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IEST 68 - JULOS BEAUCARNE
SM
95010
Stereo - auch Mono abspielbar JULOS CHANTE JULOS
Julos chante Julos. Julos
Beaucarne singt Julos Beaucarne, unverkennbar. Nicht Brassens oder Brel,
Trenet, die Frères Jacques, Montand oder Douai. Dabei ist die musikalische
und poetische Herkunft des kleinen Belgiers, seine Verwandtschaft mit den
großen Alten des französischen Chansons offenbar. Sein Stil
ist nicht revolutionär, und trotzdem klingt Julos neu, frisch, man
horcht auf, hört zu; und ob man seine Melodien mitsummt oder nicht,
man denkt über das nach, was Julos gesungen hat Und genau das will
er. Tradition hier, -eigenartige Musikalität, neue poetische Bilder
da - diese Spannung charakterisiert Julos, gibt seinen Liedern ihren typischen
Reiz.
- Ursula, Gertrude, Le cheval de corbillard z.B. - leben
vor einem Hintergrund aus Trauer und Freude, Enttäuschung und Hoffnung.
Julos ist kein Spaßvogel — er ist ironisch: aber nicht nur bei den
anderen. Seine Selbstironie, z. B. im „Chanson de quête", seine Unaufdringlichkeit,
sein junges Lachen und vor allem seine Lieder zeigen, daß er eines
hat: Humor. Und dadurch unterscheidet er sich angenehm Die Texte (bis auf „Souvenir vague ou les parenthèses“ von Edmond Rostand) und die Musik der Lieder auf dieser Platte stammen alle von Julos. Die, die vom Brassens oder Montand der letzten Jahre das große Orchester gewöhnt sind oder zumindest raffinierte zweite und dritte Stimmen, hören sofort, daß die Musik für Julos‘ Lieder einen anderen Stellenwert hat: Julos sagt: „Ich arbeite ohne Orchester, um dem Lied seinen spezifischen Sinn zu geben — Worte passen zu einer Melodie, Worte, die man versteht, die die Musik unterstreicht, aber nie erdrückt.“ Und dennoch: auch wenn man kein Französisch versteht, das Musikalische, Musikantische seiner Lieder, ihre Variationsbreite vom Sprech- gesang des „Les yeux“ über gefällige, fast zu schöne Melodien wie „Tout doux“ oder „Toute dame et demoiselle“ bis zum klotzigen Marschrhythmus der Herrenrasse in „Les bourgeois“ - das alles fesselt den Hörer, vorgetragen mit einer unprätenziösen frischen Stimme, die auch bei bösartigen Liedern nie vergessen läßt, daß Julos immer für den Menschen singt: „Diese Augen blieben vor meinen Augen / sie wollten einfach nicht verschwinden / ich sagte ihnen: „haut ab!“ / sie blieben als ob sie festgewachsen wären / Also habe ich sie verjagt / mit Stock- schlägen mit Fußtritten / damit sie umso schneller wieder da waren / sie setzten sich vor meine Augen meine Nase / Also habe ich Knoblauch geholt und Zwiebeln geschält / ich brachte sie zum Weinen / die Augen blieben aber / sie hatten Wurzeln geschlagen/ und wollten nicht verschwinden / Als ich einsah daß ich sie nicht vertreiben konnte / habe ich sie bei mir eintreten lassen / sie aßen an meinem Tisch mein Brot / sie teilten mit mir alles was ich hatte/ und vor allem das was ich nicht hatte / So wurden jene Augen meine Augen / Und meine Augen wurden jene Augen.“ (Les yeux). Julos wird alle die langweilen,
die schon längst wissen, wie der Mensch ist und die Welt um ihn herum,
die das Lied nur als tagespolitisches Instrument verstehen können,
für die Orpheus auf seiner ewigen Suche
nach Euridice unwichtig geworden ist, die Christoph Kolumbus auf
seiner Suche nach Amerika nur als historisches Datum sehen und die nur
müde lächeln können, wenn im „Christophe Colomb“ Julos davon
träumt, abends voller Zärtlichkeit einzuschlafen, sich dabei
Ingo Weihe
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Zur Person:
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