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               Nicht alle jungen Leute, die sich im Netz tummeln, meinen, dass Denglisch geil ist...

         
...das beweisen zum Beispiel Facharbeiten einer Schülerin der Jahrgangsstufe 12 und
             eines Schülers der Jahrgangsstufe 11

                                               
             das beweist aber auch das UNICUM-Forum zur Frage, ob Deutsch noch "trendy" sei.

Zur Einleitung:

Welche Werbesprüche prägen sich am meisten ein?
Bekannt ist ja inzwischen die Studie von Endemark, bestätigt durch eine weitere Studie an der Universität Dortmund:
Englische Werbesprüche werden häufig nicht verstanden und haben deshalb nur geringen Werbeeffekt.

Dennoch gibt es nach wie vor jede Menge Firmen, die das noch nicht kapiert haben und weiter als sprachliche Umweltverschmutzer tätig sein wollen...

So fiel mir neulich ein Katalog in die Hände - also eher in die Augen, denn es war ein virtueller Katalog - , zu dem sich eigentlich jeder Kommentar erübrigt. Die Firma aus dem lieblichen schwäbischen Ort M., in den so mancher Geiz-ist-geil-Gläubige pilgert, heißt Kalt-Steil oder so ähnlich  -  aus verständlichen Gründen möchte sie nicht genannt werden (vielleicht schämt sie sich ja schon ein bisschen?) und hat deshalb auf eine erste Nennung ziemlich beleidigt reagiert und den juristischen Hammer geschwungen... Also, diese Firma betreibt einen virtuellen Laden, den sie Drachenschopf oder Rachenzopf oder so ähnlich nennt- das hört sich gut an und ist ähnlich dämlich wie der Name der Dachgesellschaft. In dem Katalog gibt es z.B. Trends für Trendsetter (ich wusste gar nicht, dass man Trends auch kaufen kann...), allen möglichen Stuff für alle möglichen Events oder Give Aways, z.B. Nice-to-Have-Games. (Ich weiß ja nicht, was das ist, denn ich bin schon alt und kein potenzieller Kunde dieses ungemein jugendlich-weltoffenen kosmopolitischen M'as-tu-vu-Ladens - ja, jetzt müsste man wissen, was das heißt, denn das ist französisch, und da hört's mit der Kosmopolitik schon auf... - aber so was möchte ich jedenfalls schon auch gerne haben, wenn man's denn haben muss, um in zu sein.) Eventstyles und Megadeluxeoutfits (ein Wahnsinns-Wort: 3 Sprachen in einem Wort vermanscht) findet man auch, und natürlich kann man da auch alle möglichen freakigen Sachen kaufen und Outsourcing wird auch angeboten, neben Tante Emma (immerhin!) macht man es sich im Bar and Cigar Room gemütlich, hat auch schon mal Fun in the Sun, findet Bad Taste Bears und als besonderes Highlight gibt es auch Trash, was als Name gar nicht so schlecht ist, denn es bezeichnet ziemlich genau das, was das Ganze ist: Einfach Müll... - sprachlicher Müll, versteht sich, über die Qualität der Ware erlaube ich mir natürlich kein Urteil, weil ich ja nicht zur Zielgruppe gehöre, deshalb nicht bedient werde und die Ware also nicht prüfen kann.

Ich würde hier gerne ein paar der Werbesprüche zitieren, weil sie noch weit über das hinaus gehen, woran man sich als leidgeprüfter Deutsch Sprechender in diesem Land schon gewöhnt hat (wenn man mal von der inzwischen zum Klassiker gewordenen Jil Sander einmal absieht), aber einige Bestandteile dieses sprachlichen Defäkationsprodukts sind angeblich geschützt, und die Leute haben viel Geld dafür bezahlt, dass niemand anderer ihre Scheiße benutzt...

Welche Werbesprüche sind es aber dann, die im Gedächtnis bleiben?

Ganz einfach: Diejenigen, die in schlichtem, saftigem Deutsch daherkommen, die so formuliert wurden, wie es schon Martin Luther vorgeschlagen hat: Indem einer den Leuten "aufs Maul schaute". Und was ist dabei herausgekommen?

Geiz ist geil!
Ich bin doch nicht blöd!
Wohnst du noch oder lebst du schon?
Natürlich sind diese Sprüche auch so einprägsam, weil die beiden Elektro-Riesen Saturn und Media-Markt und der Möbelriese mit dem Elch eine unglaubliche Präsenz in den Medien haben, aber sie sind es vor allem, weil sie jedermann verständlich sind und einfache, für die Werbung aber eminent wichtige Wahrheiten ohne Schnörkel verbreiten: Einfache Wörter, einfacher Satzbau, ein bisschen Provokation - so einfach ist das! Dagegen wirkt das verquaste Englisch der angesagten Werbestrategen noch affiger...



