"Redewendungen"
sind feste Wortverbindungen. Ihre
Bestandteile können nur schlecht oder gar nicht ausgetauscht
werden. Beispiel:
"Fettnäpfchen" und "hineintreten".
"Sprichwörtliche
Redensarten" nennt man
bildhafte
Ausdrücke,
wenn sie ständig im selben Wortlaut wiederholt werden und
ihre Bedeutung allgemein bekannt ist.
"Sprichwörter"
sind ganze Sätze, die meist eine
Lebenserfahrung ausdrücken. Also "Was der Bauer nicht kennt,
frisst er nicht."
Die
Eintragungen, die auf "Willis Besserwisserseite" zurückgehen,
sind mit einem [W] gekennzeichnet.
Die
Erläuterungen zu Redewendungen
mit einem * gehen auf Anregungen von
Dieter Burkert
aus den "Sprachnachrichten" 02 und 03/2006 zurück.
Die
Erläuterungen zu
Ausdrücken, die mit KrL
gekennzeichnet
sind, orientieren sich an Kurt
Krüger-Lorenzens Standardwerk Deutsche
Redensarten und was
dahintersteckt (Neuaufl.: 2001 = Heyne-Sachbuch 764, leider nicht
mehr lieferbar)
Erläuterungen
, die mit KrS gekennzeichnet
sind, orientieren sich an Walter Krämer, Wolfgang Sauer:
Lexikon
der populären Sprachirrtümer. Piper 5073, Neuausg.
2009
******************************************************************************************************************************************
A
- B
- C- D
- E
- F
- G
- H -
I
- J
- K
- L
- M
- N
- O - P - Q - R - S - T - U - V - W
- X - Y
- Z
das A und O
einer Sache
Das ist das A und O dieses
Projekts = das ist das
Wesentliche. Das A und O bedeutet auch Anfang und Ende; der
Ausdruck geht auf das griechische Alphabet zurück, indem das A
(Alpha) der erste und das Omega (ein langes O) der letzte Buchstabe
ist. In der Bibel (Offenbarung 1,8) heißt es: "Ich bin das A
und
O, spricht Gott der Herr" - also der Anfang und das Ende, alles.
Wer
A
sagt, muss auch B sagen*.
Wer sein Wort gegeben hat, muss auch dazu stehen; wer eine Sache
angefangen hat, muss sie auch zu Ende bringen.
Der Ausdruck hat
eigentlich nichts mit dem Alphabet zu tun, sondern geht auf das alte
deutsche Rechtswesen zurück: Bei einer Gegenklage musste auch
der
ursprüngliche Ankläger nun Rede und Antwort stehen.
Wenn er
dies tat, so nannte man das "besagen". Dieser Ausdruck wurde vom
Volksmund in "B sagen" umgedeutet.
Bertolt Brecht hat den Spruch in
"Der Jasager und der Neinsager" dialektisch umgedeutet: "Wer A sagt,
der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch
war."
jem. abblitzen
lassen*
jemanden deutlich
abweisen, zurückweisen
Ursprünglich bezog sich das nur auf einen
abgelehnten Heiratsantrag: "Sie hat ihn abblitzen lassen." Bis
zum 19. Jahrhundert konnte es vorkommen, dass beim Schießen
das
Schießpulver blitzartig von der Pfanne abbrannte, ohne dass
der
Schuss gefallen wäre. Diesen - unerwünschten -
Vorgang
bezeichnete man als "abblitzen"
jem.
eine Abfuhr erteilen
jem. heftig
zurückweisen
Bei einer "Mensur",
dem rituellen Zweikampf zwischen Mitgliedern schlagender
Studentenverbindungen, konnte es vorkommen, dass einer der beiden
"Paukanten" durch die Säbel- oder Degenhiebe
so böse Verletzungen erlitt, dass er von seinen Sekundanten
"abgeführt" werden musste. Besonders peinlich war die
"unehrenhafte" Abfuhr, wenn der Paukant also wenig Mut gezeigt hatte.
Wer dem anderen eine Abfuhr erteilte, hatte ihn also schwer geschlagen.
abgebrüht
sein
unempfindlich
sein, vor allem auch gegenüber
moralischen Argumenten
Der Ausdruck soll vom mhd. "briuten" =
entjungfern abgeleitet sein.
ein
abgefeimter Schurke
ein raffinierter Mensch,
der alle Tricks kennt und keine
moralischen Bedenken hat
Das Wort ist abgeleitet aus Feim, mhd. veim
(vgl. englisch foam)
= Schaum. Ursprünglich
positive Bedeutung: abgeschäumt, rein von Schaum und Schmutz,
echt. Das, was nach diesem Vorgang weggeworfen wurde, war der Abschaum,
also völlig minderwertiges Zeug. Aus diesem
Wortverständnis
entwickelte sich der negative Begriff abgefeimt:
Ein abgefeimter Ritter war ein echter Ritter, ein abgefeimter Schurke
eben ein echter, d.h. besonders schlimmer und moralisch minderwertiger
Schurke..
ein
abgekartetes
Spiel
ein Spiel, dessen Ausgang
manipuliert wurde und deshalb von
vorneherein feststeht
Der Ausdruck geht zurück auf lat. charta "Vertrag,
Urkunde,
Brief" (vgl. Magna Charta, Charta der Vereinten Nationen usw.);
ursprünglich einfach eine genau
abgesprochene, mündlich vereinbarte Sache. In Bezug auf ein
Spiel,
dessen Ausgang offen sein sollte, ist eine vorherige Absprache jedoch
Betrug.
jem
etwas abknöpfen
Ihn um Geld oder andere Wertgegenstände erleichtern. Reiche
Herren
trugen früher häufig goldene oder silberne
Knöpfe,
manchmal auch Münzen oder Medaillen, an ihren Röcken.
In
Geberlaune schenkten sie gelegentlich solche Knöpfe dem
Untergebenen, der seinem Herrn auf diese Weise wörtlich etwas
abköpfte.
jem.
eine Abreibung
verpassen
Die "abreybung" ist ein Begriff aus der Tierpflege. Allerdings werden
hier die Tiere natürlich nicht verprügelt, sondern
gesäubert. Durch Striegeln und Reiben wird das Fell
gesäubert.
Der Begriff ist schon seit dem 17. Jahrhundert belegt. Seine heutige
Bedeutung, im Sinne von "Bestrafen", hat er wohl erst seit der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Abschaum
-->
abgefeimt
durch
Abwesenheit glänzen*
Ironische Kritik
an jemand, der eigentlich da sein sollte, aber nicht gekommen ist; wird
vor allem dann verwendet, wenn das öfter vorkommt. "XY
glänzte wieder einmal durch Abwesenheit."
Der Ausdruck kommt aus
dem alten Rom, wo bei Beerdigungen Familienangehörige Bilder
der
Vorfahren des Verstorbenen vor dem Trauerzug trugen. Diese Ahnen
"glänzten durch ihre Abwesenheit", formulierte der
französische Dramatiker Chénier (1762-1794) in
seiner
Tragödie «Tibère».
Chéniers
Popularität als Lyriker im 19. Jahrhundert führte zur
Verbreitung dieser ironischen Formulierung.
mit
Ach und
Krach*
mit großer
Mühe, gerade noch eben
Der Ausdruck ist ein Beispiel
für
reimgebundene "Zwillingsformen im Deutschen (vgl. z.B. mit Sang und
Klang, auf Schritt und Tritt, in Saus und Braus leben, mit Sack und
Pack). Beliebt sind auch alliterierende Zwillingsformen, also solche,
bei denen die Sinn tragenen Wörter mit dem gleichen Buchstaben
beginnen (mit Stumpf und Stiel ausrotten, mit Mann und Maus, mit Kind
und Kegel, mit Schimpf und Schande davon jagen, bei Wind und Wetter)
Adamsapfel
Eigentlich ein
seltsamer Ausdruck. Er beruht darauf, dass
jede Ausstülpung des menschliche Körpers im
Hebräischen tappûach
(=Apfel) heißt und dass Adam (=Mensch) zum Namen des ersten
Mannes
geworden ist. Der vorstehende Schildknorpel am Kehlkopf des
erwachsenen Mannes heißt deshalb tappûach ha
âdâm -
und dieser Ausdruck ist vom Volksglauben
umgedeutet
worden: Der Knorpel soll also ein Stück des verbotenen Apfels
aus
dem Paradies sein. Vom 15. Jahrhundert an hat sich der Begriff
über Europa verbreitet: Adamsappel (niederl.), Adam's apple
(engl.), pomme d'Adam (franz.)...
Amerika,
du hast es besser.
Die Formulierung stammt aus Goethes Gedicht "Den Vereinigten Staaten".
Allerdings meinte Goethe damit die Geschichtslosigkeit der damals
jungen USA, die ein leichteres Leben ermöglichte.
jem.
etwas anhängen*
etwas
Schlechtes über jemand sagen
Der
Ausdruck geht zurück auf den Brauch, einem Häftling
einen
Zettel anzuhängen, auf dem seine Straftat zu lesen war, oder
einen
für seine Tat
bezeichnenden Gegenstand: einem Dieb den gestohlenen Gegenstand,
Trinkern eine
Flasche, bösartigen Weibern einen Besen und Ehebrecherinnen
oder
Prostituierten obszön geformte Steine.
Noch
in
der Nazizeit waren solche Zettel zu sehen, wenn etwa eine Frau Verkehr
mit einem jüdischen Mann hatte und dann an den Pranger
gestellt
wurde mit einem umgehängten Schild: "Ich bin am Ort das
größte Schwein und lass mich nur mit Juden ein."
etwas
anzetteln
etwas
(zumeist Strafbares) vorbereiten, eine
Aktion beginnen
Das hat nichts mit dem Blatt Papier zu tun, sondern kommt aus der
Webersprache: Wenn ein Gewebe begonnen wurde, mussten zuerst die
Längsfäden, die "Zettel", eingespannt werden. Wenn
die
Fäden irgendwann durcheinander geriten, hatte man sich "verzettelt".
Wenn der Webvorgang beendet war, überprüfte der
Meister den
"Strich" und den "Faden" des fertigen Gewebes.
s.--> nach Strich und Faden.
jemand in einer Notlage
helfen.
Wenn ein Ritter bei einem Turnier gestürzt ist, packt ihn sein
Knappe unter den Armen und hilft ihm wieder auf die
Beine.
etwas
aus dem Ärmel schütteln
eine Aufgabe mit
großer Leichtigkeit, ohne Mühe erledigen.
Die
Bettelmönche des 13. Jahrhunderts trugen Kutten mit weiten
Ärmeln, in denen sie die für die Armen gespendeten
Gaben
aufbewahrten. Zurück im Kloster schütteten sie dann
das
erbettelte Gut "aus dem Ärmel".
Ihm
geht der Arsch auf
Grundeis.
Er ist aufs
Äußerste beunruhigt, er
hat große Angst.
In der Redensart bezieht man sich auf das Losbrechen des
Grundeises nach der Frostperiode. Dieses Losbrechen geschieht
unter erheblichem Lärm und wird mit den
Magengeräuschen
verglichen die beim Durchfall als Begleiter von Angst und
Feigheit auftreten.
Die Redensart ist seit Mitte des 18. Jhds belegt, aber sicher
älter.
die Arschkarte
ziehen
mit
der
unangenehmsten von allen Aufgaben betraut werden
Nach Wikipedia
kommt
der Ausdruck aus dem Fußball,
und
zwar aus der Zeit, bevor
sich das Farbfernsehen
vollständig durchgesetzt hatte. Damit die Zuschauer zu Hause
erkennen konnten,
ob eine gelbe
Karte oder eine rote
Karte vergeben wurde, trug der Schiedsrichter die gelbe Karte in der
Brusttasche
und die rote Karte in der Gesäßtasche
(Arschtasche).
(http://de.wikipedia.org/wiki/Arschkarte)
Nach
einer anderen, aber
wenig überzeugenden Version liegt der Redensart ein
Kartenspiel mit dem schönen Namen "Arschloch" zugrunde;
die erste
gezogene Karte ist die Arschkarte.
sich
einen Ast
lachen
Ein
Ast ist etwas, was
aus einem Stamm herauswächst; in der neueren Volkssprache kann
Ast
für Buckel
stehen. Sich einen Ast
lachen, heißt also, sich
bucklig lachen = so lange
lachen, bis man bucklig wird.
Eulen
nach Athen
tragen ---> Eulen
aufgedonnert sein
übertrieben elegant zurechtgemacht.
Kommt angeblich von
niederdeutsch "dunner" (vgl. italienisch donna
= Dame.) Aufgedonnert
sein bedeutet danach
urprünglich also nur wie eine
Dame gekleidet sein. Ist
dann wohl volksetymologisch auf die
heftige Wirkung eines Gewitters bezogen worden: Die Kleidung einer Frau
ist so übertrieben, dass sie wie ein Donnerschlag trifft.
Aufschneider
jemand, der unwahre Heldentaten zum besten gibt .
Vollständig lautete die Redensart im 17. Jahrhundert: "Mit dem
großen Messer aufschneiden". Man gebrauchte diese Formel,
wenn
einer allzu große Stücke auftischte. Zu der
Redensart
existieren unzählige Geschichten, in denen mit
großen Messern hantiert wird.
ein
Auge
zudrücken*
nachsichtig sein,
über bestimmte Dinge hinwegsehen
Der Ausdruck stammt aus dem
Gerichtswesen: Durch bestimmte Zeichen konnte ein Richter aufgefordert
werden, das eine oder andere zu "übersehen".
etwas
ausbaden
die Strafe für
die Fehler oder
Versäumnisse anderer bekommen
Da im Mittealter, aber auch
noch im
Deutschland des 19. und frühen 20. Jahrhunderts warmes
Badewasser
nicht so leicht zu beschaffen war, mussten mehrere
Personen dasselbe Bad benutzen; der letzte
musste nicht nur im schon ziemlich schmutzigen Wasser baden, sondern
dieses dann auch noch ausgießen und das Bad reinigen, also
ausbaden.
ein
Ausbund
von
Tüchtigkeit sein:
besonders
tüchtig sein
Die Kaufleute nahmen
früher besonders gute Warenproben "aus den Bünden",
also aus
der Packung, und banden sie als Schaustücke oben auf die
Packung. Die
"ausbündige" Ware war also besonders gut.
ausmerzen:
aussondern und
vernichten, tilgen.
Der Deutung, dass damit
gemeint sei, die überzähligen, nicht
lebensfähigen
Schafe
im Frühjahr (März) auszusondern, steht entgegen, dass
dies
üblicherweise im Herbst geschah. Möglicherweise ist,
wie aus
einer vogtländischen Rechnung hervorgeht, der Martinstag
(11.11.)
gemeint:
'ausmerten';
Entstanden ist das Wort vermutlich aus dem lateinischen merx
(=Ware) >>> merzen
= Handel treiben. (Vgl.
engl. to mark out)
jemand
ausstechen
in einem
Wettbewerb (auch z.B. bei der Bewerbung um eine Stelle) über
einen
anderen triumphieren
Der Ausdruck kommt aus dem Turnierwesen:
Im
Turnier galt es, den Gegner mit der Lanze vom Pferd zu stechen
********************
jem
einen Bären
aufbinden
jem. eine
Lügengeschichte erzählen.
