden (engl. red tape 'rotes Band') ist eine angebliche Besonderheit in der Ausstattung der britischen Marine: sämtliche Taue seien mit rotem Faden durchsponnen, den man nicht herauswinden könne, ohne das Ganze zu zerstören. Der rote Faden kennzeichne die Taue als Eigentum der Krone KrL 

etwas nach Strich und Faden tun
gründlich, gehörig, nach allen Regeln der Kunst; lege artis
Strich und Faden sind alte Maßeinheiten: der Strich ist eine Längeneinheit, der zehnte Teil eines Zolls; in der Seefahrt ist ein Strich ein Zwöftel eines Zolls. Faden bedeutet ursprünglich "so viel, wie ein Mann mit seinen Armen umfangen kann" (Grimm, Wörterbuch). Der Sinn der Redewendung könnte sein, dass jemand eine Sache gründlich und sorgfältig erledigt, im großen wie im kleinen Maßstab. - Nach KrL kommt die Redensart dagegen aus dem Weberhandwerk und bezeichnet die sich kreuzenden Fadenrichtungen: Der Meister kontrollierte die Qualität des hergestellten Gewebes sehr genau nach "Strich" Webequalität) und "Faden "Qualität des Materials.

am seidenen Faden hängen
sehr bedroht sein, so dass ein möglicherweise katastrophales Ende nur eines geringen Anstoßes bedarf.
Das Bild geht zum einen auf die bekannte, u.a. von Cicero und Horaz übermittelte Geschichte von dem Redner Damokles zurück, über dessen Kopf ein scharfes Schwert an einem Rosshaar aufgehängt war, zum anderen wird vermutet, dass der Ausdruck der germanischen Mythologie entstammt: die Schicksalsgöttinnen (Nornen) spinnen nach germanischer Vorstellung den Lebensfaden des Menschen: von seiner Stärke hängt dessen Lebensdauer ab (KrL)

Was ist nur in dich gefahren?!
Diese Redewendung entspringt der bis heute nicht ausgerotteten Vorstellung, der Teufel (oder irgendein anderer böser Geist) könne in einen Menschen fahren und sitze dann dort (der Mensch ist also besessen), treibe sein Unwesen mit dem Besessenen, der dann in seiner Verwirrung Dinge tue, die gar nicht seinem eigentlichen Charakter entsprächen. (KrL)

eine Fahrkarte schießen
Schützen bezeichnen so einen Treffer, der die Zielscheibe außerhalb der Ringe trifft. Das sieht dann so aus, als hätte ein Schaffner eine Fahrkarte abgeknipst, also entwertet. Trifft der Schütze überhaupt nichts, erhält er die Meldung "Fehlanzeige".

Farbe bekennen 
seine Meinung, An- oder Absicht offenlegen
Eine Regel aus dem Kartenspiel, wenn es gilt, seine eigenen Karten (Karo, Pik usw.) offenzulegen.

"Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht" 

Ausdruck höchster Empörung
Diese Redensart ist eine Verballhornung, gebildet aus mehreren anderen:
Das schlägt dem Fass den Boden aus,
das setzt dem Ganzen die Krone auf,
das ist ein Schlag ins Gesicht.
Gemeint ist einerseits, dass der Böttcher die Fassreifen zu stark aufschlägt und so der Fassboden herausspringt.
Andererseits wurde früher Weinverkäufern, die schlechten Wein angeboten hatten, die Böden ihrer Fässer zerschlagen, damit sie ihre Ware wirklich niemandem mehr anbieten konnten.
Ein weitere Deutung kommt aus Bayern: Wenn nach dem Erlass des Reinheitsgebots für Bier (1516) in einer Brauerei Bier entdeckt wurde, das nicht nach den Regeln zubereitet worden war, dann wurde es sofort vernichtet. Und zwar, indem dem Fass der Boden ausgeschlagen wurde. 

sich mit fremden Federn schmücken*
fremde Leistungen als seine eigenen ausgeben
In einer Fabel nach dem griechischen Autor Äsop erzählt Lessing von der hässlichen Krähe, die sich mit Federn schmückt, die dem Pfau ausgefallen sind, und so verkleidet sich unter die Pfauen mischt. Die Pfauen erkennen die Betrügerin aber natürlich sogleich und stürzen sich auf sie, um ihr die falschen Federn zu entreißen. Dabei reißen sie gleichzeitig auch einige echte Federn der Krähe aus. Fazit: Wer sich mit fremden Federn schmückt, bekommt Ärger.

nicht viel Federlesen(s) machen
gleich zur Sache kommen, keine Umstände machen
Im Mittelalter wurden vornehmen Herrschaften von beflissenen Schmeichlern etwa angeflogene Federn oder Staubfäden von der Kleidung entfernt. Man wollte sich so beliebt machen, aber schon Luther wies auf diese unangenehme Arschkriecherei hin. Das Federlesen wurde so sehr bald sprichwörtlich als unnütz und übertrieben angesehen. Wer gleich zur Sache kam, also nicht viel Federlesen(s) machte, wurde bevorzugt.

jem. das Fell über die Ohren ziehen
jem. betrügen, übervorteilen
Die Redewendung bezieht sich auf das Schaf, das nicht nur geschoren wird, sondern nach dem Scheren geschlachtet wird, wonach ihm das ganze Fell (die ganze Haut) abgezogen wird.

ins Fettnäpfchen treten
durch eine unbedachte Äußerung oder Handlung den Missmut eines anderen hervorrufen.
In erzgebirgischen Bauernhäusern stand zwischen Tür und Ofen ein Fettnäpfchen, mit dessen Inhalt die nassen Stiefel der Heimkehrenden sogleich geschmiert wurden. Wer durch Unachtsamkeit das Fettnäpfchen umkippte und so Fettflecken auf der Diele verursachte, zog sich den Unwillen der Hausfrau zu.

die Hand ins Feuer legen ---> Hand

für jem. durchs Feuer gehen
für jem. aus Wertschätzung oder Liebe alles tun, was möglich ist, bis zur Selbstaufgabe

Der Gang durchs Feuer mit bloßen Füßen gehört auch heute noch zu den Riten verschiedener Stämme. Bei Fakiren wird er möglich als Ergebnis tiefster Meditation, so wie das Liegen auf einem Nagelbrett oder das Durchbohren der Wangen mit einem Metallstab. Die Redewendung stammt aber wohl aus dem Mittelalter und beschreibt ein Gottesurteil: Wer aus dem Gang durchs Feuer unversehrt hervorging, war wohl mit dem Teufel im Bunde.

die Feuerprobe bestehen*
Eine entscheidende schwierige Aufgabe, oft die erste in einem neuen Aufgabenbereich, lösen; oft als Beweis dafür, dass man für diesen bestimmten Aufgabenbereich geeignet ist.
Ursprünglich ganz wörtlich gemeint: Gold wurde schon in der Antike mit Hilfe von Feuer auf seine Echtheit geprüft.

etwas aus dem "ff" beherrschen
etwas vollständig beherrschen
Die Redewendung hat ihren Ursprung wahrscheinlich im Mittelalter, als Schreiber Zitate aus den Pandekten (einer Sammlung altrömischer Rechtsgrundsätze als Grundlage für das Corpus Juris) mit dem griechischen Buchstaben "Pi" kennzeichneten.
Schreibt man das kleine "Pi" (p) unsauber, indem man die vertikalen Striche über den horizontalen Balken hinauszieht, erscheint der Buchstabe wie ein "ff". Noch die Juristen des 16. Jahrhunderts zitierten die Pandekten mit "ff".
Aus dem "Effeff" schöpfte der Jurist sein Wissen; es war Quelle und Bürge gesicherten Wissens.

sich etwas aus den Fingern saugen*
etwas behaupten, was kaum der Wahrheit entspricht oder zumindest weit hergeholt ist.
Wie viele Redensarten stammt auch diese aus dem Bereich des Aberglaubens: Finger hatten angeblich die Gabe, jemandem etwas mitzuteilen. (Mein Großvater, als Pfarrer abergläubischer Bräuche eigentlich eher unverdächtigt, pflegte durch Drücken und Ziehen am kleinen Finger zu überprüfen, ob man schon satt war...)

