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Politiker zum Thema Deutsch und Englisch
Es gibt -
natürlich - eine Reihe von deutschen
Politikern, die immer schon an den Landebahnen des Zeitgeistes stehen,
bevor dieser auch nur zur Landung angesetzt hat. Die kommen sich
unfassbar
modern, weltoffen und jugendlich vor,
wenn sie ehrliche deutsche Begriffe zu angelsächsischem
Kauderwelsch aufblasen. Besonders schlimm sind in dieser
Hinsicht einige Hüter(innen) unserer Gesundheit -
Ministerin
Ulla Schmidt z.B. oder Dr. Elisabeth Pott, die Direktorin
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der
für die AIDS-Prophylaxe ein selbstverständlich allen Deutschen
- z. B. den
türkischstämmigen Hauptschüler(innen) als einer der
wichtigsten Zielgruppen - sofort verständlicher Satz
eingefallen ist: "You can't rewind your life." ("Du lebst nur einmal",
hätte es auch getan, das hätte aber
den Nachteil
gehabt, dass jeder es verstanden und dann gar
nicht mehr darüber gestaunt hätte, was die Frau Doktor alles
weiß
und wie klug sie reden kann...)
Glücklicherweise aber mehrt sich die Zahl der Politiker aus allen
Parteien,
denen die permanenten Kniefälle vor dem an-
gelsächsischen Kulturkreis tierisch auf den Senkel gehen - immer
deutlicher wenden sie sich gegen die Auswüchse des
angeblichen Zeitgeistes und gehen auf Distanz zu den Sprachschluderern
und
Sprechblasenfabrikanten - allen voran der
Bundespräsident:
"Der inflationäre
Gebrauch von Amerikanismen in der Werbung und in den Medien, aber auch
in den Veröffentlichungen vieler Unternehmen und Behörden, soll Fortschrittlichkeit und Modernität signali- sieren. Tatsächlich ist er aber oft ein Hinweis auf die Verarmung der Ausdrucksfähigkeit in der eige- nen Sprache. Tatsächlich grenzt er all diejenigen aus, die Englisch und Amerikanisch nicht verstehen." Bundespräsident Johannes Rau (SPD) in seinem Grußwort anläßlich der Eröffnung des Medien- kongresses in Mainz, 23. 11. 2000. |
"Ist die Sprache nicht, wie Sitte und Geist, die Farbe, die äußere Gestalt, die Gott dem Volk gegeben, damit es nicht sei wie andere?" Johann Joseph von Görres im
Rheinischen
Merkur vom 17. Juni 1814
"Die seit Kriegsende
bei uns in alle Bereiche des Lebens eingedrungene
Flut von Amerikanismen muß endlich wieder
zurückgedrängt
werden."
Bundespräsident
Gustav Heinemann (SPD) in seiner
Ansprache anläßlich der
Einweihung des Deutschen Literatur-Archivs Marbach am 16. Mai 1973 "Sprachen sind bei weitem das wichtigste Vehikel kultureller Entfaltung und zugleich das wichtigste Element nationaler - übrigens auch persönlicher - Identität." Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt
(SPD).
"Es liegt weder im
wohlverstandenen
Interesse der rund 100 Millionen deutschen Muttersprachler noch
im Interesse der
MillionenEuropäer, die unter Mühen Deutsch als Fremdsprache erlernt haben, daß die deutsche Sprache aufgrund des EU-amtlichen Nicht-gebrauchs zu einem Regionaldialekt für den Hausgebrauch herabsinkt" Hartmut
Koschyk MDB (CSU), In Focus 18/1996, S. 70
"Sie müssen sich doch nur ansehen, wer
dieses
Geschwafel in unserem Lande eigentlich verzapft. ...Das sind Leute, die
glauben, ihre Halbbildung könnten sie dadurch steigern, daß
sie sich, weil es als schick gilt, plötzlich nicht mehr in Deutsch
ausdrücken."
