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                    Wenn Verlage für die Schule sich auch schon dem "Zeitgeist" anpassen...
                ...kann man nicht einfach zusehen. Der Internet-Auftritt des MENTOR-Ver-
                lags, der Lernhilfen (u.a. auch meine) für Schüler(innen) herausgibt, ist
                von der Gestaltung her eher bescheiden, sprachlich aber einfach peinlich!
 

Guten Tag,
ich grüße jetzt mal so unverbindlich, weil ich nicht weiß, ob die für die Internetpräsenz von MENTOR Verantwortlichen die gleichen sind wie die Menschen in der Redaktion, mit denen ich seit Jahren einen anregenden Meinungsaustausch pflege - und die wissen, worüber ich mich immer wieder ärgere...
Also: Seit 1978, glaube ich, arbeite ich für Mentor, bis heute werden einige Titel, an denen ich mitgearbeitet habe, ziemlich gut verkauft - und darum erlaube ich mir jetzt einfach, meinem Ärger über den MENTOR-Auftritt im Internet Luft zu machen. Wir sind hier in Deutschland und haben es mit deutschen Schülerinnen und Schülern zu tun - zumindest Deutsch sprechenden - , und ich habe als Deutschlehrer so wie Sie als für die Schule arbeitender Verlag die Pflicht, unsere Muttersprache zu erhalten. (Haben die katastrophalen PISA-Ergebnisse noch kein Umdenken eingeleitet?) Es kann doch einfach nicht Aufgabe eines auf dem Feld der Schulbildung tätigen Verlages sein, die peinliche Anbiederei an eine angebliche Jugendsprache mitzumachen, die von Jugendlichen überhaupt nicht gesprochen wird, sondern den kranken Gehirnen "Modernitäts"- und amerikageiler Werbefuzzies entsprungen ist. Wenn schon englisch, dann konsequent alles (in Duisburg kann man z.B. Physik nur noch in englischer Sprache studieren...) - aber nicht dieses aufgeplusterte pseudo- jugendliche, scheinmoderne und einfach nur peinlich-dämliche deutsch- englische Mischmasch auf einer Seite.
Ich habe täglich mit Jugendlichen zu tun - natürlich, und auch und gerade mit denen, die MENTOR-Produkte kaufen (schon wegen des Lehrers, der auch im Katalog steht...) - und keiner von denen sagt "pinboard" statt "Pinnwand"; keiner sagt "for you", sondern "für dich"; keiner sagt Info-Corner, denn die Ecke ist ihnen ebenso geläufig wie die Postkarte oder Ansichtskarte (statt e-card); keiner käme auf die Idee, im Gespräch statt "Kannst du..." oder "sprichst du..." "do you speak..." zu sagen - warum auch? Es gibt nicht die geringste Notwendigkeit dafür. Und was "linksnet" heißen soll, habe ich einfach nicht verstanden - vielleicht ist es ja politisch gemeint und das Gegenteil von einem "Rechtsnetz", was ich dann natürlich begüßen würde  - und bin doch täglich im Netz... (ich könnte ja auch "online" sagen, aber man versteht mich auch so...).
Mit meiner 8. Klasse habe ich gerade als Klassenarbeit einen inhaltlich gleichen Brief in angeblicher Jugendsprache (wie sie in unserem - übrigens erstklassigen! - Lesebuch vorgestellt wurde) und in Standardsprache schreiben lassen - an der Jugendsprache (!) sind die meisten gescheitert, denn außer einigen Fäkalausdrücken sowie "cool" fiel ihnen nichts ein von dem, was bestimmte Medien ihnen als ihre eigene Sprache oktroyieren wollen... Aber muss MENTOR sich am Niveau von BRAVO, RTL 2 und VIVA orientieren?
Schüler(innen), die sich MENTOR- Produkte kaufen, wollen in erster Linie etwas lernen und haben ein gutes Gespür für Unaufrichtigkeit - und wenn Alte so tun, als seien sie jung und dann dabei noch so peinlich daneben greifen, dann ist das unaufrichtig. Man nimmt Jugendliche ganz sicher nicht ernst, indem man sie nachäfft - noch dazu, wenn sie gar nicht vorgeäfft haben...

Nichts gegen die mit der Sache gekommenen international gebräuchlichen Ausdrücke (obwohl z.B. die Franzosen bewiesen haben, dass man ohne Verkrampfungen die meisten angelsächsischen Ausdrücke durch französische ersetzen kann - keiner würde statt des eleganten "télécharger" ein monströses "downloader" verwenden, nur die Deutschen müssen so was tun!) - aber warum um alles in der Welt sollen wir ohne jeden Sachzwang unsere kulturelle Identität aufgeben - so, als wären wir von einer fremden Macht besiegt worden?
In anderen Völkern sterben Tausende von Menschen für das Recht, im täglichen Leben ihre Muttersprache zu benutzen (ich brauche nur an die Kurden zu denken, um mal nicht die ETA-Terroristen oder die Bretonen und Korsen oder früher die Südtiroler zu bemühen) - nur wir in Deutschland meinen, uns selbst kastrieren zu müssen.
Ich habe von meiner eigenen Internetpräsenz aus einen Verweis auf MENTOR gesetzt,  ebenso von meiner Schule aus - und deshalb möchte ich von Ihnen wissen, womit Sie das für mich absolut unerträgliche Sprachmischmasch auf der MENTOR-Leitseite begründen.

Mit trotzdem überwiegend freundlichen Grüßen

D. Mahnert

Ob die Werbeleute bei MENTOR tatsächlich reagieren? Die Antwort kam bezeichnender Weise nicht von den Herstellern der Internet-Präsenz, sondern von Frau Leiser, die mich schon seit langer Zeit bei MENTOR redaktionell betreut. Wir haben zum Thema Anglizismen im Deutschen schon einen temperamentvollen, aber immer freundschaftlichen Briefwechsel hinter uns, der nicht von Neuem aufgerollt werden sollte, denn die Argumente sind weitgehend ausgetauscht. Den Werbe- leuten ist dagegen - natürlich - nicht viel eingefallen...

Hier die Antwort:

Lieber Herr Mahnert, 

(...) jetzt bekommen Sie die Antwort doch von mir, (allerdings) nicht weil ich unseren Internet-Auftritt gemacht oder zu verantworten hätte (..). Glauben Sie mir, auch mich ärgern daran einige Dinge, allerdings andere als Sie. 

Was das Thema Anglizismen angeht, so haben wir beide unsere Meinungen dazu ja schon einmal ausführlich ausgetauscht, weshalb ich darauf nicht nochmals einsteigen will. Ansonsten vertreten unsere Internet-Leute die Meinung, dass sie die im Netz üblichen Begriffe verwenden, ganz abgesehen davon, dass der Auftritt in erster Linie werblichen Charakter hat und deshalb entsprechend formuliert ist. Obwohl man hierüber wie so oft unterschiedlicher Meinung sein kann, wird Ihre Anregung bei einer ev. Neukonzeption im Rahmen des Möglichen berücksichtigt werden.