Ursprünglich war
ein "bar" (=
Last, Abgabe) ein eisernes
Fallgewicht an Schmiedehämmern und Rammen (vgl. Barren, franz.
la
barre) ; e. Bären anbinden
kommt daher, dass Jagdgesellen dem Wirt einen
lebendigen Bären als Pfand für eine Zechschuld an die
Theke
gebunden haben sollen.
jem.
einen Bärendienst
erweisen
für jem. etwas
in guter Absicht tun, was sich nachher
aber als negativ erweist
Der "Bärendienst" hat seinen Ursprung in der Fabel vom
Einsiedler
und seinem gezähmten Bären. Um die Mücken zu
verjagen,
die den schlafenden Einsiedler stören, wirft der junge
Bär
mit einem Stein, der zwar die Mücken vertreibt, aber den
Einsiedler tötet. Eine
Variante besagt, der Bär habe beim Versuch, die
Mücken zu
erschlagen, den Einsiedler mit einem Prankenhieb getötet. Ein
"Bärendienst" ist heute also ein Dienst, der dem
Empfänger
der Dienstleistung mehr Schaden als Nutzen bringt.
jem.
aus
der Bahn
werfen
den geplanten
Lebenslauf von jem. zerstören
Lange vor Erfindung der
Eisenbahn
entstanden; der Ausdruck geht auf das Turnierwesen
zurück: Wer im Turnier aus seiner vorgezeichneten Bahn
geworfen
wurde, hatte verloren. (Der Ausdruck Bahn
für Kampfplatz
findet
sich noch in einigen älteren Stadionbezeichnungen - vor der
Kommerzia- lisierung. In der "Glückauf-Kampfbahn" spielte
einmal
der
FC Schalke 04; "Kampfbahn Rote Erde" hieß früher das
Dortmunder Stadion).
etwas
auf die lange Bank
schieben
die Bearbeitung einer
Angelegenheit immer wieder
hinauszögern.
Mit
der Einführung des Römischen Rechts in Deutschland
wurden
auch
schriftliche Akten eingeführt, die in langen,
bankähnliche
Truhen aufbewahrt wurden. Der Ausdruck müsste also korrekt
heißen: In die lange Truhe legen.
bankrott
gehen
zahlungsunfähig
werden
Der Ausdruck kommt wie die meisten Ausdrücke, die das
Finanzwesen betreffen, aus Italien, wo das Bankwesen erfunden
wurde. Wenn ein
Geldwechsler
nicht mehr zahlungsfähig war, zerschlugen ihm die
Gläubiger
die Bank, auf der er seine Geldsorten ausgelegt hatte: Sie war dann
zerbrochen - la banca è
rotta.
va
banque
spielen
ein hohes, unkalkulierbares Risiko eingehen.
Il va contre la banque -
ein
Spieler setzt beim Baccara die gesamte Summe, über die der
Bankhalter verfügt und die außer diesem niemand
kennt, gegen
die Bank ein. (Schreibung vabanque
auch möglich)
jem.
um den Bart
gehen
jem. schmeicheln.
Der
Bart war nach altgermanischer Vorstellung der wichtigste Teil des
Männergesichts. Wer also den Bart eines Mannes bewunderte,
schmeichelte ihm besonders.
um
des Kaisers Bart
streiten
sich
über eine
völlig unwichtige Sache streiten.
Angeblich durch
Volksetymologie
entstanden: Es war nicht des Kaisers Bart, sondern ein
Geißhaar-Bart, der Bart eines Ziegenbocks. Angeblich hat der
römische Dichter Horaz sich darüber lustig gemacht,
dass
Menschen sich dasrüber stritten, ob man Ziegenhaar auch als
Wolle
bezeichnen dürfe (de
lana caprina rixari
=
um Ziegenwolle streiten).
Der
weiß, wo der Barthel
den
Most holt.
der kennt alle Tricks.
Als einst in Leipzig durch gut gehende
Geschäfte zur Messezeit
der
Most ausging, wusste der Wirt Barthel Rat: Er fuhr zu seinem Bruder,
der im nahen Meißen ein Weingut besaß, und
beschaffte
Nachschub. Jemand, der den Durchblick hat, weiß heute noch,
wo
der
Barthel den Most holt.
Dazu gibt es allerdings noch eine wissenschaftliche
Erklärung:
Most
leitet sich vom hebräischen "maoth" = "Münze" ab
(daher
stammt übrigens auch unser umgangssprachlicher Ausdruck
"Moos":
"Ohne Moos nichts los..."); Barthel ist vermutlich eine Ableitung
vom
Gaunerwort "barsel" für Brecheisen. Wer weiß, wo das
Brecheisen die Knete holt, ist wahrscheinlich nicht auf Weinverkauf
angewiesen.
in
Bausch
und Bogen
total, absolut, völlig, ohne Einzelheiten zu beachten.
Hier
haben
wir eine so genannte "alliterierende Zwillingsformel" (so wie
"mit Mann und Maus").
Bei Grenzziehungen war "Bausch" die nach außen gehende,
"Bogen"
die nach innen gehende Fläche. Was an der einen Stelle zu viel
war, wurde an anderer Stelle wieder abgezogen.
Von "Bausch" ist auch unser Wort "pauschal" abgeleitet: es ist
entstanden aus dem neulateinischen Kanzleiwort pauschalis (im Ganzen,
ohne Einzelheiten
eigens zu erwähnen).
Beckmesserei
kleinliches Kritisieren
Der Ausdruck geht zurück auf
Richard Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg".
Sixtus Beckmesser ist eine Figur der Oper, die pedantisch alle
Regelverstöße beim Gesangswettbewerb notiert.
Der "Meistergesang" war eine musikalische Disziplin, bei der es vor
allem um das Einhalten strenger Vorgaben ging. So musste beispielsweise
zu alten
Melodien neuer Text erfunden werden. Der Text wurde ohne
Rücksicht
auf die natürliche Betonung der Melodie "aufgepfropft".
Wer nur altbekannte Lieder vortrug, war "Singer"; wer alte
"Töne"
mit neuem Text unterlegte, war "Dichter"; wer gar eine neue Melodie
erfand, war "Meister".
Ausgeübt wurde diese Kunst fast ausschließlich von
Handwerkern. Der berühmte Meistersinger Hans Sachs war z.B.
Schuhmacher. ("Hans Sachs war ein Schuh-/ macher und Poet dazu...")
den
Teufel mit dem Beelzebub
austreiben.
ein Übel durch ein noch schlimmeres zu verhindern suchen.
"Beelzebub"
stammt aus dem Hebräischen und ist ein Name des Herrschers der
Dämonen. "Baal sïbub" = "Herr der Fliegen". (Der Herr
der
Fliegen in W. Goldings gleichnamigem Roman ist ein auf einen Pfahl
gespießter Schweinekopf, der als Symbol des
Animalisch-Bösen
im Menschen steht.)
belämmert
betreten,
eingeschüchert, peinlich
berührt
Die Herkunft des Wortes ist ungeklärt, mit
dem Lamm, das ja oft so aussieht, als stehe es
"belämmert" herum, hat es wohl nichts zu tun.
Norddeutsch "belämmern"
bedeutet so viel wie bequatschen, auf
jemand einreden, bis er/sie nachgibt.
Einige Forscher führen das Wort auf das hebräische b'li emor =
sprachlos zurück - über das Jiddische sind ja viele
hebräische Wörter in die deutsche Sprache gekommen -
die meisten halten die Beziehung zu dem niederländischen
Niederländisch belemmeren
(von lahm abgeleitet) = verhindern,
hemmen
(vgl.
gelähmt vor Entsetzen) für wahrscheinlich. Dass das
Wort mit dem niederländischen Begriff "Lammel" = schmutziger
Rocksaum zu tun habe, wird ebenfalls vermutet. (KrS)
mit
etwas hinter dem Berg(e)
halten [W]
seine Absicht verheimlichen
Es handelt sich bei diesem Ausdruck um eine
militärische
Floskel.
Seit dem Dreißigjährigen Krieg kennt man die Taktik,
Geschütze
hinter natürlichen Deckungen wie Hügeln
aufzustellen, um sie
in einem günstigen Moment einzusetzen.
einen
Bernhard
machen
eine fehlerhafte Arbeit abliefern
Die Redensart stammt aus
der
Fachsprache der Steinmetze. Wenn ein
Steinmetz durch falsches Messen, Missverstehen einer Zeichnung oder
Ähnliches einen Stein verhaut, macht er einen "Bernhard".
Für diesen Stein bekommt der Handwerker natürlich
keine
Bezahlung, dafür aber den Spott seiner Kollegen.
Normalerweise muss der Steinmetz auch noch einen ausgeben, und zwar den
"Leichentrunk" für den Stein. Ein "Bernhard" wird
nämlich
seit der Gotik in der Nähe der Hütte feierlich
beigesetzt.
wie
ein Berserker
wüten
Im Altnordischen beizeichnete man jemanden voller ungezügelter
Angriffswut als Berserker. Eigentlich meinte man damit anfangs nur das
Bärenhemd, das der durchschnittliche skandinavische Krieger
trug
("serkr" = "Hemd", "ber" = "Bär").
Die Recken wollten damit die Kraft des getöteten Tieres auf
sich
übertragen. Gelungen ist es ihnen am ehesten mit dem Gestank...
"Berserker" wurden später die Männer genannt, die
durch die Fellklamotten so furchterregend aussahen (und rochen), dass
man von ihnen sagte, sie könnten kurzzeitig die
Bärengestalt
annehmen - ähnlich wie Werwölfe.
Allerdings ist auch eine etwas andere Herleitung möglich,
und zwar aus den Begriffen "ber" = "bar, bloß" und "serkr"=
"Hemd, Waffenrock", also jemand der "ohne Hemd", d. h. ohne
Rüstung, in den Kampf zieht.
gut
betucht sein
wohlhabend sein
Wer Anzüge aus feinem Tuch trägt,
mag in der Tat wohlhabend, also "gut betucht" sein. Dennoch hat der
Ausdruck mit Tüchern nichts zu tun, sondern kommt aus dem
Hebräischen "batuah", das
im Jiddischen zu "betuche" geworden
ist und
etwa "vertrauenswürdig, sicher" bedeutet." Wer
viel Geld hatte, mit dem konnte man natürlich gut
Kaufverträge abschließen, weil es ziemlich
sicher war, dass er bezahlen würde. (KrS)
in
die *Binsen
gehen
[W]
verloren,
kaputt gehen
Der Ausdruck kommt wahrscheinlich aus der Jägersprache:
"In die Binsen gehen" hat damit zu
tun, dass die Binsen
am Wasser wachsen und wenn bei der Jagd die bejagte Wildente "in die
Binsen ging", war sie für Jäger und Hund nicht mehr
zu
greifen, also verloren.
eine
Binsenweisheit [W]
eine
selbstverständliche, banale, allen bekannte Tatsache
Binsen
besitzen im Gegensatz zu anderen Grasarten keine
Verdickungen
(Knoten) am Halm. Eine Binsenweisheit ist also eine glatte Sache ohne
Verwicklungen oder Verknotungen. Terenz und Plautus
sprechen von "Knoten
an einer
Binse suchen" (wo es in Wirklichkeit ja keine gibt): nodum in scirpo quaerere.
Ob sie mit der Herkunft des
Sprichwortes zu tun hat oder nicht, es gibt da noch folgende nette
Legende:
Der
König Midas sollte einen musikalischen
Wettstreit zwischen Pan und Apoll schlichten. Da er den Sonnengott
nicht so recht leiden konnte, erklärte er Pan zum Sieger,
obwohl
die Zuschauer
anderer Meinung waren. Aus Rache ließ Apoll die Ohren von
Midas
auf die Größe von Eselsohren wachsen. Von nun an sah
sich
der König gezwungen,
eine Mitra zu tragen, was damals im Nahen Osten die übliche
Kopfbedeckung war (die übrigens auch Vorbild für die
"Fool's
Cap", die Eselsmütze in der Schule, war): Aber beim
Haareschneiden
konnte er die Mütze ja schlecht aufbehalten, also
ließ er
seinen Barbier unter Androhung der
Todesstrafe schwören,
keinem Menschen etwas davon zu erzählen. Der Barbier konnte
es
jedoch nicht ertragen, dieses Geheimnis für sich zu behalten:
Er
musste es jemand erzählen, und so grub er sich in der
Nähe eines Gewässers ein Loch und erzählte
es der Erde.
Die
Erde, die sich
außerstande sah, das Erzählte zu kommunizieren,
ließ
immerhin an der Stelle, wo der Barbier das Loch gegraben hatte, Binsen
wachsen, und die erzählen nun jedem, der
vorbeikommt, wenn der Wind durch die Gräser pfeift,
die Geschichte von den Ohren des Midas.
Da
bleibt
einem der Bissen
im Halse stecken,
sagt
man, wenn man eine
erschreckende Nachricht bekommt. Der Ausdruck geht zurück auf
ein
mittelalterliches Gottesurteil: der Beschuldigte musste
ein
Stück trockenes Brot oder harten Käse
hinunterschlucken
ohne etwas zu trinken. Gelang dies ohne Schwierigkeiten,
war er frei, blieb der Bissen aber im Halse stecken, war er verurteilt.
Das
Blatt
hat sich gewendet
Es ist eine völlig neue Situation entstanden.
Die Redensart,
schon
1534 in der Vorrede von Sebastian FRANCKs "Weltbuch" bezeugt, soll
auf das Kartenspiel zurückzuführen sein. Eine andere
Deutung
besagt, dass zu Johannis (24.
Juni) die Blätter einiger Bäume, vor allem der
Silberpappel,
sich drehen, um den
Regen besser durchzulassen.
kein
Blatt
vor
den Mund nehmen
etwas frei heraus sagen
Die Redewendung spiegelt eine alte
Theatersitte wider: Die
Schauspieler machten sich unkenntlich, indem sie Blätter vor
ihr
Gesicht hielten. Sie konnten dann Anliegen vorbringen, ohne
später
dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Variante: Im 16. Jhd.
nahm man
häufig ein
Laub-
oder Papierblatt vor den Mund, um eine peinliche Wahrheit nicht so laut
hören zu lassen
blau
machen
schwänzen,
nicht zur Arbeit gehen
Wollten Färber Stoffe mit Indigo färben,
mussten sie
eine Farbstofflösung mit
einem bestimmten pH-Wert anrühren. Dieser pH-Wert wurde durch
Anreichern der Färbelauge
mit Urin erreicht. Um die erforderlichen Mengen an Urin zu erhalten,
mussten
bzw. durften die Färber große Mengen Alkohol
trinken. Mit
der Konsequenz, dass
an diesen Tagen sonst nicht mehr viel lief. Es wurde eben "blau
gemacht".