Staatsminister im Auswärtigen
Amt Helmut
Schäfer (FDP),
"Dass die Menschen
eines Landes ... über den Schutz ihrer Kultur hinaus
möglicherweise auch das Recht haben, sich in ihrer Muttersprache
verständigen
zu können, ist nicht ganz von der Hand zu weisen....
auf einer Podiumsdiskussion in Hannover, 24. 10. 1999 Wer nicht mindestens über grundständiges Englisch verfügt, der hat hierzulande offenbar das Recht verwirkt, an der sprachlichen Kommunikation teilzunehmen." Hans
Zehetmair (CSU), Bayerischer Staatsminister
für Wissenschaft, Forschung und Kunst,
"Problematisch wird der Gebrauch von Anglizismen
in der Politik auch dann, wenn die modernen Wörter alte und
verstaubte
Inhalte verdecken sollen. In diesem Fall verkommt das 'handeln'
von Problemen schnell zum althergebrachten Handhaben von Problemen und
der Kaiser steht trotz aller neuen Kleider in der Öffentlichkeit
nackt
da. Auch in neuer Sprachverkleidung können alte Dummheiten
versteckt
werden."
in Aviso 3/2000 Landtagspräsident
und Ex-Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD) in seinem
"Hält die Bundesregierung es für
vertretbar, dass ein Volk, das zu zwei Dritteln Englisch schlecht bzw.
gar nicht spricht, im öffentlichen Raum laufend mit
englischsprachiger
Werbung, Gebrauchsanweisungen, Vorträgen, Zeitungsartikeln,
Verträgen
u.ä. konfrontiert ist?"
Grußwort zum 81. Niedersachsentag, Bad Pyrmont, 8. 4. 2000. Bundestagsabgeodneter
Jürgen
Türk (FDP) in einer parlamentarischen Anfrage vom 3. 7. 2000.
"Unsere Sprache wird von einer Unmenge von Anglizismen durchsetzt.[...]
Wer also etwas für unsere Sprache tun möchte, der muss es
beim
Sprechen und nicht bei der Rechtschreibung tun, der muss dafür
sorgen,
dass unsere Sprache lebendig und kräftig bleibt und dass wir
endlich
der Tatsache Widerstand entgegensetzen, dass alles, was insbesondere in
der Werbung als besonders originell gelten will, mit irgendwelchen
Anglizismen
daherkommt."
Winfried Kretschmann, Stv.
Landesvorsitzender Bündnis
90/Grüne,
"Dear Sir,
in der 94.Sitzung des Landtages B-W, 4. 10. 2000. Sie haben mich in diesen Tagen als treuen Kunden der Lufthansa zu einem Jazz-Festival eingeladen - auf englisch, die von Ihrem Unternehmen bevorzugte Sprache. Können Sie sich vorstellen, daß ein französisches Unternehmen einem französischen Abgeordneten auf englisch schreibt? Nein, das schaffen nur die Deutschen, die meinen, sie seien weltläufig, wo sie doch in Wahrheit nur globale Banausen (engl. ignoramus oder philistine) sind. Sie können ja in Ihrem Laden machen, was sie wollen. Sie werden uns aber nicht eine andere Sprache aufzwingen. Zu Ihrem Festival komme ich nicht. Ich verbitte mir weitere Post von Ihnen. Bitte kommen Sie nicht auf die Idee, um einen Termin nachzusuchen. Yours Sincerely." Europa-Abgeordneter
Willi Rothley (SPD) in einem offenen Brief an das
"Die Diskussion um die Rechtschreibreform ... hat
in den vergangenen Jahren ein viel wichtigeres Thema überdeckt:
Die
Tatsache, dass wir es im täglichen und öffentlichen Leben
Sprachgebrauch
inzwischen mit einer überflüssigen Schwemme von Anglizismen
zu
tun haben. Warum muss es 'service point' heißen, wenn das Wort
'Information'
oder 'Auskunft' nicht weniger tauglich ist. Warum wird zum 'counter'
gebeten
und nicht zum Schalter'. Warum gibt es plötzlich 'tickets' statt
'Karten'".
Brüsseler Büro der "Lufthansa German Airlines": 25. 10. 2000. Ministerpräsident
Bernhard
Vogel (CDU). in Forschung und Lehre 12/2000. S. 623.
"Sprachkenntnis ist einer der entscheidenden Schlüssel für
erfolgreiche
Integration. Aber ich sage auch an die Adresse der Deutschen: Wer zu
Recht
von den Zuwanderern die Kenntnis der deutschen Sprache erwartet, darf
nicht
selbst dazu beitragen, dass die eigenen Sprache durch eine steigende
Flut
amerikanischer Wörter zernagt und für viele von uns
unverständlich
wird."
Eckart Werthebach (CDU), Innensenator
des Landes
Berlin, vor dem Berliner Landtag, 6. 12. 2000.
"Warum soll in
deutschsprachigen
Gebrauchsanweisungen nicht ‚Rechner' statt ‚Computer', ‚Luftkissen'
statt
‚Airbag', ‚Programm' statt ‚Software' stehen?"