(keine) Fisimatenten machen
unnötige Umstände machen
Fisimatenten (oft fälschlich auch als "Fisematenten" zu finden) sind Flausen, Ausflüchte, umständliche Handlungen. Das Wort stammt nicht etwa, wie so oft behauptet, aus der Zeit der Napoleonischen Kriege, als französische Soldaten in Deutschland junge Frauen aufforderten, sie in ihrem Zelt zu besuchen: "Visitez ma tente, mademoiselle."
Ursprung ist wohl vielmehr das bereits im 16. Jahrhundert im Frühneuhochdeutschen reichlich belegte Wort "visepatenten" (aus dem lateinischen "Visae patentes [literae]) in der Bedeutung: ordnungsgemäß verdientes - schriftlich ausgefertigtes Patent. (Ein Patent ist in der ursprünglichen Bedeutung ein offen vorzuzeigender Brief [patere = offen stehen] - einerseits als Ernennungsbrief ("Hauptmannspatent"), andererseits als Bestätigung für die Qualität einer Ware.)-
Das Fachwort "visepatenten" wurde in Verspottung der Bürokratie zum Begriff für unnötige Schwierigkeiten. Schon 1499 findet man "it is ein visimatent". Das "m" ist wohl unter dem Einfluss des Wortes visament (=Schmuck, Zierat) an die Stelle des "p" getreten.

die Flöhe husten hören ---> das Gras wachsen hören

 

jem. auf die Folter spannen
Die germanische Rechtsordnung kannte so etwas wie die Folter nicht. Das Wort und die Praxis der Folter kommen aus dem römischen Raum, "poledrus" war die Folterbank.
Der Einsatz körperlicher Qualen zum Motivieren von Aussageunwilligen wurde im Mittelalter auch bei uns immer beliebter. Zuerst wurden dem Gefangenen die Instrumente gezeigt - und das waren keine Geigen! Wenn er dann gestand, blieb er verschont. Ansonsten wurde er nach genau festgelegten Regeln "auf die Folter(bank) gespannt". Falschparken bedeutete Daumenschrauben, Schwarzfahrer wurden ausgepeitscht.

Fraktur reden*
jem. deutlich seine Meinung sagen, ihn zurechtweisen
Der Ausdruck entspricht etwa der Wendung: mit jemandem deutsch reden = ihm unverblümt die Meinung sagen. Die Frakturschrift ist die im 16. Jahrhundert entstandene "gotische Schrift", in der z.B. die meisten älteren deutschen Bücher gedruckt sind, weshalb vor allem junge Menschen sie heute oft nicht mehr lesen können. Früher aber lernte jeder diese Schrift, und wer sie benutzte, schrieb (und redete) also deutlich und unmissverständlich.

Frosch im Hals
Wenn jemand heiser ist und kaum sprechen kann, ist meist der Hals geschwollen: Die Mandeln sind rot, das Schlucken tut weh. Im Hals gibt es eine kleine Geschwulst, die medizinisch "ranula" heißt. "Ranula" ist lateinisch und bedeutet übersetzt soviel wie "Fröschlein".
Wenn man heiser ist, ist manchmal auch die "Ranula" etwas dicker als sonst und entzündet. Daraus entstand im Laufe der Zeit die berühmte Redensart, einen Frosch im Hals zu haben, was medizinisch gesehen ja auch richtig ist.

unter der Fuchtel sein
in strenger, sogar erzwungener Ordnung leben, "unter der Fuchtel" von jemandem.
Die "Fuchtel" ist eigentlich ein stumpfer, breiter Fechtdegen (daher kommt auch "herumfuchteln"), der zum Sinnbild harter militärischer Zucht wurde.

mit Fug und Recht
"Recht" kennt jeder, aber was ist "Fug"?
Das mittelhochdeutsche Wort "vuoc" bedeutete "etwas, das erlaubt ist". Wir kennen es heute noch in "Befugnis, unbefugt, verfügen" etc.: mittelhochdeutsch vervüegen heißt passen, anstehen, auch: veranlassen; bestimmen, was geschehen soll; anordnen, eigentlich = einrichten".
Dagegen ist etwas,  das nicht erlaubt ist, "Unfug".

auf großem Fuß leben*
großen Aufwand betreiben, ein sehr anspruchsvolles Leben führen
Die Redewendung geht auf eine mittelalterliche Sitte zurück: Manche Adelige versuchten ihrer Würde dadurch besonders Ausdruck zu geben, dass sie besonders lange Schuhe (Schnabelschuhe) trugen.

gang und gäbe
allgemein bekannt, geläufig
Eine Alliteration, die aus den Worten "gang", also "dem was unter den Leuten umläuft (gängig) ist" und "gäbe", Mittelhochdeutsch "gaebe" = "angenehm, gültig", zusammengesetzt ist.
Damit bezeichnete man ursprünglich die im Umlauf befindliche, gültige Währung. Im Laufe der Zeit wurde der Ausdruck immer mehr für alles, was Sitte oder Brauch, ist angewandt.

jem. am Gängelband führen  [W]
jem. bevormunden
Das "Gängelband" ist schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Es war ein Band, an dem Kinder beim Laufen lernen festgehalten wurden. Das Wort "gängeln" bedeutete "ein Kind laufen lehren" (ihm den aufrechten Gang beibringen). Der ursprünglich positive Ausdruck ist heute durchweg negativ konnotiert, wenn auch gelegentlich in Liebesbeziehungen resignierend-akzeptierend, wie in dem von Peter Kraus gesungen Schlager "Wunderbares Mädchen, hast mich schon am Fädchen, hast mich schon am Gängelband".
Wenn man heute jemanden gängelt, bevormundet man ihn.

jem. den Garaus machen
jem. töten
Die ursprüngliche Bedeutung ist weit weniger grausam: "der Garaus" ist ein Nomen, das sich aus "gar aus" im Sinne von "ganz aus" ableitet. "Gar aus!" war der Ruf, mit dem in vielen süddeutschen Städten die Polizeistunde ausgerufen wurde. In einigen Städten (z.B. Nürnberg) markierten der Garaus-Ruf oder das Garaus-Läuten das Ende des Arbeitstages und das Schließen der Stadttore.
Später erhielt der Begriff allgemein die Bedeutung Ende. Heute wird er nur noch in der Wendung „jemandem/etwas den Garaus machen“ (jemanden töten oder vernichten, einer Sache ein Ende bereiten) verwendet.