Variante: blauer
Montag;
die sich an der Luft schnell indigoartig-blaufärbende Wolle
wurde den ganzen Sonntag über im Bad gelassen, um sie montags
an
der Luft trocknen zu lassen; so konnten die Gesellen an diesem Tage
ausruhen.
jemanden
grün und blau
schlagen --->
grün
blaues
Blut haben
adlig
sein
In der Zeit, als die Araber in Spanien herrschten (8. bis
frühes 13. Jahrh.), unterschied sich die herrschende arabische
Klasse von den eingeborenen nordspanischen Fürsten vor allem
durch
den dunkleren Teint. Bei den hellhäutigeren Spaniern konnte
man
durch die Haut hindurch oft die blauen Adern sehen, was zu der Annahme
führte, ihr Blut sei blau. Da die vornehmen Herren sich
überwiegend im Schatten ihrer Paläste aufhielten und
ihre
edle Blässe pflegten, im Gegensatz zu der im Freien
arbeitenden
und deswegen braungebrannten Landbevölkerung, waren die blauen
Adern deutlch sichtbar. Das "blaue Blut" wurde im Laufe der Zeit allen
Adligen zugeschrieben: Die Queen ist "blue
blooded",
durch die Adern der spanischen Nobilidad fließt "sangre azul".
Der
geht ran wie Blücher
[W]
Die Redewendung, manchmal auch vollständig zitiert als "Der
geht ran wie
Blücher an der Katzbach", bezieht sich auf den Sieg
Blüchers über die Franzosen an der Katzbach im Jahre
1813.
Der volkstümliche Blücher war einer der beliebtesten
Militärs, beim Volk war er als "Marschall Vorwärts"
bekannt
Blümchenkaffee
ein
Kaffee, der so dünn und wässrig ist, dass
man das Blümchenmotiv auf dem Grund der Kaffeetasse aus
Meißener Porzellan sehen konnte
Damit die
Schönheit
einer Meißener
Tasse richtig gewürdigt werden konnte, musste man den Kaffee
eben
entsprechend dünn machen.
-
Auch die umgekehrte
Begründung ist stichhaltig: Die sparsamen Sachsen machten den
Kaffee immer schon sehr dünn. Als Ausgleich sollte man sich
dann
wenigstens an dem Blümchenmuster erfreuen. (KrS)
mir
wird blümerant
ich fühle mich elend.
Seit Mitte des 17. Jahrhunderts zu
finden, abgeleitet aus dem französischen bleu mourant
(mattblau,
"sterbens"blau), einer
Modefarbe in dieser Zeit.
Irgendwann
aber hatte
man
sich an dieser Farbe sattgesehen, sie ging einem
aufs Gemüt. In einer volksetymologischen Umdeutung wurde das
"bleu
mourant" zu "blümerant" und war nicht nur Ausdruck des
Unbehagens
an einer Farbe, sondern eines ganz allgemeinen unbehaglichen
Gemütszustandes.
Bock
haben auf
auf
etwas Lust haben
In der Jugendsprache seit den 70er Jahren
weit verbreitet, die Verweigerungshaltung vieler Jugendlicher der
1980-er Jahre brachte ihnen die Bezeichnung
"Null-Bock-Generation" ein --> null Bock=
'keine Lust'. Der
Ausdruck findet sich in einer
erotischen Konnotation schon bei WAHRIG: gemeint ist vor allem
der als
besonders heftig empfundene Sexualtrieb der männlichen Ziege
--> Trieb, Verlangen, Antrieb.
Eine
mögliche
andere Bedeutungserklärung ist die
Herkunft aus dem Roma-Wort "bokh", das so viel bedeutet wie "Hunger":
Wer "bokh" hat, als hungrig ist, hat Lust auf Essen. (KrL)
einen
Bock
schießen
einen
groben Fehler
machen
Beim
Preisschießen bekam etwa ab dem 16. Jahrhundert der
schlechteste Schütze oft zum Trost einen Bock geschenkt (KrL, KrS)
Bockbier
(auch
oft nur einfach
"Bock" oder "Doppelbock") hat mit dem
Ziegenbock nichts zu tun, sondern ist eine Herkunftsbezeichnung: Bier
aus Einbeck ("Einpöckhisch Bier"), wo diese
Biersorte
erfunden wurde. Braumeister Elias Pichler brachte es 1614 nach
München, wo es zu "Oabockbier" wurde und die
ursprüngliche
Herkunft vergessen ließ. (KrS)
jn
ins Bockshorn jagen
jem.
verunsichen, in
die Enge treiben, in Bedrängnis
bringen; sich nicht ins Bockshorn jagen lassen bedeutet demnach sich
nicht täuschen lassen. Die
Herkunft des
Ausdrucks ist unklar; denkbar ist eine
Anspielung auf das sich ja ständig
verjüngende Horn
eines Bocks, das schließlich so eng wird, dass es keinen
Ausweg mehr gibt. Eine
andere Deutung
geht davon aus, dass Bockshorn Ziegenfell
bedeutet (ahd. bokkes hamo),
das einem Übeltäter
übergestülpt wurde, ehe er nachts übers Feld
getrieben wurde. Das bayerische "Haberfeldtreiben"
erinnert
an diesen Brauch.
Schließlich
könnte der Ausdruck auch vom
Bockshornklee herrühren, einer Heil- und
Gewürzpflanze, die
Fruchthülsen hervorbringt, die in ihrere paarweisen Anordnung
an
Bockshörner
erinnern. Wer also bedrängt und
geängstigt werden sollte, wurde in ein Feld voller "bokishorn"
gejagt. (KrL,
KrS)
Bocksbeutel:
die fränkische Weinflasche ist dem Hodensack (Beutel) eines
Bockes
nachgebildet (KrL)
jem. zum
Sündenbock
machen
jem.
die
Schuld an einem Unglück, Missgeschick geben, selbst wenn er
gar
nicht schuldig oder zumindest nicht allein schuldig ist
Wie viele bildhafte
Ausdrücke entstammt auch dieser
der Bibel (3. Moses 16, 20f.:"Und
wenn er vollbracht hat das Versöhnen des Heiligtums und der
Hütte des Stifts
und
des Altars,so
soll er den lebendigen Bock herzubringen. Da soll dann Aaron seine
beiden Hände auf sein Haupt legen und bekennen auf ihn alle
Missetat der Kinder Israel und alle ihre
Übertretung
in allen ihren Sünden, und soll sie dem Bock auf das
Hauptlegen
und ihn durch einen Mann, der bereit ist, in die Wüste laufen
lassen,
dass
also der
Bock
alle ihre Missetat auf sich in eine Wildnis trage..." (KrL)
böhmische
Dörfer
unbekannte
oder
unverständliche Dinge
Sie werden schon seit dem
16.
Jahrhundert als "böhmische Dörfer" bezeichnet. Die
Deutschen hatten leichte Sprachprobleme mit den Ortsnamen
im böhmischen Gebiet, da sie die tschechischen Namen
nicht verstehen, geschweige denn aussprechen konnten.
Richtig
gebräuchlich
wurde die Redensart aber nach dem
Dreißigjährigen Krieg. Damals wurde Böhmen
derart
verwüstet, dass kaum noch unzerstörte Dörfer
übrig
blieben. Als "böhmisches Dorf" galt daher auch etwas, das es
eigentlich nicht mehr gab.
Bonze
führendes
Parteimitglied mit Privilegien
Allgemein
reicher und (in den Augen vieler) zu einflussreicher Mensch in
Wirtschaft oder Politik. Der aus dem Japanischen stammende Begriff
bezeichnete ursprünglich einen buddhistischen Mönch
oder
Priester. Das japanische bōzu oder bonsō
fand tauchte zunächst im
Portuguiesischen als bonzo
auf und gelangte später über das
französische bonze
ins Deutsche. Bei Schiller wurde der Begriff auf bigotte Priester
angewendet, im 19. Jahrh. bekam er eine weltliche Bedeutung und
bezeichnete Staatsmänner, Inhaber von hohen Ämtern
und ganz
allgemein Vorgesetzte.
Bratkartoffelverhältnis
Der
Ausdruck stammt noch
aus dem ersten Weltkrieg und
bezeichnete damals eine kurzfristige Liebesbeziehung, die weniger vom
Sex bestimmt ist, sondern vor allem
wegen der besseren Verpflegungsverhältnisse eingegangen wird.
Heute wird er meist als Synonym zur "wilden Ehe" benutzt.
Die
volle Breitseite
Jemand, der ungebremsten, schonungslosen Attacken ausgesetzt wird,
kriegt bekanntlich "die volle Breitseite" ab. Der Begriff stammt aus
dem vielseitigen Sprachschatz der Kriegsmarine, als die Kanonen eines
Schiffes noch unter Deck aufgestellt waren. Eine
"Breitseite" (Englisch: "broadside") bezeichnet das gleichzeitige
Abfeuern aller Geschütze auf der dem Gegner zugewandten Seite
des
Schiffes.
Also schon eine eher deutliche Unmutsbezeugung...
in
die Bresche
springen
Der Ausdruck stammt aus dem älteren Kriegswesen. Eine
"Bresche"
(frz. la
brèche) ist eine
Lücke in einer Festungsmauer. Der Ursprung des Wortes ist
der gleiche wie von dem Wort "brechen". War einer der Verteidiger einer
Bresche gefallen, musste ein anderer seinen gefährlichen Platz
einnehmen, also in die Bresache springen. Wer in die
"Bresche springt", hilft
anderen in einer brenzligen Situation, weil er, bildlich gesprochen,
eine gefährliche Lücke verteidigt. (KrL)
ein
Brett
vor
dem Kopf haben
etwas einfach nicht
verstehen
Störrischen Ochsen hängte der Bauer ein Brett vor den
Kopf, das ihre Sicht beeinträchtigte. Der gemeinhin
für besonders dumm gehaltene Ochse war
dann
leichter zu führen.
Eine andere Erklärung ist, dass das Joch, mit dem der Ochse
eingespannt wird, dessen Denkfähigkeit
beeinträchtigt.
Der
starke Ochse zieht unter dem Joch bereitwillig ein Fuhrwerk. (KrL)
jdm Brief und Siegel
geben
für eine Aussage garantieren
Früher wurden
Urkunden
nach lat. [documentum] breve 'Brief' genannt; zum Brief
gehörte
das Siegel des Ausstellers, ohne den das Schriftstück
wertlos war. (KrL)
in
die Brüche
gehen:
kaputt gehen, zerstört werden
Von Bruch = Sumpf', vgl. den
Oderbruch bei
Berlin oder die Ortsteile mit -broich im Rheinland (z.B. Grevenbroich);
in den Bruch/ die Brüche gehen bedeutete also 'in den Sumpf
geraten, umkommen'. Im Mittelalter war bruch =
Strafe. (KrL
49).
Man könnte, rein etymologisch, auch einen Zusammenhang mit dem
englischen breeches
= Kniehosen annehmen, also im Sinne von 'in die Hose(n)
gehen', was aber eher unwahrscheinlich ist.
saufen
wie ein Bürstenbinder
von bursa 'gemeinsame Kasse' bei
mittelalterlichen Studentenverbindungen; deren Mitglieder
hießen bursen,
später Burschen (Burschenschaft); das Verb burschen, später
bürschen, bezeichnete
die Haupttätigkeit mancher Studenten: trinken. GRIMM
(Deutsches Wörterbuch DWB, 1860) erwähnt dazu lat. purgare
'gleichsam die kehle oder
das glas ausputzen' (552)
bei
jem. auf den Busch
klopfen
auf
etwas
anspielen, um etwas Bestimmtes zu erfahren
Der Ausdruck stammt wie
viele andere aus der Jägersprache: Der Jäger klopfte
auf das Gebüsch um herauszufinden, ob sich darin Wild verbarg.
Vgl. auch: es ist etwas im
Busch - es bahnt sich etwas
noch nicht
Sichtbares an; sich
seitwärts in die Büsche schlagen -
heimlich oder
zumindest unauffällig verschwinden.
Bekannt
wurde die Redewendung durch das Gedicht "der Wilde" von Johann
Gottfried Seume:
"Finster
blickend blieb der
Wilde stehen,/sahe starr
dem Pflanzer in die Augen, /sprach mit voller, fester, ernster Stimme:/
"Haben wir vielleicht uns schon gesehen?"/ Wie vom Blitz getroffen
stand der Jäger/ und erkannte nun in seinem Wirte/ jenen Mann,
den er vor wenig Wochen/ in dem Sturmwind aus dem Hause jagte/,
stammelte verwirrt Entschuldigung./ Ruhig lächelnd sagte der
Hurone:/ "Seht, ihr fremden, klugen weißen Leute,/ seht, wir
Wilden sind doch bess're Menschen!"/ Und er schlug sich
seitwärts in die Büsche. (Gedichte, 1800).
Das oft
zitierte Gedicht begründete den lange geltenden Mythos vom
"edlen
Wilden".
nach
Canossa
gehen
eine schwere
Demütigung hinnehmen müssen
König Heinrich IV. forderte im so genannten Investiturstreit
(Wer
darf die Bischöfe ernennen? Papst oder König?) die
Absettzung
des Papstes (Gregor VII:), worauf der Papst den Kirchenbann aussprache,
was den Verlust der Königswürde und des Paradieses
bedeutete.
Heinrich musste, um sich beuides zu erhalten, den papst um Verzeihung
bitten und reiste deshalb nach Canossa in der Nähe von
Bologna),
wo der Papst sich aufhielt. Grregor ließ den König
angeblich
3 Tage in Schnee und Eis warten, hob aber dann den Bann auf und
Heinrich erkannte seinerseits die Autorität
des Papstes an.
jem.
aufs Dach
steigen [W]
jem. tadeln, zurechtweisen
Das Abdecken des Daches war im Mittelalter eine Maßnahme
gegen
sogenannte "Friedlose" oder "Vogelfreie". Diese Verbrecher durfte kein
Dach mehr schützen, bis sie sich gestellt hatten. Man gab
Leuten,
die einen Verbrecher beherbergten, eine gewisse Frist, dann stiegen
ihnen die Büttel aufs Dach und deckten es ab. Man
ließ "den
Himmel ins Haus". Da den Verbrecher nun
kein Dach mehr schützte, konnte er im Haus verhaftet werden,
was normalerweise verboten war.
Auch bei
sittenwidrigem Verhalten in der Ehe, etwa wenn die Frau ihren Mann
schlug, wurde als gerichtliche Strafe das Dach abgedeckt.