Christoph
Böhr, Landesvorsitzender, CDU Rheinland-Pfalz, in der Welt am
Sonntag
vom 11. 2. 2001
"Die Flut von Anglizismen, die aus den Medien, aus der Werbung, aus Produktbeschreibungen und aus dem technikgestützten Paralleluniversum auf uns niedergeht, ist eine Gewalt, die nicht vom Volke ausgeht. Sie wird ihm aufgepfropft." Wolfgang Gerhard,
Fraktionsvorsitzender
der FDP, in der Welt am Sonntag vom 11. 2. 2001.
Was heute "an sprachlich-moralischer Verluderung stattfindet, ist immer
schwerer zu ertragen."
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse,
SPD, in
der Welt am Sonntag vom 11. 2. 2001.
"Schrille, modische und expertenlastige Anglizismen schließen ohne Not viele Menschen von der Verständigung aus." Bundestagsvizepräsidentin
Antje Vollmer (Bündnis90/Grüne), in der Welt am Sonntag vom
11.
2. 2001
Sehr geehrter Herr ...,
für Ihre Einladung zur Präsentation auf der CeBIT 2001 danke ich Ihnen. In der Tat scheint es sich dabei, wie Sie schreiben, um einen ‚zeitgemäßen Auftritt' zu handeln. Jedenfalls entnehme ich das der Tatsache, dass Sie diesen unter das Motto stellen ‚e-business: Future Ready.' Als Anglist wäre ich aufrichtig daran interessiert zu erfahren, was das nach Ihrer Meinung wohl bedeuten soll. Mit scheint das eher Englisch nach dem Modell ‚equal goes it loose' zu sein. Vielleicht sollten Sie es besser doch mit Deutsch versuchen. Was mich anbetrifft, so stehe ich grundsätzlich für Veranstaltungen mit Werbemätzchen wie ‚e-marketplace', e-commerce' und ‚e-Learning' nicht zur Verfügung. Mit gleichwohl freundlichen Grüßen." Prof. Dr. Hans Joachim Meyer,
Staatsminister
für Wissenschaft und Kunst, Sachsen,
"Ich halte das [das moderne deutsch-englische
Kauderwelsch]
für eine Vergewaltigung der deutschen Sprache.... Es ist eine
Gemeinheit
gegenüber älteren Menschen, aber auch den Jungen, die
Englisch
nicht gelernt haben. Ich halte das für einen Skandal. Wenn wir
weiterfahren
mit der Verhunzung unserer Sprache, werden wird die Gesellschaft
spalten.
... Das müssen wir verhindern. Ich halte die ganze Sache für
depp - bescheuert!"
in einem Brief an eine CeBIT-Firma vom 14. 2. 2001. Die stv. SPD-Vorsitzende Renate
Schmidt im ZDF-Magazin
Frontal, 2001.
"Unsere Sprache soll wieder deutscher
werden.
Warum hören wir im Radio fast nur englische Lieder? Das
Managergequatsche
vom "Shareholder- Value" und "Global Player" geht auf die Nerven. Manch
einer, der sichzur Elite zählt, braucht Deutschunterricht." Oskar
Lafontaine
Bild.de News 24.09.2001
"Wenn Journalisten zu Besuch kommen, täuschen
sie hektische
Aktivitäten vor, werfen mit Anglizismen um sich und erwecken damit
bei weniger erfahrenen Journalisten den Eindruck von Modernität."
Stoibers Wahlkampfleiter Michael
Spreng zur Organisation
der SPD-Zentrale
"Man darf
nicht Augen und Ohren davor verschließen,
dass heute durch Werbung und mangelhafte Produktbeschreibung Millionen
von Menschen vom Dialog im eigenen Heimatland ausgegrenzt sind, da
dieser
nicht mehr muttersprachlich geführt wird. Sie werden zu
sprachlichen
Analphabeten im eigenen Land gemacht.. Es ist mehr als eine Zumutung,
wenn die ältere Dame beim Einkauf im Supermarkt die Duftnote von
Teelichtern
erschnüffeln muss, weil sie nicht weiß, dass strawberry
Erdbeere und blueberry Blaubeere heißt. Das ist eine
Entwürdigung
von Menschen und zutiefst unsozial.
[Dass der Herr Stoiber seine
Wahlkampfzentrale
nicht "headquarter" nannte, wie er es - bayrischer Weltmann, der er Erika Steinbach, CDU,
Januar
2002
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