Gedöns um etwas machen
überflüssiges Getue
Der Ursprung des Wortes liegt in Norddeutschland und geht auf das alte Wort "gedense" = "hin- und herziehen" zurück.
Mit "Getöne", also viel Lärm um etwas machen, hat das also nichts zu tun.

Wir haben keine Gefangenen gemacht.
Keine Gefangenen zu machen ("take no prisoners"), war eine Terrortaktik der Piraten. Normalerweise führten Piratenschiffe ja eine Flagge (Jolly Roger o.ä.), die sie als Räuber kennzeichnete. Aber sie waren immerhin willens, Gefangene zu machen, d.h. ihre Opfer am Leben zu lassen.
Wurde aber ein rotes Tuch gehisst, sollte das den Opfern klarmachen, dass mit Gnade nicht zu rechnen sei. Es stand also ein kurzer grausamer Beutezug bevor.

ein gesunder Geist in einem gesunden Körper
Des römischen Dichters Juvenal so gerne zitierte Ausspruch mens sana in corpore sano klingt so, als wollte Juvenal damals schon ein Fitnessstudio mit angeschlossener Bibliothek aufmachen. Der Ausdruck wird aber oft falsch so aufgefasst, als sei ein gesunder Verstand Ergebnis sportlicher Betätigung. "Roms letzter Dichter" wird aber normalerweise falsch zitiert. Er sagte: "Man muss bei der Geburt eines Knaben die Götter bitten, es möge in einem gesunden Körper auch eine gesunde Seele wohnen..."

für Gotteslohn arbeiten

ohne Bezahlung arbeiten
Wenn man von jemandem verlangt, er solle "für Gotteslohn arbeiten", dann meint man nicht einen Lohn, wie ihn ein Gott gibt, sondern einen Lohn, den Gott geben soll (statt des Menschen, der ihn eigentlich bezahlen müsste).
"Für Gotteslohn" bedeutet also in den meisten Fällen "unbezahlt".

ins Gras beißen
mussten Krieger, die verwundet auf dem Schlachtfeld lagen. Man konnte nach der Schlacht oft feststellen, das die Sterbenden vor Schmerzen in den Untergrund gebissen hatten. Im Englischen sagt man dazu "to bite the dust" - Another one bites the dust", sangen Queen: Out of the doorway the bullets rip To the sound of the beat yeah.
Another one bites the dust. (Vor der Tür schlagen die Kugeln im Rhythmus ein, und wieder beißt einer ins Gras.)
Der Brauch, bei an Schwindsucht Gestorbenen die eingefallenen Wangen mit Gras "aufzupolstern", um sie zur Beerdigung optisch etwas zu verschönern, hat damit wohl nichts zu tun.

das Gras wachsen hören [W]
übersensibel sein, sich frühzeitig unnötige Gedanken machen
Seit dem 15. Jahrhundert verwendet, zunächst abschätzig für überkluge Menschen, gegen Mitte des 17. Jh.  Mitte des 17. Jahrhunderts dann auch zur Bezeichnung von besonders gut informierten Menschen verwendet. (Vgl. "die Flöhe husten hören"  = gut und frühzeitig informiert sein, auch kleinste Veränderungen wahrnehmen, oder bildkräftige, dennoch nicht mehr gebräuchliche Wendungen wie „die Krebse niesen hören“ oder „die Spinnen weben hören“.)
Natürlich kann kein Mensch Pflanzen wachsen hören -  also ist diese Redensart wohl göttlichen Ursprungs. In der germanischen Sagenwelt der Edda ist Heimdall der Wächter der Götter, denn er sieht bei Nacht so gut wie bei Tag und kann hören, dass Gras auf der Erde und Wolle auf Schafen wächst.
Menschen, die „das Gras wachsen hören“, sind oft etwas ängstlich oder gar panisch, weil sich manche sehr frühzeitig und unnötig Gedanken über wirkliche oder eingebildete Probleme machen.  

Gretchenfrage
die entscheidende Frage stellen, jedoch mit einer ausweichenden Antwort rechnen
Ihren Ursprung hat diese Redewendung in Goethes Faust, wo Gretchen Faust fragt: "Wie hast Du's mit der Religion?", was Faust ziemlich ausweichend beantwortet, weil ihm Gretchens schlichte, naive Frömmigkeit nicht so recht zusagt...

Jetzt ist der Groschen gefallen.
Die Redensart kommt von den Münzautomaten. Der Groschen löst dort ja einen Mechanismus aus und das wurde mit einem "Denkmechanismus" gleichgesetzt.

dasselbe in Grün
Der Opel "Laubfrosch" war eine Kopie eines französischen Citroen. Die einzige Änderung war die grüne Lackierung. Für Kunden war es also "dasselbe in Grün".

jem. grün und blau schlagen
jem. schlimm verprügeln
Da hat das Opfer dann sicher Hämatome, also blaue Flecken, die vielleicht sogar grün werden, aber die ursprüngliche Bedeutung war bei weitem weniger schmerzhaft: Wenn mit Indigo gefärbte Stoffe aus der Färberlauge kommen sind sie zuerst grün. An der Luft oxidiert der Farbstoff und wird langsam blau. Um diesen Prozess zu beschleunigen, schlug man mit Holzlatten auf die Stoffbahnen ein, dadurch kam mehr Sauerstoff in das Gewebe. Man hatte den Stoff also grün und blau geschlagen.

Ach du grüne Neune!
Dafür gibt es eine halbwegs wahrscheinliche Deutung: Das Berliner Vergnügungslokal "Coventgarden" in der Blumenstraße 9 hatte einen Eingang am "Grünen Weg".
Nach 1852 wandelte sich das Lokal zum billigen Tanzcafé, in dem es ständig zu Handgreiflichkeiten kam. "Die grüne Neune" wurde also eine volkstümliche Benennung des berüchtigten Lokals.

Haderlump  [W]
Hadern sind die zerkleinerten Textilfasern, die man zur Herstellung von besonders wertvollem Papier benötigt. In der Frühzeit der Papierherstellung, als man noch keinen Zellstoff kannte, waren sie sogar die einzige "Rohstoffquelle". Da man aber im Mittelalter nicht die Mengen Textilien besaß wie heute, wurden nur die alten Lumpen zur Papierherstellung abgegeben, die nun wirklich niemand mehr anziehen wollte.  
Die Frauen, die die Lumpen zerkleinern mussten, saßen auf einer Bank, auf der ein nach oben gestelltes Messer montiert war. An diesem Messer zerrissen sie den Stoff, bevor er gereinigt wurde.  
Den Männern ging es allerdings nicht viel besser: Da man glaubte, dass die Papierherstellung am besten mit kaltem Wasser funktioniert, fingen sie um 3.00 Uhr in der Frühe an, Papier zu schöpfen. Dabei waren sie mit den ganzen Oberarmen im Wasser. Gicht und andere Krankheiten waren die Folge.
Ein Haderlump ist also ein Lumpen, der so am Ende ist, dass man aus ihm Hadern herstellen darf. Es ist also wirklich das Allerletzte.