Das
kannst du halten wie ein Dachdecker
Das
kannst du machen, wie du
willst. Der Ausdruck kommt daher, dass zur Jahrhundertwende die
Dachdecker nicht
kontrollierbar
waren, da keiner der Bauherren den Mut hatte, aufs Dach zu klettern um
nachzusehen, ob alles in Ordnung war.
Variante:
Das
kannst du
machen, wie der Pfarrer Nolte - (der tat immer, was er wollte.)
dalli,
dalli!
Die Redensart hat das "flink, flink" aus dem deutschen Wortschatz
weitgehend verdrängt. Seinen Ursprung hat das seit dem Ende
des
19. Jahrhunderts im deutschen Raum bekannte "dalli" im Polnischen
"dalej" = "vorwärts".
"Dalli
, dalli" war zwischen 1971 und 1986 Jahren eine beliebte
Unterhaltungssendung im ZDF mit dem Moderator Hans Rosenthal,
dessen Ausruf: "Das war - Spitze!" sprichwörtlich
wurde. Es
ging in dieser Show vor allem um Geschwindigkeit.
(wieder)
auf dem Damm
sein:
in Ordnung sein; wer
bei einer Sturmflut auf dem Dann
stand, war geschützt und blieb unversehrt (KrL )
Ein
Damoklesschwert
schwebt
über dir
Damokles
war ein Höfling des Tyrannen von Syrakus. Immer wieder pries
er
dessen
Glück, bis es seinem Chef zu dumm wurde. Er ließ den
Schwätzer auf
seinem Sitz Platz nehmen und ihm erlesene Speisen vorsetzen.
Gleichzeitig wurde aber über dem Jüngling ein Schwert
an
einem Rosshaar
aufgehängt.
Damit war auch dem vorlauten Damokles klar, dass der Herrscher, trotz
allem Luxus, in permanenter Gefahr lebte.
Das
war ein Danaergeschenk
ein Geschenk, das Gefahren in sich birgt
Das klassische Danaergeschenk war der bekannte hölzerne Gaul,
der
eines Morgens vor der Touristenhochburg Troja stand.
Der kritische Laokoon warnte damals mit dem Spruch "Danaos timeo et
dona ferentes" (Was es auch
sei,
ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen.) Zum
Dank
dafür wurde er mit seinen Söhnen von Schlangen
erwürgt
und
später in Stein gemeißelt. Die atemberaubende
Skulptur ist
heute im Vatikanischen Museum in Rom zu bewundern. In seiner Schrift Laokoon
oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie
aus dem Jahre
1766 versucht Gotthold Ephraim Lessing, die grundlegenden
künstlerischen Unterschiede zwischen bildender Kunst und
Literatur
herauszuarbeiten.
ein
echter Dauerbrenner
Ein permanenter Erfolg, vor allem im Showbereich
- gelegentlich
auch ein besonders intensiver
und langer Kuss...
Eigentlich war ein "Dauerbrenner" ein Ofen,
der mit lang brennendem Material (Briketts etc.) befeuert wurde. Mit
der modernen Zentralheizung verschwand der Ofen, nicht aber die
Redensart.
jem.
den Daumen drücken
jemandem (oder auch
sich selbst) Glück
wünschen
Eine wohl auch dem Aberglauben entstammende
Redensart,
die sich real darauf zurückführen lässt,
dass man bei
einem Wettkampf die Hände unwillkürlich
zusammenkrampft, wenn
man sich sehr wünscht, dass eine bestimmte Person Erolg hat.
Bei
den Gladioatorenspielen im alten Rom war es die übliche Geste,
mit
der die Zuschauer kollektiv um Gnade für einen
gestürzten
Kämpfer baten (ähnlich dem Schwenken weißer
Tücher
bei einer Corrida, einem spanischen Stierkampf, womit die Zuschauer
signalisieren, dass der Stier begnadigt werden soll, weil der Torero zu
schlecht ist.
Die Geste ist in Deutschland, Österreich, den Niederlanden,
der
Schweiz, Estland, Tschechien und der Slowakei, Russland und
Südafrika bekannt, während in anderen
Ländern eher die
Finger gekreuzt werden (fingers
crossed im
angelsächsichen Sprachraum, croiser
les doigts
im
französischen.)
einen
Denkzettel
bekommen
die Quittung für verübtes Unrecht bekommen
Im
hansischen
Recht (15. Jahrhundert) kannte man schon den
"Gedenkzettel". Es handelte sich um eine schriftliche Mitteilung des
Gerichtes, vergleichbar unserer heutigen Vorladung. Später
benutzte man den Begriff allgemein für "schriftliche
Mitteilung".
Ursprünglich eine Urkunde, die in doppe,kter Aufertigung auf
ein
Stück Pergament geschrieben wurde, worauf man irgendein Wort
längs auf die Urkunde schrieb und das Pergament durch dieses
Wort
hindurch zerschnitt. Beide Parteien erhielten je eine Ausfertigung, bei
Streit wurde die Echtheit der Urkunde durch das Zusammenlegen bewiesen.
Auch in Jesuitenschulen
wurde später Schülern, die
irgendwelche schlechten Eigenschaften erkennen ließen, vom
Lehrer
ein "Denkzettel" ausgehändigt, auf dem der Fehler verzeichnet
stand. Der Schüler musste den Zettel ständig bei sich
tragen.
Da mit dem Denkzettel oft auch körperliche Bestrafungen
einhergingen, hat das
Wort heute eine eher negative Bedeutung.
keinen
Deut wert
sein [W]
nichts wert sein
Ein Deut, oder niederländisch Duit, ist eine Münze,
die seit
dem 14.
Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts geprägt wurde.
Sie
war anfangs
aus Silber, dann ließ man nach und nach immer mehr Silber weg
und
ersetzte es
durch ein billigeres Material. Ab 1573 bestand sie dann nur noch aus
Kupfer.
Eine Sache, die nicht einmal einen Deut wert ist, wird also
ähnlich
geringgeschätzt wie
diese unedle Münze.
Denk
ich an Deutschland
in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht
Das Zitat stammt zwar von Heinrich Heine, aber nicht aus "Deutschland -
ein Wintermärchen", sondern aus seinem Gedicht
«Nachtgedanken»:
aller
guten Dinge sind
drei
Das altgerm. thing 'Gericht', wurde bereits in Urkunden des 14. Jhds.
zur 'Sache' (entsprechend lat. causa). Wer auch
beim dritten Male der Ladung zum Gericht nicht nachkam, wurde in
Abwesenheit verurteilt. Das dritte thing
war also noch gut, danach war Schluss.
s.a. Bedingung:
die
Ursache eines Ereignisses', ursprünglich Ursache
für das Zusamnmentreten des Things. Jemanden dingfest
machen =
verhaften, für den Thing festnehmen; ein Ding drehen - etwas
tun,
was mit einer Vorladung vor dem Thing (dem Gericht) enden
wird;
das
geht nicht mit
rechten Dingen zu:
eig. 'geschieht nicht auf
rechtmäßige Weise, nach rechtsgültigen
Normen'; vor
allen Dingen 'in der
Hauptsache'
Doppelgänger
[W]
jemand, der einer
anderen
Person so ähnlich sieht, dass man die beiden verwechseln kann.
Früher war Doppelgänger die Bezeichnung für
jemanden, von dem
man
glaubte, er könne an mehreren Orten gleichzeitig sein.
Drahtzieher
[W]
Der "Drahtzieher", der Planer beziehungsweise heimliche Urheber
krimineller Taten bzw. zwielichtiger Aktionen, bezeichnet den Hintermann,
der im Hintergrund eine Aktion plant, sie aber bewusst von anderen
ausführen lässt, um unerkannt zu bleiben. Der
Ausdruck hat seinen Ursprung nicht etwa im ehrbaren Handwerk
des Drahtherstellers, sondern man meint damit einen Marionettenspieler,
also jemand, der hinter der Bühne "an den Drähten
zieht",
damit sich die Puppen nach seinem Willen im Rampenlicht bewegen.
drakonische
Strafe [W]
Harte Strafen werden nach dem griechischen Gesetzgeber Drakon benannt.
Im 7. Jahrhundert vor Christus waren die von ihm verfassten Gesetze so
streng, ja sogar grausam, dass Plutarch schrieb, sie seien "mit Blut
und nicht mit Tinte geschrieben".
Dreck
am Stecken
haben
umgangssprachlich: eine moralisch verwerfliche, wahrscheinlich
kriminelle Vergangheithaben; Dreck am Wanderstab
verrät, ob
jemand sich beschmutzt hat, auch wenn sich bereits die Schuhe geputzt
hat. Der Dreck am Wanderstab zeigt also an, dass jemand verschwiegene,
schlechte Wege gegangen ist: im übertragenen Sinne also Schuld
auf
sich geladen hat.
durchfallen
---> einen Korb
bekommen
jem
blauen Dunst
vormachen
jdm etw vormachen
Nach altem Brauch lassen
Zauberer vor ihren Experimenten oft blauen Dunst aufsteigen, damit die
Zuschauer nicht so genau auf die Finger sehen und hinter das Geheimnis
des Tricks kommen (KrL )
das
Ei
des
Kolumbus
eine
verblüffende einfache Lösung eines schwierigen
Problems
Beim Festmahl des Kardinals Mendoza
für den Admiral Kolumbus nahm dieser ein Ei und fragte, wer
von
den Anwesenden dieses auf die Spitze stellen könne. Als alle
verneinten, nahm er das Ei und schlug ein Ende platt, woraufhin es
stand (KrL)
Heinz Erhardt sieht
das Ganze übrigens anders - er erläutert, dass
Kolumbus nach
seiner Rückkehr in Madrid eine reizvolle "Dame weiblichen
Geschlechts" erblickt und
daraufhin erfreut "Ei" ausgerufen habe, was als das "Ei" des Kolumbus
in die Geschichte eingegangen sei.
ein eingefleischter
Junggeselle
s. Junggeselle
einen
Stiefel vertragen
können
s. Stiefel
Es
ist allerhöchste Eisenbahn
Die Redensart stammt aus einem Stück von Adolf Glasbrenner.
Der
schwer zerstreute Briefträger Bornike will um die Hand
der Tochter des Malers Kleisch bitten. Am Ende der Szene bricht der
Briefträger ganz plötzlich auf, weil er die Post
aus Leipzig, die schon im Postamt auf ihn wartet, noch austragen
muss. Beim Weggehen sagt er: "Es ist die allerhöchste
Eisenbahn,
die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen."D
Das
dicke Ende
kommt noch.
Das Schlimmste kommt
erst noch
Das
dicke Ende steht zum einen für den Gewehrkolben, mit
dem im
Nahkampf
zugeschlagen wird; zum anderen für den Stock, der bei
Raufereien
umgedreht wird, weil das
dickere Ende schlagkräftiger ist
Ente
(Zeitungsente)
Falschmeldung
Der
Ausdruck kommt wahrscheinlich von einer englischen
Abkürzung. die für
nicht bestätigte Berichte anstelle eines Agenturvermerks
benutzt
wurde. N.T.
bedeutet eigentlich "not testified" spricht sich aber im deutschen wie
EN-TE.
Eine andere Theorie besagt, dass der Ausdruck eine Übersetzung
aus
dem Französischen sei: eine Falschmeldung heißt da
un canard,
entstanden aus dem Ausdruck vendre
un canard à (la) moitié - eine
halbe Ente als
ganze verkaufen, also lügen und betrügen. (KrS)
Es gibt aber noch andere Deutungen: schon bei LUTHER
heißt es "so kömpts doch
endlich dahin, das an stat
des evangelii und seiner auslegung widerumb von blaw enten gepredigt
wird" (zit bei GRIMM 3(1862) KrL
Luther geht davon aus, dass die Ente als
unzuverlässige Brüterin bekannt sei, was ihr
wahrscheinlich einen schlechten Ruf eingebracht habe
(unzuverlässiges Brüten = unzuverlässige
Nachricht); von den 'blauen Enten' i.S. der unzuverlässigen
Nachrichten her ist abgeleitet
'jdm blauen dunst machen' (GRIMM, ebd.); im 19. Jhd., kam
eine
französische satirische Zeitung auf mit dem Titel Le Canard
enchainé
'Die gefesselte Ente'; es ist nicht
klar, wie dieser Titel motiviert ist, doch führt man den
Ausdruck Zeitungs-ENTE
heute häufig auf diesen Titel zurück. Die
Zeitungs-Falschmeldung heißt demenstprechend
französisch le canard.
Seit dem Amtsantritt des amerikanischen Präsidenten Trump (ab
2017) wird der Ausdreuck zunehmend durch "fake news"
verdrängt.
Eselsbrücke
Merkhilfe
Esel weigern sich normalerweise beharrlich, auch kleinste
Wasserläufe zu
durchwaten. Daher baute man oft kleine Brücken, um mit den
Lasttieren doch ans
Ziel zu kommen. Eine E. ist also ein kleines Hilfsmittel, das ans Ziel
führt.
Eulen
nach
Athen tragen
etwas (mit Aufwand) wohin bringen wo es das im Überfluss gibt,
also ein
fruchtloses / sinnloses Unterfangen
Der Hintergrund ist, dass
die
griechische Göttin
(Pallas) Athene Schutzgöttin der nach ihr benannten Stadt
Athen
war. Eines
ihrer Symbole war die Eule. Die Athener prägten ihr zu Ehren
Eulen
auf der Rückseite
ihrer Münzen, daher die Folgerung, dass es in Athen
wohl
genug
"Eulen" gibt.
Ein anderes Beispiel hierfür ist auch: Wasser in den Rhein
bringen. Im Französischen
gibt es eine nettere Umschreibung: Emporter
des femmes
à
Paris =
Frauen nach
Paris bringen...
Das dauert ewig
und drei Tage
Ewig und drei Tage
warten - sehr lange Zeit warten.
In der
mittelalterlichen Rechtsprechung war es üblich, für
Fristsetzungen
einen bestimmten Zeitraum zu definieren und bis zum
endgültigen
Ablauf
der Frist dann noch einmal drei Tage dazu zu geben – drei
Tage, in
denen sich vielleicht das Blatt noch wenden konnte, selbst wenn die
eigentliche Frist schon "ewig" lang gewesen war.
nicht lange fackeln*
Sofort handeln, ohne zu
zögern.