Und damit zum UNICUM-Forum und der Frage:
Ist Deutsch noch "trendy"? Führen mehr englische Begriffe zur Verarmung oder einer Bereicherung unserer Sprache?!

LolaSM
ich find's total affig, wenn man ein englisches wort mit vorsatz benutzt, obwohl es ein deutsches, geläufiges dafür gibt, und das nur tut, weil man denkt, es wäre "trendy", also in den nachrichten oder bei einer rede oder so. das muß echt nicht sein.
als mehrsprachler kann's einem aber einfach passieren, daß einem das richtige wort nur in einer anderen sprache einfällt, kenn ich nur zu gut. manchmal gibt es auch worte, die drücken etwas so genau und treffend aus, wie man es in einer anderen sprache gar nicht ausdrücken könnte.
und einige worte gibt's, da gibt's halt kein gutes deutsches für (notebook bzw. laptop sagt sich einfach besser als "tragbarer computer"). was ich mich immer gefragt hab, ist wie "handy" entstanden ist...

drummerboy
was ich mich immer gefragt hab, ist wie "handy" entstanden ist...
des warn die schwaben. die ham gefragt "jo hän die (=handy) denn koi kabel net?" ;)

LolaSM
des warn die schwaben. die ham gefragt "jo hän die (=handy) denn koi kabel net?" ;)

achsooo... :D

inkuku
gute lösung der frage... aber ein freund von mir (aus südafrika, englisch muttersprachler) meinte, ein handy ist halt "handy" (=handlich), deshalb nennen wir deutschen es so. vielleicht haben engländer immer was von handy phones erzählt und wir ham das irgendwie falsch verstanden. ich fand die erklärung klang recht logisch!

Mister_Crac
Es gab/gibt im Militärjargon die Bezeichnungen "handie-talkie" und "walkie-talkie" für tragbare Funkgeräte. Angeblich kommt das Wort "Handy" daher.

Doof nur, dass die Amis und die Engländer "cellphone" oder "mobile phone" sagen und die Funkgeräte Funkgeräte sein lassen ;)

La Tramontana
Wie wir im Hauptforum gesehen haben, ist es sogar "Über-trendy" :D

Typ XXI
Heutezutage findet man vermehrt Leute in Wirtschaft und Politik, die nichts zu sagen haben.
Dennoch sprechen sie viel und ausdauernd.
Um ihr hohles Gerede zu kaschieren, verwenden diese Leute seit neuestem englische Worthülsen, da sich die deutschen mittlerweile als bekannt und unwirksam erwiesen haben.
Wenn ihr also mal nicht wisst, was der Facility Manager zum Key Account Manager beim Kick- Off- Meeting über advanced Purchasing gesagt hat:
Never mind.
Sind eh alles Dummschwätzer. :D

pal_o_matic
Was mich ehrlich gesagt an der Verenglischung der deutschen Sprache auch stört, ist dass immer mehr Ausdrücke 1:1 übersetzt werden. Sowas wie "das macht Sinn" statt "das ergibt Sinn" oder "das ist sinnvoll" (von "that makes sense"). Schreien könnte ich auch, wenn jemand behauptet, etwas "in Französisch" gesagt zu haben statt "auf Französisch".


Sehr schön fand ich's aber auch, als vor einiger Zeit Modemärkte diese superkleinen Rucksäcke als "bodybags" an die Kundschaft bringen wollten. Autsch. Das englische Wort "bodybag" übersetzt sich mit "Leichensack" ... ohauerha.

LolaSM
Sehr schön fand ich's aber auch, als vor einiger Zeit Modemärkte diese superkleinen Rucksäcke als "bodybags" an die Kundschaft bringen wollten. Autsch. Das englische Wort "bodybag" übersetzt sich mit "Leichensack" ... ohauerha.

und ein "streetworker" ist nicht etwa ein straßenarbeiter, wie man denken könnte, sondern eine nutte... :D Toll, daß RTL2 (oder andere beliebige müll-sender) das wort dauernd benutzen, wenn sie von sozialarbeitern reden, die drogensüchtige und obdachlose besuchen gehen...