Ihn sticht der Hafer.
er wird übermütig, geht ein hohes Risiko ein 
Eine mögliche Erklärung: Wenn Pferde zu viel Hafer bekommen, werden sie gelegentlich übermütig und beginnen Kapriolen zu machen. Wer also zu viel Haer bekommen hat, vom Hafer gestochen wurde, der schlägt dann über die Stränge. - Es gibt aber Linguisten, die glauben, dass der Hafer in der Redensart auf das germanische Wort "hafr" zurückgeht, dass einen Bock bezeichnet. (KrS)

Er schreibt/ hat eine gute Handschrift.
er verteilt kräftige und schmerzhafte Ohrfeigen

Hals- und Beinbruch
ist nicht die Grußformel der Orthopäden, sondern stammt aus dem Hebräischen und lautet im Original: "hazlache un birache" ("hazlachà" = "Glück"; "bïrache" = "Segen").

für jem. die Hand ins Feuer legen
zu jem. absolutes Vertrauen haben, für jem. bürgen
Die Wendung stammt noch aus dem Mittelalter: Bei einem Gottesurteil musste der Angeklagte eine Zeitlang die Hand ins Feuer halten; der Grad der Verbrennung entsprach dem Grad des Verschuldens. Wunden wurden stets sofort verbunden. Als unschuldig galt nur der, der in kürzester Frist wiederhergestellt war.

Hand und Fuß haben
vollständig sein, in Ordnung sein
Im Mittelalter musste ein Mann, um "vollständig", also kriegstüchtig zu sein, (die rechte) Hand und (den linken) Fuß haben: Die Rechte, um das Schwert zu führen, den linken Fuß, um in den Steigbügel treten zu können. Wem als Strafge die rechte Hand oder der linke Fuß abgeschlagen wurde oder gar beides, dem war auf diese Weise auch seine Mannhaftigkeit genommen.

jem. hänseln
sich über jem. lustig machen  
Die Redewendung ommt nicht etwa von Hans (hänseln und greteln), sondern aus dem Kaufmännischen, und zwar vom Aufnahmeritual für zukünftige Hansekaufleute. Dort aufgenommen zu werden, war eine besondere Ehre. "Der Schmerz", heißt es in Jean Pauls "Siebenkäs", sei hienieden nichts mehr als ein höheres Hänseln oder die Ohrfeige oder Schwertschlag, womit man zu einem Ritter befördere. Das Ritual war relativ drastisch und peinlich und wurde bald schon im Volksmund "hänseln" genannt. Die rein negative Bedeutung im Sinne von "zum Hanswurst machen" (frühe Form des Mobbings) setzte sich parallel zum Niedergang der Hanse durch. (KrS)

jem. in Harnisch bringen/ in Harnisch geraten
jem. wütend machen/ wütend werden
Der "Harnisch"  bezeichnet die gesamte kriegerische Ausrüstung eines Kämpfers oder Teile davon (Brustharnisch). Eer einen Kontrahenten in Hanrisch brachte, veranlasste ihn also, die Rüstung anzuziehen um kampfbereit zu sein. Schon seit 1626 (erster Beleg) aber wird der Ausdruck auch bildlich verwendet. Heute bedeutet "in Harnisch geraten" etwa, seine Meinung sehr engagiert zu vertreten, etwa mit einer geharnischten, d.h. leidenschaftlichen und die Dinge beim Namen nennenden Rede.  

"Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts."
Die Redewendung wird verwendet, wenn jemand ausdrücken will, dass er mit einer Sache gar nichts zu tun hat (gelegentlich auch, wenn er in Wirklichkeit durchaus etwas mit der Sache zu tun hat...)
Sie geht zurück auf Victor von Hase, der sich 1843 in einem Fall vor Gericht verantworten musste und mit diesem Satz seine Unschuld beteuern wollte.

"Da liegt der Hase im Pfeffer."
genau darauf kommt es an; bei dem hier genannten Hasen handelt es sich aber nicht um einen lebenden, sondern um einen als Braten zubereiteten Hasen. "Pfeffer" war früher eine beliebte Soße oder Brühe, die mit Pfeffer und anderen Gewürzen abgeschmeckt wurde, in dieser wurde der Hase eingelegt.
Wichtiger Bestandteil des "Hasenpfeffers" ist Hasenblut, das aber oft durch Rotwein ersetzt wird. Mit der Redensart bezeichnet man ja den Punkt, auf den es bei einer Sache besonders ankommt, also vergleichbar dem Fleischanteil bei dieser Beize.

Alternative Erklärung:
Die Redensart "da liegt der Hase im Pfeffer" stammt aus der Jägersprache: "Pfeffer" ist Jägerlatein für den Kot von Hase und Kaninchen. Sie drückt demnach ursprünglich die Freude darüber aus, entweder das bejagte Tier erlegt oder das erlegte Tier gefunden zu haben
Der kugelförmige Hasenkot sieht in seiner Vielzahl eben aus wie Pfefferkörner. Wer viel davon gefunden hat, der hat auch den Bau des Hasen gefunden, das, wonach er die ganze Zeit gesucht hat.

unter die Haube bringen
Eltern wollen ihre Töchter unter die Haube bringen, also verheiraten. Nach germanischem Brauch durften verheiratete Frauen ihr Haar nicht mehr offen tragen, sondern mussten es unter einer Haube verbergen. Am Hochzeitstag setzte die Frau die neue Kopfbedeckung zum ersten Mal auf.
Auch die Römer kannten diese Sitte.

Es zieht wie Hechtsuppe.
Es zieht wie ein Sturm.
Der Ausdruck hat mit dem Fisch nichts zu tun, er kommt wohl aus dem Rotwelsch, der Gaunersprache, die viele Ausdrücke aus dem Jiddischen übernommen hat: "hech supha" bedeutet "wie ein Sturm". Damit, dass angeblich Suppe aus Hechtfleisch lange ziehen muss, hat das Ganze wohl nichts zu tun.

das Heft in der Hand halten
die Kontrolle haben, der Chef sein
Mit dem Heft in dieser Redewendung ist nicht das Schulheft gemeint, sondern der Griff eines Gerätes. Wer den Griff eines Schwertes, Dolches oder Messers fest ind er Hand hatte, der war Herr der Situation und hatte die Macht.

Hier sieht's aus wie bei Hempels unterm Sofa.
sagt man, wenn irgendwo fürchterliche Unordnung herrscht. Die Hempels waren natürlich keine konkrete Familie, sondern stehen stellvertretend für grobe, ungebildete, unziviliserte Menschen. Abgeleitet ist der Name von "Hampel" (den wir z.B. im Hampelmann noch wiederfinden).

hieb- und stichfest
unangreifbar, absolut sicher
Teil einer mittelalterlichen Beschwörungsformel, mit der der Kämpfer gegen die üblichen Verletzungen im Kampf gewappnet sein sollte

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.
Diese mittelalterliche Weisheit taucht schriftlich fixiert im 16. Jahrhundert beim Schriftsteller Justus Georg Schottel in der Form: "Mensch, hilf dir selbst, so hilfet Gott mit", auf.
Ähnliches schrieben auch schon antike Römer wie Cicero ("Fortes fortuna adjuvat" = "Den Mutigen hilft das Glück").
In Schillers "Wilhelm Tell" fordert Gertrud Stauffacher ihren Mann Werner zum Widerstand gegen die Reichsvögte auf: "Dem Mutigen hilft Gott."