Ursprung ist das
spätmittelhochdeutsche Wort vackelen
=
wie
eine Fackel
brennen. Beim Bild der brennenden Fackel assoziiert man ein unruhiges
Hin und Her. Wer nicht fackelt, kommt also unmittelbar zur Sache, ohne
lange zu überlegen.
den Faden verlieren
Nicht
weiter wissen
Der Ausdruck bezieht sich auf den Ariadne-Faden der
griechischen Sage,
das Garnknäuel, das Ariadne, die Tochter des Königs
Minos von
Kreta, dem
geliebten Theseus mitgab, damit er aus dem Labyrinth wieder
herausfände, nachdem er den dort lauernden
gefürchteten Minotaurus besiegt hatte. Er durfte
also nicht den Faden verlieren. - Der rote Faden
(engl. red tape
'rotes
Band') ist eine angebliche Besonderheit in der Ausstattung der
britischen
Marine: sämtliche Taue seien mit rotem Faden durchsponnen, den
man nicht herauswinden könne, ohne das Ganze zu
zerstören. Der rote Faden kennzeichne die Taue als Eigentum
der Krone KrL
etwas
nach
Strich und Faden
tun
gründlich,
gehörig, nach allen Regeln der Kunst; lege artis
Strich und
Faden
sind alte Maßeinheiten: der Strich ist eine
Längeneinheit,
der zehnte Teil eines Zolls; in der Seefahrt ist ein Strich ein
Zwöftel eines Zolls. Faden bedeutet ursprünglich "so
viel,
wie ein Mann mit seinen Armen umfangen kann" (Grimm,
Wörterbuch).
Der Sinn der Redewendung könnte sein, dass jemand eine Sache
gründlich und sorgfältig erledigt, im
großen wie im
kleinen Maßstab. - Nach KrL
kommt die Redensart dagegen aus dem Weberhandwerk und bezeichnet die
sich kreuzenden Fadenrichtungen: Der Meister kontrollierte die
Qualität des hergestellten Gewebes sehr genau nach "Strich"
Webequalität) und "Faden "Qualität des Materials.
am
seidenen Faden
hängen
sehr bedroht sein, so dass ein möglicherweise katastrophales
Ende
nur eines geringen Anstoßes bedarf.
Das Bild geht zum einen
auf
die bekannte, u.a. von Cicero und Horaz übermittelte
Geschichte
von dem Redner Damokles
zurück, über
dessen Kopf ein scharfes Schwert an einem Rosshaar aufgehängt
war,
zum anderen wird vermutet, dass der Ausdruck der germanischen
Mythologie entstammt: die
Schicksalsgöttinnen (Nornen) spinnen nach germanischer
Vorstellung
den
Lebensfaden des Menschen: von seiner Stärke hängt
dessen Lebensdauer ab (KrL)
Was
ist nur in dich gefahren?!
Diese Redewendung
entspringt der bis heute nicht ausgerotteten Vorstellung, der Teufel
(oder irgendein anderer böser Geist) könne in einen
Menschen fahren und sitze dann dort (der Mensch ist also besessen),
treibe sein Unwesen mit dem Besessenen, der dann in seiner Verwirrung
Dinge tue, die gar nicht seinem eigentlichen Charakter
entsprächen. (KrL)
eine
Fahrkarte
schießen
Schützen bezeichnen so einen Treffer, der die Zielscheibe
außerhalb der Ringe trifft. Das sieht dann so aus, als
hätte
ein Schaffner eine Fahrkarte abgeknipst, also entwertet. Trifft der
Schütze überhaupt nichts, erhält er die
Meldung
"Fehlanzeige".
Farbe
bekennen
seine Meinung, An- oder Absicht offenlegen
Eine Regel aus dem Kartenspiel, wenn
es gilt, seine eigenen Karten (Karo, Pik usw.) offenzulegen.
"Das
schlägt dem Fass
die Krone ins Gesicht"
Ausdruck
höchster Empörung
Diese Redensart ist eine Verballhornung, gebildet aus mehreren anderen:
Das schlägt dem Fass den Boden aus,
das setzt dem Ganzen die Krone auf,
das ist ein Schlag ins Gesicht.
Gemeint ist einerseits, dass der Böttcher die Fassreifen zu
stark
aufschlägt und so der Fassboden herausspringt.
Andererseits wurde früher Weinverkäufern, die
schlechten Wein
angeboten hatten, die Böden ihrer Fässer zerschlagen,
damit
sie ihre Ware wirklich niemandem mehr anbieten konnten.
Ein weitere Deutung kommt aus Bayern: Wenn nach dem Erlass des
Reinheitsgebots für Bier (1516)
in einer Brauerei Bier entdeckt wurde, das nicht nach den Regeln
zubereitet worden
war, dann wurde es sofort vernichtet. Und zwar, indem dem Fass der
Boden ausgeschlagen wurde.
sich
mit fremden Federn
schmücken*
fremde
Leistungen als seine
eigenen ausgeben
In einer Fabel nach dem
griechischen Autor
Äsop erzählt
Lessing von der hässlichen Krähe, die sich mit Federn
schmückt, die dem Pfau ausgefallen sind, und so verkleidet
sich
unter die Pfauen mischt. Die Pfauen erkennen die Betrügerin
aber
natürlich sogleich und stürzen sich auf sie, um ihr
die
falschen Federn zu entreißen. Dabei reißen sie
gleichzeitig
auch einige echte Federn der Krähe aus. Fazit: Wer sich mit
fremden Federn schmückt, bekommt Ärger.
nicht
viel Federlesen(s)
machen
gleich zur Sache
kommen, keine Umstände machen
Im
Mittelalter wurden
vornehmen Herrschaften von beflissenen Schmeichlern etwa angeflogene
Federn oder Staubfäden von der Kleidung entfernt. Man wollte
sich
so beliebt machen, aber schon Luther wies auf diese unangenehme
Arschkriecherei hin. Das Federlesen wurde so sehr bald
sprichwörtlich als unnütz und übertrieben
angesehen. Wer
gleich zur Sache kam, also nicht viel Federlesen(s) machte, wurde
bevorzugt.
jem.
das Fell
über die Ohren
ziehen
jem. betrügen,
übervorteilen
Die Redewendung bezieht sich auf das Schaf, das nicht nur geschoren
wird, sondern nach dem Scheren geschlachtet wird, wonach ihm das ganze
Fell (die ganze Haut) abgezogen wird.
ins
Fettnäpfchen
treten
durch
eine unbedachte
Äußerung oder Handlung
den Missmut eines anderen hervorrufen.
In erzgebirgischen Bauernhäusern stand zwischen Tür
und Ofen
ein Fettnäpfchen, mit dessen Inhalt die nassen Stiefel der
Heimkehrenden sogleich geschmiert wurden. Wer durch Unachtsamkeit das
Fettnäpfchen umkippte und so Fettflecken auf der Diele
verursachte, zog sich den Unwillen der Hausfrau zu.
die
Hand ins Feuer
legen ---> Hand
für
jem. durchs Feuer
gehen
für jem. aus
Wertschätzung oder Liebe alles tun,
was möglich ist, bis zur Selbstaufgabe
Der
Gang durchs Feuer mit
bloßen Füßen gehört auch heute
noch zu den Riten
verschiedener Stämme. Bei Fakiren wird er möglich als
Ergebnis tiefster Meditation, so wie das Liegen auf einem Nagelbrett
oder das Durchbohren der Wangen mit einem Metallstab. Die Redewendung
stammt aber wohl aus dem Mittelalter und beschreibt ein Gottesurteil:
Wer aus dem Gang durchs Feuer unversehrt hervorging, war wohl mit dem
Teufel im Bunde.
die
Feuerprobe
bestehen*
Eine
entscheidende schwierige Aufgabe, oft die erste in einem neuen
Aufgabenbereich, lösen; oft als Beweis dafür, dass
man
für diesen bestimmten Aufgabenbereich geeignet ist.
Ursprünglich
ganz wörtlich gemeint: Gold wurde schon in der Antike mit
Hilfe
von Feuer auf seine Echtheit geprüft.
etwas
aus dem "ff" beherrschen
etwas vollständig beherrschen
Die Redewendung hat ihren
Ursprung
wahrscheinlich im Mittelalter, als
Schreiber Zitate aus den Pandekten (einer Sammlung
altrömischer
Rechtsgrundsätze als Grundlage für das Corpus Juris)
mit dem
griechischen Buchstaben "Pi" kennzeichneten.
Schreibt man das kleine "Pi" (p) unsauber, indem man die vertikalen
Striche über den horizontalen Balken hinauszieht, erscheint
der
Buchstabe wie ein "ff". Noch die Juristen des 16. Jahrhunderts
zitierten die Pandekten mit "ff".
Aus dem "Effeff" schöpfte der Jurist sein Wissen; es war
Quelle
und Bürge gesicherten Wissens.
sich
etwas aus den Fingern
saugen*
etwas behaupten, was kaum
der Wahrheit
entspricht oder zumindest weit hergeholt ist.
Wie viele Redensarten
stammt auch diese aus dem Bereich
des Aberglaubens: Finger hatten angeblich die Gabe, jemandem etwas
mitzuteilen. (Mein Großvater,
als Pfarrer abergläubischer Bräuche eigentlich eher
unverdächtigt, pflegte durch Drücken und Ziehen am
kleinen Finger zu überprüfen, ob man schon satt
war...)
(keine)
Fisimatenten
machen
unnötige
Umstände machen
Fisimatenten
(oft fälschlich auch als "Fisematenten" zu finden) sind
Flausen,
Ausflüchte,
umständliche Handlungen.
Das Wort stammt
nicht etwa, wie so oft behauptet, aus der Zeit der Napoleonischen
Kriege,
als französische Soldaten in Deutschland junge Frauen
aufforderten, sie in ihrem
Zelt zu besuchen: "Visitez ma tente, mademoiselle."
Ursprung
ist wohl vielmehr das bereits im 16. Jahrhundert im
Frühneuhochdeutschen reichlich
belegte Wort
"visepatenten" (aus dem lateinischen "Visae patentes [literae]) in der
Bedeutung:
ordnungsgemäß verdientes - schriftlich
ausgefertigtes
Patent. (Ein Patent ist in der ursprünglichen Bedeutung ein
offen
vorzuzeigender Brief [patere = offen stehen] - einerseits als
Ernennungsbrief ("Hauptmannspatent"), andererseits als
Bestätigung
für die Qualität einer Ware.)-
Das
Fachwort
"visepatenten" wurde in Verspottung der Bürokratie zum Begriff
für
unnötige
Schwierigkeiten. Schon 1499 findet man "it is ein visimatent". Das "m"
ist wohl unter dem Einfluss des Wortes visament
(=Schmuck, Zierat) an die
Stelle des "p" getreten.
die Flöhe
husten
hören --->
das Gras
wachsen hören
jem.
auf die Folter
spannen
Die germanische Rechtsordnung kannte so etwas wie die Folter nicht. Das
Wort und die Praxis der Folter kommen aus dem römischen Raum,
"poledrus" war die Folterbank.
Der Einsatz körperlicher Qualen zum Motivieren von
Aussageunwilligen wurde im Mittelalter auch bei uns immer beliebter.
Zuerst wurden dem Gefangenen die Instrumente gezeigt - und das waren
keine Geigen! Wenn er dann gestand, blieb er verschont. Ansonsten wurde
er nach genau festgelegten Regeln "auf die Folter(bank) gespannt".
Falschparken bedeutete Daumenschrauben, Schwarzfahrer wurden
ausgepeitscht.
Fraktur
reden*
jem. deutlich seine Meinung sagen, ihn zurechtweisen
Der Ausdruck
entspricht etwa der Wendung: mit
jemandem deutsch reden = ihm
unverblümt die Meinung sagen. Die Frakturschrift ist die im
16.
Jahrhundert entstandene "gotische Schrift", in der z.B. die meisten
älteren deutschen Bücher gedruckt sind, weshalb vor
allem
junge Menschen sie heute oft nicht mehr lesen können.
Früher
aber lernte jeder diese Schrift, und wer sie benutzte, schrieb (und
redete) also deutlich und unmissverständlich.
Frosch
im Hals
Wenn jemand heiser ist und kaum sprechen kann, ist meist der Hals
geschwollen: Die Mandeln sind rot, das Schlucken tut weh. Im Hals gibt
es eine kleine Geschwulst, die medizinisch "ranula" heißt.
"Ranula" ist lateinisch und bedeutet übersetzt soviel wie
"Fröschlein".
Wenn man heiser ist, ist manchmal auch die "Ranula" etwas dicker als
sonst und entzündet. Daraus entstand im Laufe der Zeit die
berühmte Redensart, einen Frosch im Hals zu haben, was
medizinisch
gesehen ja auch richtig ist.
unter
der Fuchtel
sein
in strenger, sogar erzwungener Ordnung leben, "unter der Fuchtel" von
jemandem.
Die "Fuchtel" ist eigentlich ein stumpfer, breiter Fechtdegen
(daher kommt auch "herumfuchteln"), der zum Sinnbild harter
militärischer Zucht wurde.
mit
Fug
und Recht
"Recht" kennt jeder, aber was ist "Fug"?
Das mittelhochdeutsche Wort "vuoc"
bedeutete "etwas, das erlaubt ist".
Wir kennen es heute noch in "Befugnis, unbefugt, verfügen"
etc.: mittelhochdeutsch
vervüegen heißt
passen, anstehen, auch: veranlassen; bestimmen, was geschehen soll;
anordnen, eigentlich = einrichten".
Dagegen ist etwas, das nicht
erlaubt ist, "Unfug".
auf
großem Fuß
leben*
großen
Aufwand betreiben, ein sehr anspruchsvolles Leben führen
Die Redewendung
geht auf eine mittelalterliche Sitte zurück: Manche Adelige
versuchten ihrer Würde dadurch besonders Ausdruck zu geben,
dass
sie besonders lange Schuhe (Schnabelschuhe) trugen.
gang
und gäbe
allgemein bekannt, geläufig
Eine Alliteration, die aus den Worten "gang", also "dem was unter den
Leuten
umläuft (gängig) ist" und "gäbe",
Mittelhochdeutsch
"gaebe" = "angenehm, gültig", zusammengesetzt ist.
Damit bezeichnete man ursprünglich die im Umlauf
befindliche, gültige Währung. Im Laufe der Zeit wurde
der
Ausdruck immer mehr für alles, was Sitte oder Brauch, ist
angewandt.
jem.
am Gängelband
führen
[W]
jem. bevormunden
Das
"Gängelband" ist schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Es
war
ein Band, an dem Kinder beim Laufen lernen festgehalten wurden. Das
Wort
"gängeln" bedeutete "ein Kind laufen lehren" (ihm den
aufrechten Gang beibringen). Der ursprünglich positive
Ausdruck
ist heute durchweg negativ konnotiert, wenn auch gelegentlich in
Liebesbeziehungen resignierend-akzeptierend, wie in dem von Peter Kraus
gesungen Schlager "Wunderbares Mädchen, hast mich schon am
Fädchen, hast mich schon am Gängelband".
Wenn
man heute
jemanden gängelt, bevormundet man ihn.
jem.
den Garaus
machen
jem. töten
Die ursprüngliche Bedeutung ist weit
weniger grausam: "der Garaus" ist ein Nomen, das sich aus "gar
aus" im Sinne von "ganz aus" ableitet.
"Gar aus!" war der Ruf, mit dem in vielen süddeutschen
Städten die Polizeistunde ausgerufen wurde. In einigen
Städten (z.B. Nürnberg) markierten der Garaus-Ruf
oder das Garaus-Läuten das Ende des Arbeitstages und
das Schließen der Stadttore.
