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Loriot für seine Verdienste um die deutsche Sprache geehrt


Vicco von Bülow - Loriot

© dpa - Meldung vom 30.10.2004 18:59 Uhr
Kassel - Der Humorist und Satiriker Vicco von Bülow alias Loriot hat am heutigen Samstag in Kassel für seinen Einsatz um die deutsche Sprache den mit 35 000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis erhalten. «Loriot hat uns jahrzehntelang zugehört, um uns unsere Unfähigkeit mitzuteilen, uns mitzuteilen», sagte Schriftsteller Robert Gernhardt in seiner Laudatio auf den 80-jährigen Altmeister des deutschen Humors.

Loriot habe in fast allen Genres der leichten Muse Akzente gesetzt und die deutsche Sprache mit neuen Begriffen bereichert, urteilte die Jury. Loriot habe zudem das weit verbreitete Vorurteil der Humorlosigkeit der Deutschen bestens widerlegt.

Am Ende von Gernhardts Rede stand ein Satz von Heinrich Heine: „Gott hat uns die Zunge gegeben, damit wir unseren Mitmenschen etwas Angenehmes sagen.“ Mitnichten, so Gernhardt, sei all das, was der Preisträger Loriot in seinen Zeichnungen, Gedichten und Filmen über die Deutschen und ihre Sprache gesagt habe, angenehm gewesen, sehr wohl aber die Art, „wie er es gesagt hat.“ Loriot habe sich als „nationale Kommunikationsstörungsstelle verdient gemacht“, erklärte Gernhardt. Er habe das Scheitern menschlicher Verständigung „mit köstlicher Komik zu ummanteln gewußt“, um seinen Deutschen „mit Lachen die Wahrheit zu sagen“. Dies sei eine wichtige Aufgabe, denn wer „eine Störung belacht und nicht an ihr verzweifelt, der ist auf dem besten Wege, ihre Ursachen aufzuspüren und ihre Folgen zu vermeiden“, so Gernhardt.

Loriot beklagte in seinem Dankeswort unschöne Wortneuschöpfungen wie «Sitzgruppe» oder «Auslegeware». «Zahnersatzzusatzversicherung ist der linguistische Höhepunkt der deutschen Verwaltungslust», urteilte er. «Dieses Verschönern von Katastrophen ist ein Unding unserer Zeit.»
Der deutsche Humor habe sich im Laufe der Jahre in Richtung Satire und Komik orientiert, meinte von Bülow. Er
ging in seiner Rede auf verschiedene Formen des sprachlichen Nicht- Verstehens ein, wie das zwischen den Geschlechtern: „Unter männlicher Logik versteht man ein veraltetes, stark vereinfachtes Denkschema ohne Berücksichtigung wesentlicher Begleitumstände. Die weibliche Logik hatte dagegen schon immer wichtige Faktoren in ihrem Denkprozeß: Gewicht, Frisur, Migräne, Alter Haß und Liebe.“ Eine unerwartete Verständigung zwischen Mann und Frau sei also nicht zu befürchten. Eines hielt Loriot dagegen für allgemein verständlich: daß er in dem Moment, als er erfuhr, 2004 den Jacob-Grimm-Preis zu erhalten, sprachlos gewesen sei.

Zusätzlich wurden die Gründer des Netzwerks für deutsch-sprachige Kultur, «Irgendwo in Deutschland», Deville Schober und Peter Schlenter, mit dem mit 5000 Euro dotierten Initiativpreis Deutsche Sprache ausgezeichnet. Das Netzwerk bezeichnete der Laudator Bernd Fischer (Vorstandsmitglied der Theo Münch-Stiftung) als „Initiative, die Künstler zusammenführt und Öffentlichkeit schafft“. Die Mitarbeiter von Irgendwo in Deutschland hätten Anteil daran, dass populäre deutschsprachige Musik eine hoffnungsvolle Wiedergeburt erlebe und bei der jüngeren Generation nicht mehr als altmodisch und verstaubt gelte.

Den undotierten Institutionenpreis erhielt die «Stuttgarter Zeitung» für ihr Bemühen zur Vermeidung von Anglizismen. Die Laudatio auf die Redaktion hielt der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache, Walter Krämer. Die Zeitung hatte als erste deutsche Tageszeitung eine ganze Nummer ohne überflüssigen Anglizismus herausgebracht.

Die Preisverleihung fand vor über 1000 Gästen in der Stadthalle Kassel statt. Grußworte hielten die Vizepräsidentin des Bundestages, Antje Vollmer, der Staatssekretär im Hessischen Wissenschaftsministerium, Joachim-Felix Leonhard, und der Kasseler Oberbürgermeister, Georg Lewandowski.

Nach Rolf Hochhuth, Ludmila Putina und Christian Meier ist Vicco von Bülow der vierte Träger des Jacob-Grimm-Preises Deutsche Sprache, der im Jahr 2001 erstmals vergeben wurde. Er wird jährlich von der Eberhard-Schöck-Stiftung (Baden-Baden), der Theo-Münch-Stiftung (Düsseldorf) und vom Verein Deutsche Sprache e.V. (Dortmund) verliehen.

  Der 2001 geschaffene Jacob-Grimm-Preis ist die höchstdotierte Sprachauszeichnung in Deutschland. Zusammen mit dem Initiativ- und dem Institutionenpreis bildet er den Kulturpreis Deutsche Sprache.

Nähere Informationen sind erhältlich beim Sprecher der Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache, Prof. Dr. Helmut Glück (Universität Bamberg, Tel.: 0951-863-2239) und im Internet: www.kulturpreis-deutsche-sprache.de.


                                       Ganz ohne "Event" ist er ausgekommen, der Loriot, ohne "Brain Up!", ohne "Teaser", ohne "Power"
                                und den ganzen
pseudomodernen Sprachmüll - dafür aber ist er verstanden worden...
                              

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