Hinz und Kunz  [W]
Die Bezeichnung für die große Menge, die Durchschnittsbevölkerung, stammt aus dem Mittelalter, als "Hinz" = "Heinrich" und "Kunz" = "Konrad" sehr verbreitete Namen waren. Grund war wahrscheinlich die lange Reihe von Heinrichs und Konrads als Herrscher.
Schon um 1300 ist die Redewendung formelhaft, ab dem 15. Jahrhundert nimmt sie spöttischen Charakter an.
Die gleiche Bedeutung haben "Krethi und Plethi". Der Ausdruck ist deutlich älter: Man findet in der Bibel, im 2. Buch Samuel, Kap.8, Vers 18, die "Krether und Plether" als Soldaten König Davids.

jem. den Hof machen"
um jem. werben; meist im Sinne von "sich um Zuneigung bemühen".
Sie leitet sich ab aus den Sitten der feinen Gesellschaft. Der "Hof" war die Umgebung des Fürsten, jeder, der ihm diente, gehörte zu seinem Hofstaat. Und wer für ihn arbeitete, "machte ihm den Hof". Von der diensteifrigen Art der Höflinge leitete man die Bezeichnung ab für das werbende Huldigen um die Gunst einer angebeteten Person.

auf dem Holzweg sein
In den Wäldern existieren einfache Wege, die nur dem Transport des geschlagenen Holzes dienen. Diese Straßen führen nun aber nicht von Ort zu Ort, sondern enden meist mitten im Wald. Deshalb ist jemand, der auf eine falsche Lösung zusteuert, auf dem "Holzweg".

nur nicht hudeln
Nicht vorschnell handeln. "Hudeln" ist ein alter Handwerkerausdruck, der, neben anderen, auch die Bedeutung "schlampige Arbeit verrichten" hat. Aus dem Jahre 1741 kennt man die Wendung "die Arbeit schnell weghudeln". Zumindest in Österreich legendär ist Hans Mosers Ausspruch: "Bittschön, Herr Kapellmeister, nur net hudeln, i bin do net der Nurmi..." (Der Finne Paavo Nurmi war d e r  Langstreckenläufer der 1930-er Jahre, Inbegriff für Schnelligkeit und Audauer.)

auf den Hund gekommen
in (zumeist wirtschaftliche) Not geraten sein
Als die Leute ihre Habseligkeiten noch in Truhen aufbewahrten, (weil die leichter wegzuschaffen waren, falls es brannte oder Söldnerhorden plünderten), waren auf dem Boden der Truhen oft Schutzsymbole eingraviert, darunter oft auch ein Hund. Wenn jemand alles verloren hatte, was normalerweise in der Truhe liegen sollte, war er "auf den Hund gekommen".

Da wird der Hund in der Pfanne verrückt.
Reaktion auf ein fast unglaubliches Ereignis
Der Ausdruck beruht keineswegs auf einer Spezialität der chinesischen Küche, sondern geht - sehr deutsch - auf Till Eulenspiegel zurück: Als Geselle bei einem Bierbrauer in Einbeck bei Göttingen (wo das Bockbier erfunden wurde), sollte er in Abwesenheit des Meisters das Bier herstellen und dabei "den Hopf (=Hopfen) gehörig sieden". Dummerweise hatte der Meister aber einen Hund namens Hopf, und den warf der alles wörtlich nehmende und außerdem nicht als als Tierschützer bekannte Till in die Braupfanne mit dem siedenden Wasser. Es versteht sich von selbst, dass der Hund dabei "verrückt" wurde, ehe er ins Hundeparadies einzog...

vom Hundertsten ins Tausendste kommen
im Gespräch ständig abschweifen
Bei der Redewendung geht es ursprünglich gar nicht um abschweifendes Labern, sondern um Rechenfehler: Im 15. bis zum 17. Jahrhundert gab es die so genannte "Rechenbank", auf der waagerechte Linien gezogen waren, die den aufgelegten Marken einen bestimmten Wert zuwiesen. Die Linien markierten Dezimalsprünge. Wer, wie die Originalredensart lautet, das "Hundert in das Tausend wirft", der "macht es also, daß niemand weyß, was er rechnet oder redet" (Johann Agricola, 1529).
Irgendwann ging dann das Wissen um die "Rechenbank" verloren, doch die Redensart blieb uns erhalten.

am Hungertuch nagen
hungern
Das Hungertuch war eigentloich ein Fastentuch, das während der Fastenzeit den Altar verhüllte. Als Strafe für ihre Sünden sollten die Gläubigen 40Tage lang das Bildnis Gottes nicht mehr sehen dürfen. In der Osternacht wurde das Tuch dann heruntergezogen.
1306 taucht in Münster zum ersten Mal das Wort "hungerdoek" auf, über das es in alten Handschrift aus Augsburg heißt: In der Fastenzeit "sezen sie 40 tag kein fleisch, auch nit milch, kesz, ayr, schmalz... "da last (man) ein hungertuech herab, daz die syndige leut die götz nit ansehen." Hier wird also das Fasten = Hungern direkt angesporchen. (KrS)

 

zum Stamme Ibo gehören
Damit sind Menschen gemeint, die regelmäßig Wendungen wie "ich und die anderen" benutzen. Der Esel nennt sich halt zuerst, klar.
Das "Ibo" ist ein Akronym aus dem englischen "I before others". Ähnlich gelagerter Ausdruck: vom Stamme "nimm" sein - gierig sein, alles mitnehmen, was möglich ist.

 
alle Jubeljahre
Das Jubeljahr oder "Halljahr" kehrte bei den Israeliten alle 50 Jahre wieder. Es wurde mit Posaunen im ganzen Land bekannt gegeben. Mit dem Brauch sollte der Verarmung der Bevölkerung entgegengewirkt werden, da in diesem Jahr alle Schulden erlassen wurden. 
Auch in der christlichen Welt wurde ein solcher Brauch eingeführt. Das Jubel- oder Gnadenjahr sollte sich alle 100 Jahre wiederholen. Der Zeitraum wurde dann aber auf 50, 33 und zum Schluss 25 Jahre verkürzt. Das letzte Jubeljahr war übrigens das Jahr 2000.
Das "jubeln" findet sich auch noch in unserem Begriff "Jubiläum".

ein eingefleischter Junggeselle  [W]
ein überzeugt unverheiratet bleibender Mann
"Eingefleischt" ist eine Lehnübersetzung von Lateinisch "incarnatus". Es bedeutet "zu Fleisch geworden". Ursprünglich wurde es nur für Christus, den Fleisch gewordenen Sohn Gottes benutzt, mittlerweile verwendet man es nur noch zur Beschreibung eines "unverbesserlich unverheirateten Mannes".

ad kalendas graecas
Gebildete Menschen (und solche, die sich dafür halten) benutzen schon mal diesen Ausdruck, um ein Datum, das niemals eintritt, zu benennen.
Die "Kalenden" waren bestimmte Tage im römischen Monat, an denen normalerweise Schulden zurückgezahlt wurden. Die Griechen kannten diese Tage nicht, daher kann es keine "griechischen Kalenden" geben. Und wenn einer seine Schulden an den griechischen Kalenden zurückzahlen wollte, wusste man schon, was Sache war.
Heute bemühen wir den "Sankt Nimmerleinstag" als unmögliches Datum. 

kalte Füße bekommen [W]
eine (häufig nicht ganz legale) Handlung abbrechen, aus Angst vor den Konsequenzen
Entstanden ist diese Wendung am Spieltisch: Es war eine beliebte Ausrede, das Spiel abzubrechen und so den Gewinn zu sichern.
Auch im Englischen kennt man "to get cold feet".