Später erhielt der Begriff allgemein die Bedeutung Ende.
Heute wird er nur noch in der Wendung „jemandem/etwas
den Garaus machen“
(jemanden töten oder vernichten, einer Sache ein Ende
bereiten) verwendet.
Gedöns
um etwas machen
überflüssiges Getue
Der Ursprung des Wortes liegt in Norddeutschland und geht
auf
das alte Wort "gedense" = "hin- und herziehen" zurück.
Mit "Getöne", also viel Lärm um etwas machen, hat
das also
nichts zu tun.
Wir
haben keine Gefangenen
gemacht.
Keine Gefangenen zu machen ("take no prisoners"),
war eine Terrortaktik der Piraten. Normalerweise führten
Piratenschiffe ja eine Flagge (Jolly Roger o.ä.), die sie als
Räuber kennzeichnete. Aber sie waren immerhin willens,
Gefangene
zu machen, d.h. ihre Opfer am Leben zu lassen.
Wurde aber ein
rotes
Tuch gehisst, sollte das den Opfern klarmachen, dass mit Gnade
nicht zu rechnen sei. Es stand also ein kurzer grausamer Beutezug
bevor.
ein
gesunder Geist
in einem gesunden Körper
Des römischen Dichters Juvenal so
gerne zitierte Ausspruch mens sana in
corpore sano
klingt so, als wollte Juvenal damals schon ein Fitnessstudio mit
angeschlossener Bibliothek aufmachen. Der Ausdruck wird aber oft falsch
so aufgefasst, als sei ein gesunder Verstand Ergebnis sportlicher
Betätigung. "Roms letzter Dichter" wird aber
normalerweise falsch zitiert.
Er sagte: "Man muss bei der Geburt eines Knaben die
Götter
bitten,
es möge in einem gesunden Körper auch eine gesunde
Seele
wohnen..."
für
Gotteslohn
arbeiten
ohne Bezahlung arbeiten
Wenn man von jemandem verlangt, er solle "für Gotteslohn
arbeiten", dann meint man nicht einen Lohn, wie ihn ein Gott gibt,
sondern einen Lohn, den Gott geben soll (statt des Menschen, der ihn
eigentlich bezahlen müsste).
"Für Gotteslohn" bedeutet also in den meisten Fällen
"unbezahlt".
ins
Gras
beißen
mussten Krieger, die verwundet auf dem Schlachtfeld lagen. Man konnte
nach der
Schlacht oft feststellen, das die Sterbenden vor Schmerzen in den
Untergrund
gebissen hatten. Im Englischen sagt man dazu "to bite the dust"
-
Another one bites the dust",
sangen Queen: Out of the doorway the
bullets rip To the sound of the beat yeah.
Another
one bites the dust. (Vor
der Tür schlagen die Kugeln im Rhythmus ein, und wieder
beißt einer ins Gras.)
Der
Brauch, bei an Schwindsucht Gestorbenen die eingefallenen Wangen mit
Gras
"aufzupolstern", um sie zur Beerdigung optisch etwas zu
verschönern,
hat damit wohl nichts zu tun.
das
Gras
wachsen hören [W]
übersensibel sein, sich frühzeitig unnötige
Gedanken
machen
Seit dem 15. Jahrhundert verwendet, zunächst
abschätzig für überkluge Menschen, gegen
Mitte des 17.
Jh. Mitte des 17. Jahrhunderts dann auch zur Bezeichnung von
besonders gut informierten Menschen verwendet. (Vgl. "die Flöhe husten
hören" =
gut und frühzeitig informiert sein,
auch kleinste
Veränderungen wahrnehmen, oder bildkräftige, dennoch
nicht
mehr gebräuchliche Wendungen wie „die Krebse niesen
hören“ oder „die Spinnen weben
hören“.)
Natürlich kann kein Mensch Pflanzen wachsen hören
- also ist diese Redensart wohl göttlichen
Ursprungs.
In der germanischen Sagenwelt der Edda ist Heimdall der
Wächter der Götter, denn er sieht bei Nacht so gut
wie bei Tag und kann hören, dass Gras auf der Erde und
Wolle auf Schafen wächst.
Menschen, die „das Gras wachsen hören“,
sind oft etwas
ängstlich oder gar panisch, weil sich manche sehr
frühzeitig und unnötig Gedanken
über wirkliche oder
eingebildete Probleme machen.
Gretchenfrage
die entscheidende Frage
stellen, jedoch mit einer ausweichenden Antwort rechnen
Ihren Ursprung
hat diese Redewendung in Goethes Faust, wo Gretchen
Faust fragt: "Wie hast Du's mit der Religion?", was Faust
ziemlich ausweichend beantwortet, weil ihm Gretchens
schlichte, naive Frömmigkeit nicht so recht zusagt...
Jetzt
ist der Groschen
gefallen.
Die Redensart kommt von den Münzautomaten. Der
Groschen
löst dort ja einen Mechanismus aus und das wurde mit einem
"Denkmechanismus" gleichgesetzt.
dasselbe
in Grün
Der Opel "Laubfrosch" war eine Kopie eines französischen
Citroen.
Die
einzige Änderung war die grüne Lackierung.
Für Kunden
war es also
"dasselbe in Grün".
jem.
grün
und
blau schlagen
jem. schlimm verprügeln
Da hat das Opfer dann sicher
Hämatome, also blaue Flecken, die vielleicht sogar
grün
werden, aber die ursprüngliche Bedeutung war bei weitem
weniger
schmerzhaft: Wenn mit Indigo gefärbte Stoffe aus der
Färberlauge
kommen
sind sie zuerst grün.
An der Luft oxidiert der Farbstoff und wird langsam blau. Um diesen
Prozess zu
beschleunigen, schlug man mit Holzlatten auf die Stoffbahnen ein,
dadurch kam
mehr Sauerstoff in das Gewebe. Man hatte den Stoff also grün
und
blau
geschlagen.
Ach
du grüne
Neune!
Dafür gibt es eine halbwegs wahrscheinliche Deutung: Das
Berliner
Vergnügungslokal "Coventgarden" in der Blumenstraße
9 hatte
einen Eingang am "Grünen Weg".
Nach 1852 wandelte sich das Lokal zum billigen Tanzcafé, in
dem
es ständig zu Handgreiflichkeiten kam. "Die grüne
Neune"
wurde also eine volkstümliche Benennung des
berüchtigten
Lokals.
Haderlump
[W]
Hadern sind die zerkleinerten Textilfasern, die man zur Herstellung von
besonders wertvollem Papier benötigt. In der Frühzeit
der
Papierherstellung, als man noch keinen Zellstoff kannte, waren sie
sogar die einzige "Rohstoffquelle". Da man aber im
Mittelalter nicht die Mengen Textilien besaß wie heute,
wurden nur die alten Lumpen zur Papierherstellung abgegeben, die nun
wirklich niemand mehr anziehen wollte.
Die Frauen, die die Lumpen zerkleinern mussten, saßen auf
einer
Bank, auf der ein nach oben gestelltes Messer montiert war.
An diesem Messer zerrissen sie den Stoff, bevor er gereinigt wurde.
Den
Männern ging es allerdings nicht viel besser: Da man glaubte,
dass
die Papierherstellung am besten mit kaltem Wasser funktioniert, fingen
sie um 3.00 Uhr in der Frühe an, Papier zu
schöpfen.
Dabei waren sie mit den ganzen Oberarmen im Wasser. Gicht und
andere Krankheiten waren die Folge.
Ein
Haderlump ist also ein Lumpen, der so am Ende ist, dass man aus ihm
Hadern
herstellen darf. Es ist also wirklich das Allerletzte.
Ihn
sticht der Hafer.
er wird
übermütig, geht ein hohes Risiko ein
Eine mögliche Erklärung: Wenn Pferde zu viel Hafer
bekommen,
werden sie gelegentlich übermütig und beginnen
Kapriolen zu
machen. Wer also zu viel Haer bekommen hat, vom
Hafer gestochen
wurde, der schlägt dann über die Stränge. -
Es gibt aber
Linguisten, die glauben, dass der Hafer in der Redensart auf das
germanische Wort "hafr" zurückgeht, dass einen Bock
bezeichnet. (KrS)
Er
schreibt/ hat eine gute Handschrift.
er verteilt kräftige und schmerzhafte Ohrfeigen
Hals-
und
Beinbruch
ist nicht die Grußformel der Orthopäden, sondern
stammt aus
dem Hebräischen und lautet im Original: "hazlache un birache"
("hazlachà" = "Glück"; "bïrache" =
"Segen").
für
jem. die Hand ins
Feuer
legen
zu jem. absolutes Vertrauen haben, für jem. bürgen
Die Wendung stammt noch aus dem Mittelalter: Bei einem Gottesurteil
musste der
Angeklagte eine Zeitlang die Hand ins Feuer halten; der Grad der
Verbrennung
entsprach dem Grad des Verschuldens. Wunden wurden stets sofort
verbunden. Als
unschuldig galt nur der, der in kürzester Frist
wiederhergestellt war.
Hand
und Fuß haben
vollständig
sein, in Ordnung sein
Im Mittelalter musste ein Mann, um "vollständig", also
kriegstüchtig zu sein, (die rechte) Hand und (den linken)
Fuß haben: Die Rechte, um das Schwert zu führen, den
linken
Fuß, um in den Steigbügel treten zu können.
Wem als
Strafge die rechte Hand oder der linke Fuß abgeschlagen wurde
oder gar beides, dem war auf diese Weise auch seine Mannhaftigkeit
genommen.
jem. hänseln
sich über jem. lustig machen
Die Redewendung ommt nicht etwa von Hans (hänseln und
greteln),
sondern aus
dem
Kaufmännischen, und zwar vom Aufnahmeritual
für
zukünftige
Hansekaufleute. Dort aufgenommen zu werden, war eine besondere Ehre.
"Der Schmerz", heißt es in Jean Pauls "Siebenkäs",
sei
hienieden nichts
mehr als ein höheres Hänseln oder die Ohrfeige oder
Schwertschlag,
womit man zu einem Ritter befördere. Das Ritual war
relativ
drastisch und
peinlich und wurde bald schon im Volksmund "hänseln"
genannt. Die rein negative Bedeutung im Sinne von "zum Hanswurst
machen" (frühe Form des Mobbings) setzte sich parallel zum
Niedergang
der Hanse durch. (KrS)
jem. in Harnisch
bringen/ in Harnisch
geraten
jem. wütend
machen/ wütend werden
Der
"Harnisch"
bezeichnet die gesamte
kriegerische Ausrüstung eines Kämpfers oder Teile
davon
(Brustharnisch). Eer einen Kontrahenten in Hanrisch brachte,
veranlasste ihn also, die Rüstung anzuziehen um kampfbereit zu
sein. Schon seit 1626 (erster Beleg) aber wird der Ausdruck
auch
bildlich verwendet. Heute bedeutet "in Harnisch geraten" etwa, seine
Meinung sehr engagiert zu vertreten, etwa mit einer geharnischten,
d.h.
leidenschaftlichen und die Dinge beim Namen nennenden Rede.
"Mein
Name ist Hase, ich
weiß von nichts."
Die Redewendung wird verwendet, wenn jemand ausdrücken will,
dass
er mit einer Sache gar nichts zu tun hat (gelegentlich auch, wenn er in
Wirklichkeit durchaus etwas mit der Sache zu tun hat...)
Sie geht zurück auf Victor von Hase, der sich 1843 in einem
Fall
vor Gericht verantworten musste und mit diesem Satz seine Unschuld
beteuern wollte.
"Da
liegt der Hase
im
Pfeffer."
genau darauf kommt es an; bei dem hier genannten Hasen handelt
es
sich aber nicht um einen lebenden,
sondern um einen als Braten zubereiteten Hasen. "Pfeffer" war
früher eine beliebte Soße oder Brühe, die
mit Pfeffer und anderen Gewürzen abgeschmeckt wurde, in
dieser wurde der Hase eingelegt.
Wichtiger
Bestandteil des
"Hasenpfeffers" ist Hasenblut, das
aber oft durch Rotwein ersetzt wird. Mit der Redensart bezeichnet man
ja den Punkt, auf den es bei einer Sache besonders ankommt, also
vergleichbar dem Fleischanteil bei dieser Beize.
Alternative
Erklärung:
Die
Redensart "da liegt
der Hase im Pfeffer" stammt aus der
Jägersprache: "Pfeffer" ist Jägerlatein für
den Kot von
Hase und
Kaninchen. Sie drückt demnach ursprünglich die Freude
darüber aus,
entweder das bejagte Tier erlegt oder das erlegte Tier gefunden zu haben
Der kugelförmige Hasenkot sieht in seiner Vielzahl eben aus
wie
Pfefferkörner.
Wer viel davon gefunden hat, der hat auch den Bau des Hasen gefunden,
das, wonach er die ganze Zeit gesucht hat.
unter
die Haube
bringen
Eltern wollen ihre Töchter unter die Haube bringen, also
verheiraten. Nach germanischem Brauch durften verheiratete Frauen ihr
Haar nicht mehr offen tragen, sondern mussten es unter einer Haube
verbergen. Am Hochzeitstag setzte die Frau die neue Kopfbedeckung zum
ersten Mal auf.
Auch
die Römer
kannten diese Sitte.
Es
zieht wie Hechtsuppe.
Es zieht wie ein Sturm.
Der Ausdruck hat mit dem Fisch nichts zu tun,
er kommt wohl aus dem Rotwelsch, der Gaunersprache, die viele
Ausdrücke aus dem Jiddischen übernommen hat: "hech
supha"
bedeutet "wie ein Sturm". Damit, dass
angeblich Suppe aus Hechtfleisch lange ziehen muss, hat das Ganze
wohl nichts zu
tun.
das
Heft in der Hand halten
die Kontrolle haben,
der Chef sein
Mit dem Heft in dieser Redewendung ist nicht das Schulheft gemeint,
sondern der Griff eines Gerätes. Wer den Griff eines
Schwertes,
Dolches oder Messers fest ind er Hand hatte, der war Herr der Situation
und hatte die Macht.
Hier
sieht's aus
wie bei Hempels unterm
Sofa.
sagt man,
wenn irgendwo fürchterliche Unordnung herrscht. Die Hempels
waren
natürlich keine konkrete Familie, sondern stehen
stellvertretend
für grobe, ungebildete, unziviliserte Menschen. Abgeleitet ist
der
Name von "Hampel" (den wir z.B. im Hampelmann noch wiederfinden).
hieb-
und stichfest
unangreifbar, absolut
sicher
Teil einer mittelalterlichen Beschwörungsformel, mit der der
Kämpfer gegen die üblichen Verletzungen im Kampf
gewappnet
sein sollte
Hilf dir
selbst,
so hilft
dir Gott.
Diese mittelalterliche Weisheit taucht schriftlich fixiert im 16.