Akiva
... ist zwar nicht so schön wie die vorherigen Beispiele, aber mich regt immer wieder auf, wenn ich höre: "der frühe Vogel fängt den Wurm" (the early bird catches the worm). Ein "früher ???? Vogel"? Die frühe Frau backt ein paar Kekse, und der frühe Mann darf sie essen und das Kind wäre besser ein frühes gewesen, dann hätte es auch noch was gekriegt!
Früh übt sich halt, wer abends zu spät kommt, oder so.... ach nee, das verwechsle ich jetzt mit dem Leben, mit dem man bestraft wird, wenn man zu spät kommt, das war ja aus dem Russischen, aber genau so grauenhaft wie der frühe Vogel...
Oh ich hab noch vergessen: ich hab nix gegen englische Begriffe im Deutschen. Aber nur wenn sie 'authentisch' sind - ich meine damit, dass es halt einfach kein gutes deutsches Wort dafür gibt.
Jamie
Ich empfinde das Ganze schon als Verarmung. Wäre schön, wenn der Trend in näherer Zukunft nachlassen würde.

Allerdings muss ich zugeben, selbst zur Verarmung meines eigenen deutschen Sprachschatzes beizutragen. Ich lese seit Jahren fast nur noch englische Bücher und schaue Filme im O-Ton. Zusammen mit dem Informatik-Studium, in dem viel Literatur auf Englisch ist, sorgt das dafür, dass mein deutscher Sprachschatz nur durch sporadisches Spiegel-Lesen und eben in der Kommunikation mit anderen aufgebaut wird, während mein englischer täglich um zig Worte wächst.

Es kann bei mir deshalb durchaus vorkommen, dass ich unter Freunden Sätze loslasse wie: "Sieht ziemlich....öhm... sophisticated aus!" , weil mir "ausgeklügelt" in dem Moment einfach nicht in den Sinn kommt.

Und langsam stört mich das ziemlich (hilft wohl nur Lesen, Lesen, Lesen), weil ich inzwischen Deutsch eigentlich wirklich mag. Umso mehr stört es mich, wenn Leute "d-engeln", obwohl sie es eigentlich besser, d.h. deutsch, wüssten.

Lilli_T
englische begriffe, die sich in die deutsche (umgangs-)sprache "einmogeln", müssen ja nicht unbedingt eine verarmung der sprache an sich sein, sondern können doch durchaus eine bereicherung darstellen.

es wird allerdings dann zur verarmung, wenn die englische sprache gewollt und nicht gekonnt eingesetzt wird, um z.b. produkte hipper und cooler wirken zu lassen.

muß gerade an einen artikel zu diesem thema aus der rubrik "zwiebelfisch" auf spiegel-online denken.
wenn ich mich nicht irre, wurde das beispiel gebracht, daß der gute, alte rucksack nicht mehr als rucksack angepriesen wird, sondern lieber, ganz trendy, als "body bag". was allerdings bei menschen aus dem englischsprachlichen ausland etwas zur verwirrung führen kann, da ein "body bag" ja ein leichensack ist. und um der peinlichkeit noch die krone aufzusetzen, schaut man im wörterbuch mal nach, was rucksack denn nun auf englisch heißt.....hihihi...steht da rucksack.

ds ist wirklich armut-oder?


naja, die Diskussion gibt's im Holländischen/Flämischen genauso. Wo die Niederländer fleißig alles, was englisch ist, umarmen, konstruieren die Belgier für englische Worte ohne Übersetzung eigene, neue Worte. So wurde aus e-mail e-post (inzwischen wird trotzdem fast nur e-mail benutzt). In Holland hat man für fast alle, nicht so begeisternde Stellen neue, englische Namen genommen, und damit die Stellen aufgewertet. So wurde die Tippse "Management Assistant" (was vor allem scheiße ist, wenn man vorher als beratender management assistant gearbeitet hat, wie verkauft man das denn? internal management consultant?) und die Putze "Interior Caretaker". Alles Unfug, m.E.. Putzen musste sie früher, putzen muss sie immer noch. Aber am Sonntagskaffeetisch klingt's ungemein interessanter. Englisch ist nach meinem Geschmack dann sinnvoll, wenn es keine gute Übersetzung gibt, die die Feinheiten des Wortes genau übersetzen. Leider ist meine Sprache inzwischen ein halbes Englisch geworden (viel mehr als im Deutschen) und wird Englisch fast überall verwendet (fast alle Vorlesungen sind auf Englisch, sicher wenn Ausländer anwesend sin) - manchmal ist es einfach zuviel.

a propos: dieser Missbrauch vom Englisch bei der Vermarktung von Produkten ist hier ja auch gang und gebe. Allerdings kommt Pseudoenglisch ("HANDY") fast nicht vor (schlechte Übersetzungen schon..)