Das sind doch olle Kamellen.
Das sind alte, überholte Nachrichten und Geschichten. Damit sind nicht die noch aus dem letzten Rosenmontagszug übrig gebliebenen Süßigkeiten gemeint, sondern Kamillenpflanzen. Wenn man Kamille zu lange lagert, gehen Aroma und Heilkraft verloren. Mit den alten Kamillen kann der Apotheker nichts mehr anfangen.

jem. an die Kandare nehmen
strenges Maßregeln
Die "Kandare" ist eine einteilige Gebissstange am Zaumzeug des Reitpferdes. Sie ermöglicht ein besonders scharfes Zügeln.
Der Begriff "Kandare" kam über das Ungarische ("kantàr" = "Zaum") zu uns. Die heute üblicherweise benutzte "Trense" ist durch ihre Konstruktion für das Pferd angenehmer.

unter aller Kanone
miserabel, völlig ungenügend
Der Ausdruck hat mit der Artillerie nichts zu tun, sondern bezeichnet etwas, das unter jedem "Kanon", d.h. unter jedem Maßstab liegt. Die oft als scherzhafz verstanbdene Wenung "sub omnibus canonibus" ist keineswegs ein Scherz, sondern entspricht der ursprünglichen Bedeutung: unter allen Richtlinien, so schlecht, dass es unterhalb der untersten anerkannten Qualitätskriterien liegt. Weder das Geschütz noch der mehrstimmige Gesang sind also mit dem Ausdruck gemeint, der korrekt heißen müsste: unter allen Kanonen oder unter jedem Kanon.
Das Geschütz, die "Kanone" also, hat seinen Namen übrigens von Italienisch "canna" für "Rohr".

 

Kapriolen schlagen
Eigentlich: übermütig (oft unkontrollierte) Luftsprünge machen; artistische Sprünge machen; allgemein: einer Handlung immer wieder unerwartete Wendungen geben, vor allem im Zusammenhang mit dem Wetter: Das Wetter schlägt Kapriolen = das Wetter spielt verrückt. - Das italienische Wort "capriola" ist abgeleitet von "capra"= Ziege und bedeutet "Bocksprung".

Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. [W]
Die Redensart kommt vom Militär. Im Manöver gab es oft den Befehl, auf einen Kartoffelacker vorzurücken. Dieser Befehl wurde dann aber genauso häufig zurückgenommen, um Flurschäden zu vermeiden.

einen Kater haben
Wer einen "Kater" hat, spürt die Folgen eines starken Rausches; ganz allgemein bezeichnet man damit auch die Ernüchterung nach einer großen Freude sowie Gewissensbisse, Reue.
Der "Kater" hat seinen Ursprung wohl im Wort "katarrh". Es fand über die Sprache der sächsischen Studenten Eingang in unsere Umgangssprache: Leipziger Studenten sollen seit etwa 1850 in Sätzen wie "Er ist von einem physischen und moralischen Catarrh befallen" die heimatliche volkstümliche Form "Kater" eingesetzt haben. Durch Eingang in die allgemeine Studentensprache habe der Ausdruck dann weite Verbreitung gefunden. Anfangs war es wohl eher ein Begriff für ein allgemeines Unwohlsein, erst später wurde "Kater" für alkoholbedingte Problemchen gebräuchlich.
Dazu beigetragen haben auch vorhandene Redensarten wie z.B. "verliebt wie ein Kater", daraus entstand "besoffen wie ein Kater", und schon war der Zimmertiger zum Alkoholmonster geworden.
Andererseits war schon in der Goethezeit (frühester Beleg 1768) davon die Rede war, dass Menschen gelegentlich von einer Krankheit befallen würden, die sie mit Katzen gemeinsam hätten und die man "Katzenjammer" nennt; es ist möglich, dass der Ausdruck "einen Kater haben" als gleichbedeutend mit "einen Katzenjammer haben" verstanden wurde und dass die beiden Begriffe ("Kater" aus Leipzig und "Katzenjammer" aus dem 18. Jahrhundert) im 19. Jahrhundert verschmolzen sind.
Der Katzenjammer leitet sich ab von dem - einem Babygeschrei recht ähnlichen - nächtlichen Jammern liebestoller Katzen. Wer so schreit, muss sich entsetzlich unwohl fühlen - das ist eben das Gefühl, das man hat, wenn man verkatert ist: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Gemütsverstimmung und Niedergeschlagenheit 

ein komischer Kauz
Der Kauz, der als Nachtvogel oft gegen die Fenster der auch nachts erhellten Krankenstuben flog, wurde im Aberglauben zum Totenvogel, den es zu meiden galt.
Im 16. Jahrhundert wurde der Begriff "Kauz" dann immer mehr zur Bezeichnung für menschliche Sonderlinge oder menschenscheue Außenseiter, die man mit dem "lichtscheuen", bei Tage selten anzutreffenden, Vogel verglich.

mit Kind und Kegel
Als Kegel wurden früher uneheliche Kinder bezeichnet, insbesondere solche von Mägden und ihren Herren. 

arm wie eine Kirchenmaus
In Kirchen gibt es keine Vorratskammern. Daher ist die ärmste aller Mäuse eben die Maus, die in der Kirche wohnt. Auch im Französischen sorgt man sich um den "rat d'église".

Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.
Der Umgang mit ihm kann sehr unangenehm sein.
Die Redensart erklärt sich von selbst, wenn man den vollständigen Wortlaut kennt: "Mit hohen Herren ist nicht gut Kirschen essen, sie spucken einem die Steine ins Gesicht."
Zur Zeit, in der die Redensart entstand, war der Anbau von Kirschbäumen noch auf Klostergärten und Gärten der vornehmen Bevölkerung beschränkt.

Kleider machen Leute
So heißt eine Novelle von Gottfried Keller, in der ein Schneider in einem Dorf wegen seiner edlen Kleidung (er hatte gerade keine andere als die, die er eigentlich hatte verkaufen wollen) für einen Grafen gehalten wird.
Aber vermutlich ist es schon eine Feststellung aus dem Mittelalter, denn auch von damals gibt es Geschichten wie diese: Ein Gelehrter ging über den Markt und keiner grüßte ihn. Als er aber in der Amtstracht dann unterwegs war, wurde er von allen gegrüßt. Zu Hause zog er den Anzug aus und fragte verärgert das Stück Stoff: "Bist Du der Doktor oder bin ich es?"