Jahrhundert beim Schriftsteller Justus Georg Schottel in der Form:
"Mensch, hilf dir selbst, so hilfet Gott mit", auf.
Ähnliches schrieben auch schon antike Römer wie
Cicero
("Fortes
fortuna adjuvat" =
"Den Mutigen hilft das Glück").
In Schillers "Wilhelm Tell" fordert Gertrud Stauffacher ihren Mann
Werner zum Widerstand gegen die Reichsvögte auf: "Dem Mutigen
hilft Gott."
Hinz
und Kunz [W]
Die Bezeichnung
für die große Menge, die
Durchschnittsbevölkerung, stammt aus dem Mittelalter,
als "Hinz" = "Heinrich" und "Kunz" = "Konrad" sehr verbreitete Namen
waren. Grund war wahrscheinlich die lange Reihe von Heinrichs
und Konrads als Herrscher.
Schon
um 1300
ist die Redewendung formelhaft, ab dem 15. Jahrhundert nimmt
sie spöttischen Charakter an.
Die
gleiche Bedeutung haben "Krethi und
Plethi". Der
Ausdruck ist deutlich älter: Man findet in der Bibel, im 2.
Buch
Samuel, Kap.8, Vers 18, die "Krether und Plether" als Soldaten
König Davids.
jem.
den Hof
machen"
um jem. werben; meist im Sinne
von "sich um Zuneigung bemühen".
Sie leitet sich ab aus den Sitten der feinen Gesellschaft. Der "Hof"
war die Umgebung des Fürsten, jeder, der ihm diente,
gehörte zu
seinem Hofstaat. Und wer für ihn arbeitete, "machte ihm den
Hof".
Von der diensteifrigen Art der Höflinge leitete man die
Bezeichnung ab für das
werbende Huldigen um die Gunst einer angebeteten Person.
auf
dem Holzweg
sein
In den Wäldern existieren einfache Wege, die nur dem Transport
des
geschlagenen
Holzes dienen. Diese Straßen führen nun aber nicht
von Ort
zu Ort, sondern
enden meist mitten im Wald. Deshalb ist jemand, der auf eine falsche
Lösung zusteuert, auf dem "Holzweg".
nur
nicht hudeln
Nicht vorschnell handeln. "Hudeln" ist ein alter Handwerkerausdruck,
der, neben anderen, auch die Bedeutung "schlampige Arbeit verrichten"
hat. Aus dem
Jahre 1741 kennt man die Wendung "die Arbeit schnell weghudeln".
Zumindest in Österreich legendär ist Hans Mosers
Ausspruch:
"Bittschön, Herr Kapellmeister, nur net hudeln, i bin do net
der
Nurmi..." (Der Finne Paavo Nurmi war d e r
Langstreckenläufer der 1930-er Jahre, Inbegriff
für
Schnelligkeit und Audauer.)
auf
den Hund gekommen
in (zumeist wirtschaftliche) Not geraten sein
Als die Leute ihre Habseligkeiten noch in Truhen aufbewahrten, (weil
die
leichter
wegzuschaffen waren, falls es brannte oder Söldnerhorden
plünderten), waren auf
dem Boden der Truhen oft Schutzsymbole eingraviert, darunter oft auch
ein Hund.
Wenn jemand alles verloren hatte, was normalerweise in der Truhe liegen
sollte,
war er "auf den Hund gekommen".
Da
wird der Hund
in
der Pfanne verrückt.
Reaktion auf ein fast
unglaubliches Ereignis
Der Ausdruck
beruht keineswegs auf einer Spezialität der chinesischen
Küche, sondern geht - sehr deutsch - auf Till Eulenspiegel
zurück: Als Geselle bei einem Bierbrauer in Einbeck bei
Göttingen (wo das Bockbier
erfunden wurde),
sollte er in Abwesenheit des Meisters das Bier
herstellen und dabei "den Hopf (=Hopfen) gehörig sieden".
Dummerweise hatte der Meister aber einen Hund namens Hopf, und den warf
der alles wörtlich nehmende und außerdem nicht als
als
Tierschützer bekannte Till in die Braupfanne mit dem siedenden
Wasser. Es versteht sich von selbst, dass der Hund dabei
"verrückt" wurde, ehe er ins Hundeparadies einzog...
vom
Hundertsten
ins Tausendste kommen
im Gespräch
ständig abschweifen
Bei der Redewendung geht es ursprünglich gar nicht um
abschweifendes Labern, sondern um Rechenfehler: Im 15. bis zum 17.
Jahrhundert
gab es die so genannte "Rechenbank", auf der waagerechte Linien
gezogen waren, die den aufgelegten Marken einen bestimmten
Wert zuwiesen. Die Linien markierten Dezimalsprünge. Wer, wie
die
Originalredensart lautet, das "Hundert in das Tausend wirft", der
"macht es also, daß niemand weyß, was er
rechnet oder redet" (Johann Agricola, 1529).
Irgendwann ging
dann
das Wissen um die "Rechenbank" verloren, doch die Redensart blieb uns
erhalten.
am
Hungertuch
nagen
hungern
Das Hungertuch
war eigentloich ein Fastentuch,
das während der Fastenzeit den Altar verhüllte. Als
Strafe
für ihre Sünden sollten die Gläubigen 40Tage
lang das
Bildnis Gottes nicht mehr sehen dürfen. In der Osternacht
wurde
das Tuch dann heruntergezogen.
1306 taucht in Münster zum ersten Mal das Wort "hungerdoek"
auf,
über das es in alten Handschrift aus Augsburg heißt:
In der
Fastenzeit "sezen sie 40 tag kein fleisch, auch nit milch, kesz, ayr,
schmalz... "da last (man) ein hungertuech herab, daz die syndige leut
die götz nit ansehen." Hier wird also das Fasten = Hungern
direkt
angesporchen. (KrS)
zum
Stamme Ibo
gehören
Damit sind Menschen gemeint, die regelmäßig
Wendungen wie
"ich und die anderen" benutzen. Der Esel nennt sich halt zuerst, klar.
Das "Ibo" ist ein Akronym aus dem englischen "I before others".
Ähnlich gelagerter Ausdruck: vom
Stamme "nimm" sein - gierig
sein, alles mitnehmen, was
möglich ist.
alle Jubeljahre
Das Jubeljahr oder "Halljahr" kehrte bei den Israeliten alle 50 Jahre
wieder. Es wurde mit Posaunen im ganzen Land bekannt gegeben. Mit dem
Brauch sollte der Verarmung der Bevölkerung entgegengewirkt
werden, da in diesem Jahr alle Schulden erlassen wurden.
Auch in der christlichen Welt wurde ein solcher Brauch
eingeführt. Das Jubel- oder Gnadenjahr sollte sich alle 100
Jahre
wiederholen. Der Zeitraum wurde dann aber auf 50, 33 und zum Schluss 25
Jahre verkürzt. Das letzte Jubeljahr war übrigens das
Jahr
2000.
Das "jubeln" findet sich auch noch in unserem Begriff
"Jubiläum".
ein
eingefleischter Junggeselle
[W]
ein überzeugt unverheiratet bleibender Mann
"Eingefleischt"
ist eine Lehnübersetzung von Lateinisch
"incarnatus". Es bedeutet "zu Fleisch geworden". Ursprünglich
wurde es nur für Christus, den Fleisch gewordenen Sohn Gottes
benutzt, mittlerweile verwendet man es nur noch zur Beschreibung eines
"unverbesserlich unverheirateten Mannes".
ad kalendas
graecas
Gebildete Menschen (und solche, die sich dafür halten)
benutzen
schon mal diesen Ausdruck, um ein Datum, das niemals eintritt, zu
benennen.
Die "Kalenden" waren bestimmte Tage im römischen Monat,
an denen
normalerweise Schulden zurückgezahlt wurden. Die Griechen
kannten diese Tage nicht, daher kann es keine "griechischen Kalenden"
geben. Und wenn einer seine Schulden an den griechischen Kalenden
zurückzahlen wollte, wusste man schon, was Sache war.
Heute bemühen wir den "Sankt Nimmerleinstag" als
unmögliches Datum.
kalte
Füße bekommen
[W]
eine (häufig nicht ganz legale) Handlung abbrechen, aus Angst
vor
den Konsequenzen
Entstanden ist diese Wendung am Spieltisch: Es war
eine beliebte Ausrede, das Spiel abzubrechen und so den Gewinn zu
sichern.
Auch im Englischen kennt man "to get
cold feet".
Das
sind doch olle Kamellen.
Das sind alte, überholte Nachrichten und Geschichten. Damit
sind
nicht die noch aus dem letzten Rosenmontagszug übrig
gebliebenen Süßigkeiten gemeint, sondern
Kamillenpflanzen.
Wenn man Kamille zu lange lagert, gehen Aroma und Heilkraft verloren.
Mit den
alten Kamillen kann der Apotheker nichts mehr anfangen.
jem.
an die Kandare
nehmen
strenges Maßregeln
Die "Kandare"
ist eine
einteilige Gebissstange am Zaumzeug des Reitpferdes. Sie
ermöglicht ein besonders scharfes Zügeln.
Der Begriff "Kandare" kam über das Ungarische
("kantàr" = "Zaum") zu uns. Die heute üblicherweise
benutzte "Trense" ist durch ihre Konstruktion für das Pferd
angenehmer.
unter
aller Kanone
miserabel, völlig ungenügend
Der Ausdruck
hat mit der
Artillerie nichts zu tun, sondern
bezeichnet etwas, das unter jedem "Kanon", d.h. unter jedem
Maßstab
liegt. Die oft als scherzhafz verstanbdene Wenung "sub omnibus
canonibus" ist keineswegs ein Scherz, sondern entspricht der
ursprünglichen Bedeutung: unter allen Richtlinien, so
schlecht,
dass es unterhalb der untersten anerkannten Qualitätskriterien
liegt. Weder das Geschütz noch der mehrstimmige Gesang sind
also
mit dem Ausdruck gemeint, der korrekt heißen müsste:
unter
allen Kanonen oder unter jedem Kanon.
Das Geschütz, die "Kanone" also, hat seinen Namen
übrigens
von Italienisch "canna" für "Rohr".
Kapriolen
schlagen
Eigentlich: übermütig (oft unkontrollierte)
Luftsprünge
machen; artistische Sprünge machen; allgemein: einer Handlung
immer wieder unerwartete Wendungen geben, vor allem im Zusammenhang mit
dem Wetter: Das Wetter schlägt Kapriolen = das Wetter spielt
verrückt. - Das italienische Wort "capriola"
ist abgeleitet von "capra"=
Ziege und bedeutet
"Bocksprung".
Rin
in
die Kartoffeln,
raus aus den Kartoffeln. [W]
Die Redensart kommt vom Militär. Im Manöver gab es
oft den
Befehl, auf einen Kartoffelacker vorzurücken. Dieser Befehl
wurde
dann aber genauso häufig zurückgenommen, um
Flurschäden
zu vermeiden.
einen Kater
haben
Wer einen "Kater" hat, spürt die Folgen eines starken
Rausches;
ganz allgemein bezeichnet man damit auch die Ernüchterung nach
einer großen Freude sowie Gewissensbisse, Reue.
Der "Kater" hat seinen Ursprung wohl im Wort "katarrh". Es fand
über die Sprache der sächsischen Studenten Eingang in
unsere
Umgangssprache: Leipziger Studenten sollen seit etwa 1850 in
Sätzen wie "Er ist von einem physischen und moralischen
Catarrh
befallen" die heimatliche volkstümliche Form "Kater"
eingesetzt
haben. Durch Eingang in die allgemeine Studentensprache habe der
Ausdruck dann weite Verbreitung gefunden. Anfangs
war
es wohl eher ein Begriff für ein
allgemeines
Unwohlsein, erst später wurde "Kater" für
alkoholbedingte
Problemchen gebräuchlich.
Dazu beigetragen haben auch vorhandene Redensarten wie z.B. "verliebt
wie ein Kater", daraus entstand "besoffen wie ein Kater", und schon war
der Zimmertiger zum Alkoholmonster geworden.
Andererseits
war schon in der Goethezeit (frühester Beleg 1768) davon die
Rede
war, dass Menschen gelegentlich von einer Krankheit befallen
würden, die sie mit Katzen gemeinsam hätten und die
man
"Katzenjammer" nennt; es ist möglich, dass der Ausdruck "einen
Kater haben" als gleichbedeutend mit "einen Katzenjammer haben"
verstanden wurde und dass die beiden Begriffe ("Kater" aus Leipzig und
"Katzenjammer" aus dem 18. Jahrhundert) im 19. Jahrhundert verschmolzen
sind.
Der Katzenjammer
leitet
sich ab von dem - einem Babygeschrei recht ähnlichen -
nächtlichen Jammern liebestoller Katzen. Wer so schreit, muss
sich
entsetzlich unwohl fühlen - das ist eben das Gefühl,
das man
hat, wenn man verkatert ist: Übelkeit, Appetitlosigkeit,
Kopfschmerzen und Gemütsverstimmung und
Niedergeschlagenheit
ein
komischer Kauz
Der Kauz, der als Nachtvogel oft gegen die Fenster der auch nachts
erhellten Krankenstuben flog, wurde im Aberglauben zum Totenvogel,
den es zu meiden galt.
Im 16. Jahrhundert wurde der Begriff "Kauz" dann immer mehr
zur Bezeichnung für menschliche Sonderlinge oder
menschenscheue
Außenseiter, die man mit dem "lichtscheuen", bei Tage selten
anzutreffenden, Vogel verglich.
mit
Kind
und Kegel
Als Kegel wurden früher uneheliche Kinder bezeichnet,
insbesondere
solche von Mägden
und ihren Herren.
arm
wie eine Kirchenmaus
In Kirchen gibt es keine Vorratskammern. Daher ist die ärmste
aller Mäuse eben die Maus, die in der Kirche wohnt. Auch im
Französischen sorgt man sich um den "rat d'église".
Mit
ihm ist nicht gut Kirschen
essen.
Der Umgang mit ihm kann
sehr unangenehm sein.
Die Redensart erklärt sich von selbst, wenn man den
vollständigen Wortlaut kennt: "Mit hohen Herren ist nicht gut
Kirschen essen, sie spucken einem die Steine ins Gesicht."
Zur Zeit, in der die Redensart entstand, war der Anbau von
Kirschbäumen noch auf Klostergärten und
Gärten der
vornehmen Bevölkerung
beschränkt.
Kleider
machen Leute
So
heißt eine Novelle von Gottfried Keller, in der ein Schneider
in
einem Dorf wegen seiner edlen Kleidung (er hatte gerade keine andere
als die, die er eigentlich hatte verkaufen wollen) für einen
Grafen gehalten wird.
