Startseite
Ich über mich Olympia 1972
Essener Songtage 1968
Veröffentlichungen
Bitte auf deutsch!
Verweise ("Links")
Texte 
Gästebuch


Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 3. Nr. März 1998

Amerikanismen in der deutschen Sprache der Gegenwart

Gerlinde Ulm Sanford (New York)

Vielleicht fallen Ihnen zu diesem Thema gleich folgende englische Redewendungen ein. Wenn nämlich ein Streitpunkt oder ein Thema sowieso schon zu Tode diskutiert worden sind, so sagt man: "There is no use beating a dead horse" oder "It's a waste of time beating a dead dog." Tatsächlich sind zu dem Thema Amerikanisierung der deutschen Sprache in den letzten Jahren sehr viele Arbeiten erschienen, und das Thema wurde auf verschiedenster Ebene immer wieder diskutiert. Erst vor kurzem kam z. B. von dem Redakteur der Zeit Dieter E. Zimmer ein Buch heraus, in dem sich ein äußerst informativer Aufsatz befindet, der das von mir gewählte Thema sehr ausführlich behandelt und von dem zahlreiche Beispiele für diese Arbeit übernommen sind. Der Titel von Zimmers Aufsatz lautet: "Neuanglodeutsch. Über die Pidginisierung der Sprache."(1) Viele sind besorgt und sehen die deutsche Sprache in Gefahr. Trotz zahlreicher Diskussionen sind jedoch noch keinerlei Maßnahmen getroffen worden, die eine vielleicht ernstliche Gefährdung der deutschen Sprache verhindern helfen könnten. Darum ist das Thema noch immer aktuell.

Ich bin eine Auslandsgermanistin und lebe in den USA. Wenn ich mit meinen deutschen Kollegen oder Freunden in Amerika Deutsch spreche, so rutschen natürlich immer wieder englische Wörter in unser Gespräch. Das hat folgende Gründe: Ich habe z. B. erst in Amerika richtig Auto fahren gelernt, und also sind mir alle diesbezüglichen Ausdrücke auf Englisch viel geläufiger als auf Deutsch. Zwar weiß ich, daß "clutch" "Kupplung" heißt und "fender" ist "Kotfügel," und "windshield wiper" ist "Scheibenwischer," "muffler" ist "Auspufftopf." Aber wie sagt man für "under coating", für "air bag," für "cruise control"? Auch sonst gibt es so manche Ausdrücke, die es einfach nicht gab, als ich noch in Österreich lebte: z. B. "Drive-In-Window," "Touch-Tone-Telephone," "ATM" (=automatic teller machine), weiters alle Ausdrücke, die mit dem Computer zu tun haben. Kein Wunder also, daß wir in unseren Gesprächen solche Wörter einfach auf Englisch übernehmen. Umso erstaunter bin ich dann aber, wenn ich nach Österreich oder nach Deutschland komme und dann auch dort für diese neuen Dinge keine deutschen Wörter finde, sondern häufig die englischen nur einfach übernommen werden.

Mein hier vorgelegter Aufsatz ist zweiteilig. Erstens allgemein zum Thema beziehungsweise zum Problem der bedenklich wachsenden Anglisierung der deutschen Sprache und zweitens zu einem speziellen Abschnitt dieses Themas, nämlich zur Zuweisung des Genus beim Import von Substantiven.

weiter ... >>>>>