                                                                                                       

"Knöllchen"
Strafzettel; der Begriff geht wohl darauf zurück, dass aus der kölschen Verkleinerungsform zu "Protokoll", nämlich "Protoköllche", durch die lautliche Ähnlichkeit mit "Knöllche", der Verkleinerungsform von "Knolle", eben das "Knöllchen" geworden ist.

Kohldampf haben
großen Hunger haben
Der Begriff Kohldampf leitet sich weder von Gemüse, noch von siedendem Wasser ab. Kohl leitet sich wahrscheinliche vom rotwelschen "Kohler" = Hunger ab, was wiederum aus der Romapsrache stammt: "kalo" = arm. Dampf stammt ebenfalls aus dem Rotwelschen und bedeutet auch "Hunger.

den Kopf in den Sand stecken
Die Augen vor der Wirklichkeit verschließen; etwas nicht wissen wollen. Die Redewendung ist abgeleitet von einer Verhaltensweise des Vogels Strauß, dem man auf Grund ungenauer Beobachtungen nachsagte, er stecke bei Gefahr den Kopf in den Sand.

Da lacht die Koralle.
Das war die Überschrift der Witzseite in der Illustrierten "Koralle", die in den 30er Jahren erschien.

einen Korb bekommen
als Freier abgewiesen werden
Die Redensart nimmt Bezug auf einen mittelalterlichen Brauch. Stand ein junger Rittersmann (oder Knecht) vor dem Fenster des Fräuleins und begehrte Einlass, so ließ sie ihm einen Korb hinunter, in den er sich setzte und daraufhin hinaufgezogen wurde. Holde Fräueins wohnten meist etwas höher (Rapunzel)). Ob damals die Damen kräftiger waren als heutzutage, oder ob ihnen jemand beim Hochziehen half, ist unklar, aber nicht weiter relevant.
War der Mann der Dame indes nicht so ganz genehm, lockerte sie vorher den Boden des Korbes oder ließ auf halber Höhe an dem Seil so lange rütteln, bis der Boden des Korbes durchbrach und der Minnediener in die Tiefe stürzte. Er war damit durchgefallen.
Auch Martin Luther kannte diese Redewendung schon.

aus echtem Schrot und Korn --->Schrot

Man hat schon Pferde kotzen sehen... ---> Pferde

in der Kreide stehen
Schulden haben
Ließ man früher beim Wirt anschreiben, so machte dieser Notizen auf einer Tafel, die Schulden standen also "in Kreide".

Krethi und Plethi
eine bunt zusammengewürfelte Volksmenge
Der Ausdruck ist biblischen Ursprungs (Altes Testament 2. Sam. 8,18). Damit ist ursprünglich die Elitetruppe König Davids gemeint. Man ging lange davon aus, dass mit "Krethi" der Volksstamm der Südphilister und mit "Plethi" die Nordphilister gemeint wären.
Im Hebräischen allerdings bedeutet "krethi" = "ausrotten, töten" und "plethi" = "entfliehen, forteilen". Krethi und Plethi waren demnach wohl die Scharfrichter und Eilboten des Königs. s.a. Hinz und Kunz

drei Kreuze machen
erleichtert sein, dass etwas Schlimmes vorbei ist
Der Ausdruck kommt natürlich aus dem religiösen Brauchtum. Es bedeutet: "Sich mit dem Kreuzzeichen segnen, dass etwas Schlimmes vorübergegangen ist."
Die Dreizahl wurde schon immer eingehalten, wenn etwas Wichtiges zu verrichten war: Dreimal im Jahr wurde Gericht gehalten, es waren mindestens drei Urteiler nötig etc., natürlich "Aller guten Dinge sind drei."
Es ist also ein besonders intensives Segnungsritual.

Da stehste wie die Kuh vorm Neuen Tor.
Die Kuh war gar nicht gemeint, sondern der Buchstabe "q": Im alten Berlin hatten die Straßenbahnlinien Buchstaben. Das Neue Tor war eingleisig und die Linie Q musste häufig warten. Vgl. auch: wie der Ochs vorm Scheunentor

Das geht auf keine Kuhhaut.
Es passt auf kein noch so großes Pergament.
Pergament wurde normalerweise aus Schafs- oder Kalbshäuten gemacht. Wenn etwas zu lang wurde, passte es nicht einmal mehr auf eine (viel größere) Kuhhaut. Der erste Beleg für die Redewendung sind die "sermones vulgares" von Jaques de Vitry (vor 1240).
Die Redewendung hat hingegen nichts mit der Geschichte um Königin Dido zu tun, die mit einer aus Kuhleder geschnittenen Leine das Gebiet der zukünftigen Stadt Karthago umspannte.

kunterbunt
Das Wort "kunterbunt" stammt aus dem 15. Jahrhundert und kommt eigentlich von "contrabund" also "Kontrapunkt" (Lateinisch "contra" = "gegen"; "punctus" = "Stechen, Punkt"); es bedeutete auch damals schon "vielstimmig". Berühmt geworden ist die "Villa Kunterbunt" aus Astrid Lindgréns "Pippi Kangstrumpf".

                                                                                                                                                             


durch die Lappen gehen
entwischen, entkommen.
Die Redensart stammt, wie so manche andere, aus der Jägersprache. Es geht dabei aber nicht darum, zwischen finnischen Ureinwohnern hindurchzulaufen. . Um das Wild am Ausbrechen aus dem Jagdrevier zu hindern, wurden bunte Lappen zwischen den Bäumen aufgehängt, vor denen die Tiere zurückscheuten. Oft genug durchbrachen sie aber in Todesangst die Absperrung und "gingen so durch die Lappen". Seit dem 18. Jahrhundert wird die Wendung auch auf Menschen angewandt.

mit seinem Latein am Ende sein
nicht mehr weiter wissen
Latein war im Mittelalter die Sprache der Gelehrten, wurde aber auch im übertragenen Sinne für "Wissen" und "Wissenschaft" benutzt. Wer mit seinem Latein am Ende ist, ist also mit seinem Wissen am Ende, der weiß nicht mehr weiter.

Was ist dir für eine Laus über die Leber gelaufen?
Ursprung der Redewendung ist die Annahme, dass die Leber der Sitz der leidenschaftlichen Empfindungen sei. Ursprünglich hieß es einfach: "Es ist ihm etwas über die Leber gelaufen.". Die Laus wurde dann als Sinnbild für einen geringfügigen Anlass, eine Nichtigkeit, dazugepackt.
Die "Laus" ist ein gutes Beispiel für die Beliebtheit von Stabreimen in Redensarten.