Aber
vermutlich ist es schon eine Feststellung aus dem Mittelalter, denn
auch von damals gibt es Geschichten wie diese: Ein Gelehrter ging
über den Markt und keiner grüßte ihn. Als
er aber in
der Amtstracht dann unterwegs war, wurde er von allen
gegrüßt. Zu Hause zog er den Anzug aus und fragte
verärgert das Stück Stoff: "Bist Du der Doktor oder
bin ich
es?"
"Knöllchen"
Strafzettel; der Begriff geht wohl darauf zurück, dass aus der
kölschen
Verkleinerungsform zu "Protokoll", nämlich
"Protoköllche",
durch die lautliche Ähnlichkeit mit "Knöllche", der
Verkleinerungsform von "Knolle", eben das "Knöllchen" geworden
ist.
Kohldampf
haben
großen Hunger
haben
Der Begriff Kohldampf leitet sich weder von Gemüse, noch von
siedendem Wasser
ab. Kohl leitet sich wahrscheinliche vom rotwelschen "Kohler" = Hunger
ab, was wiederum aus der Romapsrache stammt: "kalo"
= arm. Dampf
stammt ebenfalls aus dem Rotwelschen und bedeutet auch "Hunger.
den
Kopf
in den Sand stecken
Die Augen vor der
Wirklichkeit verschließen; etwas nicht wissen wollen. Die
Redewendung ist abgeleitet von einer Verhaltensweise des Vogels
Strauß, dem man auf Grund ungenauer Beobachtungen nachsagte,
er
stecke bei Gefahr den Kopf in den Sand.
Da
lacht die Koralle.
Das war die Überschrift der Witzseite in der Illustrierten
"Koralle", die in den 30er Jahren erschien.
einen
Korb
bekommen
als Freier abgewiesen
werden
Die Redensart
nimmt
Bezug auf einen mittelalterlichen Brauch. Stand ein
junger Rittersmann (oder Knecht) vor dem Fenster des Fräuleins
und
begehrte Einlass,
so ließ sie ihm einen Korb hinunter, in den er sich setzte
und
daraufhin hinaufgezogen wurde. Holde Fräueins wohnten meist
etwas
höher (Rapunzel)). Ob damals die Damen
kräftiger waren als heutzutage, oder ob ihnen jemand beim
Hochziehen half, ist unklar, aber nicht weiter relevant.
War der Mann der
Dame
indes nicht so ganz genehm, lockerte sie vorher den Boden des
Korbes oder ließ auf halber Höhe an dem Seil so
lange
rütteln, bis
der Boden des Korbes durchbrach und der Minnediener in die Tiefe
stürzte. Er war damit durchgefallen.
Auch Martin Luther
kannte
diese Redewendung schon.
aus
echtem Schrot und Korn --->Schrot
Man
hat schon
Pferde kotzen
sehen...
---> Pferde
in
der Kreide
stehen
Schulden haben
Ließ man früher beim Wirt
anschreiben, so
machte
dieser
Notizen auf einer
Tafel, die Schulden standen also "in Kreide".
Krethi
und Plethi
eine bunt zusammengewürfelte
Volksmenge
Der Ausdruck ist
biblischen Ursprungs (Altes Testament 2. Sam. 8,18). Damit ist
ursprünglich die Elitetruppe König Davids gemeint.
Man ging
lange davon aus, dass mit "Krethi" der Volksstamm der
Südphilister
und mit "Plethi" die Nordphilister gemeint wären.
Im Hebräischen allerdings bedeutet "krethi" = "ausrotten,
töten" und "plethi" = "entfliehen, forteilen". Krethi und
Plethi
waren demnach wohl die Scharfrichter und Eilboten des Königs.
s.a. Hinz
und Kunz
drei
Kreuze
machen
erleichtert sein, dass etwas Schlimmes vorbei ist
Der
Ausdruck kommt natürlich aus dem
religiösen
Brauchtum. Es bedeutet: "Sich mit dem Kreuzzeichen segnen, dass etwas
Schlimmes vorübergegangen ist."
Die Dreizahl wurde schon immer eingehalten, wenn etwas Wichtiges zu
verrichten war: Dreimal im Jahr wurde Gericht gehalten, es waren
mindestens drei Urteiler nötig etc., natürlich
"Aller guten Dinge sind drei."
Es ist also ein
besonders
intensives Segnungsritual.
Da
stehste wie die Kuh
vorm Neuen Tor.
Die Kuh war gar nicht gemeint, sondern der Buchstabe "q": Im
alten
Berlin hatten die Straßenbahnlinien Buchstaben. Das
Neue
Tor war eingleisig und die Linie Q musste häufig warten. Vgl.
auch: wie der Ochs
vorm Scheunentor
Das
geht auf keine Kuhhaut.
Es passt auf kein noch so großes Pergament.
Pergament wurde normalerweise aus Schafs- oder Kalbshäuten
gemacht. Wenn etwas zu lang wurde, passte es nicht einmal mehr auf eine
(viel größere) Kuhhaut. Der erste Beleg für
die
Redewendung sind die "sermones
vulgares" von Jaques de Vitry
(vor 1240).
Die Redewendung hat hingegen nichts mit der Geschichte um
Königin
Dido
zu
tun, die mit einer aus Kuhleder geschnittenen Leine das Gebiet der
zukünftigen Stadt Karthago umspannte.
kunterbunt
Das Wort "kunterbunt" stammt aus dem 15. Jahrhundert und kommt
eigentlich von "contrabund" also "Kontrapunkt" (Lateinisch "contra"
=
"gegen"; "punctus"
=
"Stechen, Punkt"); es bedeutete auch damals schon
"vielstimmig". Berühmt geworden ist die "Villa Kunterbunt" aus
Astrid Lindgréns "Pippi Kangstrumpf".
durch
die Lappen
gehen
entwischen, entkommen.
Die Redensart stammt, wie so manche andere, aus der
Jägersprache.
Es geht dabei aber nicht darum, zwischen finnischen Ureinwohnern
hindurchzulaufen. .
Um
das Wild am Ausbrechen aus dem Jagdrevier zu hindern, wurden bunte
Lappen zwischen den Bäumen aufgehängt, vor denen die
Tiere
zurückscheuten. Oft genug durchbrachen sie aber in Todesangst
die
Absperrung und "gingen so durch die Lappen". Seit dem 18. Jahrhundert
wird die Wendung auch auf Menschen angewandt.
mit
seinem Latein
am Ende sein
nicht mehr weiter wissen
Latein war im Mittelalter die Sprache der
Gelehrten, wurde aber auch im übertragenen Sinne für
"Wissen"
und "Wissenschaft" benutzt. Wer mit seinem Latein am Ende
ist, ist also mit seinem Wissen am Ende, der weiß nicht
mehr weiter.
Was
ist dir für eine Laus
über die Leber
gelaufen?
Ursprung der Redewendung ist die Annahme, dass die Leber der Sitz der
leidenschaftlichen Empfindungen sei. Ursprünglich
hieß es
einfach: "Es ist ihm etwas über die Leber gelaufen.". Die Laus
wurde dann als Sinnbild für einen geringfügigen
Anlass, eine
Nichtigkeit, dazugepackt.
Die "Laus" ist ein gutes Beispiel für die Beliebtheit von
Stabreimen in Redensarten.
Leichenbittermiene
Der
Leichenbitter hatte,
so war es Brauch, die Aufgabe, die
Trauergäste zum Begräbnis einzuladen. So wie eine
Stewardess
berufsmäßig lächelt, hatte ein
professioneller
Leichenbitter natürlich ein ordentlich betroffenes Gesicht zu
machen. Die "Leichenbittermiene" bedeutet heute meistens eine deutlich
gezeigte, aber nicht wirklich echte Trauer.
vom
Leder
ziehen
Richtig loslegen,
angreifen (z.B. in einer Rede)
Im preußischen Militär hatte jeder Soldat einen
Säbel,
der in einer Lederscheide steckte. Wenn es ernst wurde, zog der Soldat
den Säbel ganz aus der Scheide, also vom Leder.
jem.
die Leviten
lesen
eine Strafpredigt halten.
Seit
dem 8. Jahrhundert
kennt man das, aber ursprünglich bedeutete die Redewendung
nur,
dass den Geistlichen aus dem „Leviticus“ (3. Buch
Mose), den
Vorschriften für Priester und Leviten, vorgelesen wurde.
Bereits
zu dieser Zeit verstand man darunter aber auch eine Art von
Strafpredigt - und wenn man die einzelnen Strafandrohungen aus diesem
Buch sich genauer ansieht, wundert einen das gar nicht. Die Leviten
waren im frühen Mittelalter die Gehilfen des Priesters,
Angehörige des isrealischen Stammes der Leviten, die
ursprünglich als Priester, dann als Tempeldiener
tätig waren
und alle sieben Jahre das Gesetz vorlesen mussten.
den
Löffel abgeben
umgangssprachlich für "sterben"
In einfachen Familien gab es
als
einziges Besteckteil den Löffel, mit dem der tägliche
Brei
zugeführt wurde. Jeder hatte seinen eigenen Löffel,
den er
nach dem Mahl abschleckte und an einen festen Platz
zurücklegte.
War einer gestorben, so gab er naturgemäß den
Löffel
ab, insbesondere dann, wenn nicht genügend Löffel im
Haus
waren: Dann bekam, wenn der Älteste starb, der
Jüngste
seinen Löffel.
Der Alte hatte
also den Löffel abgegeben.
sich
auf den Lorbeeren
ausruhen
Dass es nicht gut ist, sich nach einem Erfolg nicht weiter
anzustrengen, wusste schon Königin Luise von
Preußen. 1808
schrieb sie ihrem Vater: "Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren."
Sie meinte die Erfolge Friedrichs des Großen.
Lunte riechen
etwas rechtzeitig oder vorzeitig bemerken; mit der seit dem Ende des
18. Jahrhunderts bekannten Redensart meinte
man den beißenden Geruch der Zündschnur, mit der
Geschütze abgefeuert wurden. Dieser Geruch verriet oft den
Standort eines verborgenen Geschützes.
Wer zuerst kommt, mahlt
zuerst.
Alles der Reihe nach!
Im "Sachsenspiegel" um (1230) findet sich auch dieser Rechtsspruch. An
den allgemeinen Mühlen, in denen die Untertanen ihr Getreide
mahlen lassen mussten, wurde die Reihenfolge der Mahlvorgänge
so
organisiert, dass diejenigen, die ihr Getreide als erste brachten, auch
sicher sein konnten, dass es als erstes gemahlen
wurde. In
den USA heißt das in lapidarer Kürze:
"First come,
first serve."
Maulaffen
feilhalten
glotzen, tatenlos am
Fenster sitzen
Das hat nichts mit Primatenverkauf zu tun, sondern mit Hausbeleuchtung:
Früher nutzte man Kienspäne, um die Wohnung
notdürftig
zu erhellen. Wenn man beide Hände brauchte, klemmte man die
Dinger
schon mal zwischen die Zähne. Die üblichen
Tonklötzchen,
die als Unterlage für Kienspäne dienten, wurden daher
oft in
Form eines Kopfes gefertigt, dessen verbreiterter Mund den Span hielt.
Diese Spanhalter sind seit dem 13. Jahrhundert in Österreich
als
"Maulauf" nachweisbar. Später wurden die Dinger aus Eisen
hergestellt und hatten auch eine andere Form, der Name aber blieb.
Jemand der mit offenem Mund dasteht, wird also noch immer mit einem
Verkäufer von 800 Jahre alten Tongeräten verglichen.
Da
beißt die Maus
keinen
Faden ab.
Die Redewendung steht wohl in Zusammenhang mit der heiligen Gertrud von
Nivelles, die im Mittelalter vor allem zur Abwehr von Ratten- und
Mäuseplagen angerufen wurde.
Der Tag
der heiligen Gertrud, der 17. März, ist ein wichtiger Tag des
bäuerlichen Kalenders, es ist der Beginn des
Frühlings. An
diesem Tag werden die Winterarbeiten eingestellt und man beginnt mit
Feldbestellung und Gartenarbeit. Wenn am Gertrudentag noch
gesponnen wird, so behauptete man, werde der Flachs von den
Mäusen zerfressen, oder der Faden abgebissen.
Die
heilige Gertrud wurde oft mit einer oder mehreren Mäusen
abgebildet, die an ihrer Spindel hinaufklettern.
Die Redewendung war wahrscheinlich schon vor 1400 gebräuchlich.
Milchmädchenrechnung
eine
Rechnung, die auf allzu naiven Voraussetzungen beruht
Die
Rechnung, von der man hier spricht, wird zum ersten Mal in Jean de la
Fontaines Fabel von Perette, der Magd, erwähnt.
Das
"Milchmädchen" Perette lebte im 17. Jahrhundert und war
Bauernmagd. Eines Morgens ging sie vom heimischen Hof in die nahe
Stadt, um
einen Topf Milch auf dem Markt zu verkaufen. Dabei kam sie ins
Träumen. Was man
alles mit dem Erlös kaufen könnte! Wofür man
den
Erlös wiederum ausgeben könnte!
Wie das Geld dabei immer mehr wird! Am Ende könnte man sogar
eine
ganze Kuh
kaufen! Leider geriet sie vor Freude über ihre Pläne
ins
Stolpern und verschüttete
die Milch - das Ende ihrer Investitionstheorie.
Der
Begriff bedeutete ursprünglich also keine kreative
Kalkulation,
sondern das
jähe Ende eines Plans, verursacht von einem Missgeschick.
Heute
gerne im Sport verwendet, in Überlgeungen wie dieser: A hat
gegen
B gewonnen, wir haben gegen A gewonnen, also müssen wir auch
gegen
B gewinnen....
jem
zur Minna
machen
jem. fertigmachen, demütigen, heftig zurechtweisen.
Dienstmädchen hießen früher,
insbesondere in der
Wilhelminischen Ära, angeblich gerne
Wilhelmine, kurz Minna:
Die Koseform wurde im Lauf der Zeit zu einer Art
Berufsbezeichnung für ein Dienstmädchen.
Ohne
Moos nix
los.
ohne Geld kann man
nichts machen
Der Ausdruck Moos für Geld stammt aus dem Hebräischen
"maïoth" = "Pfennige, Kleingeld". Populär wurde
Ausdruck
durch Gunter Gabriels gleichnamiges Lied (1979).
Der
weiß, wo der Barthel den Most
holt.
s. Barthel
jem.
mundtot
machen
Hier ist nicht der Mund im Gesicht gemeint. "Munt" war ein
mittelhochdeutsches Wort mit der Bedeutung "Schutz, Schirm,
Schutzgewalt". "Jemanden mundtot machen", bedeutete
ursprünglich
ihn "entmündigen". In "entmündigen", "Vormund" und
"Mündel" lebt der alte Begriff "munt" noch fort.
Weil "munt" und "Mund" gleich klingen, wandelte sich der Ausdruck
umgangssprachlich in seiner Bedeutung zu "jemanden zum Schweigen
bringen".
zuletzt
geändert 29.01.2018
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