Leichenbittermiene
Der Leichenbitter hatte, so war es Brauch, die Aufgabe, die Trauergäste zum Begräbnis einzuladen. So wie eine Stewardess berufsmäßig lächelt, hatte ein professioneller Leichenbitter natürlich ein ordentlich betroffenes Gesicht zu machen. Die "Leichenbittermiene" bedeutet heute meistens eine deutlich gezeigte, aber nicht wirklich echte Trauer.

vom Leder ziehen
Richtig loslegen, angreifen (z.B. in einer Rede)
Im preußischen Militär hatte jeder Soldat einen Säbel, der in einer Lederscheide steckte. Wenn es ernst wurde, zog der Soldat den Säbel ganz aus der Scheide, also vom Leder.

jem. die Leviten lesen
eine Strafpredigt halten. 
Seit dem 8. Jahrhundert kennt man das, aber ursprünglich bedeutete die Redewendung nur, dass den Geistlichen aus dem „Leviticus“ (3. Buch Mose), den Vorschriften für Priester und Leviten, vorgelesen wurde. Bereits zu dieser Zeit verstand man darunter aber auch eine Art von Strafpredigt - und wenn man die einzelnen Strafandrohungen aus diesem Buch sich genauer ansieht, wundert einen das gar nicht. Die Leviten waren im frühen Mittelalter die Gehilfen des Priesters, Angehörige des isrealischen Stammes der Leviten, die ursprünglich als Priester, dann als Tempeldiener tätig waren und alle sieben Jahre das Gesetz vorlesen mussten.

den Löffel abgeben
umgangssprachlich für "sterben"
In einfachen Familien gab es als einziges Besteckteil den Löffel, mit dem der tägliche Brei zugeführt wurde. Jeder hatte seinen eigenen Löffel, den er nach dem Mahl abschleckte und an einen festen Platz zurücklegte. War einer gestorben, so gab er naturgemäß den Löffel ab, insbesondere dann, wenn nicht genügend Löffel im Haus waren:  Dann bekam, wenn der Älteste starb, der Jüngste seinen Löffel. Der Alte hatte also den Löffel abgegeben.

sich auf den Lorbeeren ausruhen
Dass es nicht gut ist, sich nach einem Erfolg nicht weiter anzustrengen, wusste schon Königin Luise von Preußen. 1808 schrieb sie ihrem Vater: "Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren." Sie meinte die Erfolge Friedrichs des Großen.

Lunte riechen
etwas rechtzeitig oder vorzeitig bemerken; mit der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannten Redensart meinte man den beißenden Geruch der Zündschnur, mit der Geschütze abgefeuert wurden. Dieser Geruch verriet oft den Standort eines verborgenen Geschützes.



Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Alles der Reihe nach!
Im "Sachsenspiegel" um (1230) findet sich auch dieser Rechtsspruch. An den allgemeinen Mühlen, in denen die Untertanen ihr Getreide mahlen lassen mussten, wurde die Reihenfolge der Mahlvorgänge so organisiert, dass diejenigen, die ihr Getreide als erste brachten, auch sicher sein konnten, dass es als erstes gemahlen wurde.  In den USA heißt das in  lapidarer Kürze: "First come, first serve."

Maulaffen
feilhalten
glotzen, tatenlos am Fenster sitzen
Das hat nichts mit Primatenverkauf zu tun, sondern mit Hausbeleuchtung: Früher nutzte man Kienspäne, um die Wohnung notdürftig zu erhellen. Wenn man beide Hände brauchte, klemmte man die Dinger schon mal zwischen die Zähne. Die üblichen Tonklötzchen, die als Unterlage für Kienspäne dienten, wurden daher oft in Form eines Kopfes gefertigt, dessen verbreiterter Mund den Span hielt.
Diese Spanhalter sind seit dem 13. Jahrhundert in Österreich als "Maulauf" nachweisbar. Später wurden die Dinger aus Eisen hergestellt und hatten auch eine andere Form, der Name aber blieb.
Jemand der mit offenem Mund dasteht, wird also noch immer mit einem Verkäufer von 800 Jahre alten Tongeräten verglichen.

Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Die Redewendung steht wohl in Zusammenhang mit der heiligen Gertrud von Nivelles, die im Mittelalter vor allem zur Abwehr von Ratten- und Mäuseplagen angerufen wurde.
Der Tag der heiligen Gertrud, der 17. März, ist ein wichtiger Tag des bäuerlichen Kalenders, es ist der Beginn des Frühlings. An diesem Tag werden die Winterarbeiten eingestellt und man beginnt mit Feldbestellung und Gartenarbeit. Wenn am Gertrudentag noch gesponnen wird, so behauptete man, werde der Flachs von den Mäusen zerfressen, oder der Faden abgebissen.
Die heilige Gertrud wurde oft mit einer oder mehreren Mäusen abgebildet, die an ihrer Spindel hinaufklettern.
Die Redewendung war wahrscheinlich schon vor 1400 gebräuchlich.

Milchmädchenrechnung
eine Rechnung, die auf allzu naiven Voraussetzungen beruht
Die Rechnung, von der man hier spricht, wird zum ersten Mal in Jean de la Fontaines Fabel von Perette, der Magd, erwähnt.
Das "Milchmädchen" Perette lebte im 17. Jahrhundert und war Bauernmagd. Eines Morgens ging sie vom heimischen Hof in die nahe Stadt, um einen Topf Milch auf dem Markt zu verkaufen. Dabei kam sie ins Träumen. Was man alles mit dem Erlös kaufen könnte! Wofür man den Erlös wiederum ausgeben könnte! Wie das Geld dabei immer mehr wird! Am Ende könnte man sogar eine ganze Kuh kaufen! Leider geriet sie vor Freude über ihre Pläne ins Stolpern und verschüttete die Milch - das Ende ihrer Investitionstheorie.
Der Begriff bedeutete ursprünglich also keine kreative Kalkulation, sondern das jähe Ende eines Plans, verursacht von einem Missgeschick. Heute gerne im Sport verwendet, in Überlgeungen wie dieser: A hat gegen B gewonnen, wir haben gegen A gewonnen, also müssen wir auch gegen B gewinnen....

jem  zur Minna machen
jem. fertigmachen, demütigen, heftig zurechtweisen.
Dienstmädchen hießen früher, insbesondere in der Wilhelminischen Ära, angeblich gerne Wilhelmine, kurz Minna: Die Koseform wurde im Lauf der Zeit zu einer Art Berufsbezeichnung für ein Dienstmädchen.

Ohne Moos nix los.
ohne Geld kann man nichts machen
Der Ausdruck Moos für Geld stammt aus dem Hebräischen "maïoth" = "Pfennige, Kleingeld". Populär wurde Ausdruck durch Gunter Gabriels gleichnamiges Lied (1979).

Der weiß, wo der Barthel den Most holt.
s. Barthel

jem.  mundtot machen
Hier ist nicht der Mund im Gesicht gemeint. "Munt" war ein mittelhochdeutsches Wort mit der Bedeutung "Schutz, Schirm, Schutzgewalt". "Jemanden mundtot machen", bedeutete ursprünglich ihn "entmündigen". In "entmündigen", "Vormund" und "Mündel" lebt der alte Begriff "munt" noch fort.
Weil "munt" und "Mund" gleich klingen, wandelte sich der Ausdruck umgangssprachlich in seiner Bedeutung zu "jemanden zum Schweigen bringen".




zuletzt geändert 29.01.2018