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    Irak, Mai 2004, befreit durch Truppen der USA...
   "Wir sind gekommen, um euch Demokratie und
                               Menschenrechte zu bringen..."


Nein, trotz allem: Ich werde kein Amerika-Hasser werden. Viermal habe ich dieses Land bereist. Ich habe die Vielfalt seiner Landschaft bewundert, das hohe Niveau seiner Zivilisation geschätzt, die Freundlichkeit und unbekümmerte Offenheit seiner Menschen genossen. Ich habe in den Nationalparks gesehen, wie die Natur geschützt wird, in den Südstaaten über die oft kindliche Religiosität gelächelt, in den Oststaaten gestaunt über Menschen, die mitten im 21. Jahrhundert nach den Regeln und Wertvorstellungen des 19. Jahrhunderts leben.

Ich habe auch gesehen, wie man mit den Indianern umgegangen ist, wie man gnadenlos ohne Rücksicht auf die
Umwelt Bodenschätze ausbeutet, wie Menschen auf Müllsäcken auf dem Bürgersteig vor Tiffany's geschlafen haben.
Ich habe Leute gehört, denen völlig unverständlich war, dass jemand etwas gegen den Waffenfetischismus ihrer Landsleute sagen konnte - aber ich habe auch in Philadelphia den stillen Marsch der Mütter gesehen, deren Kinder durch Schusswaffen umgekommen sind und die all ihre verbliebene Kraft für den Kampf gegen diese Schusswaffen einsetzen.

Und ich weiß, dass es in den USA auch andere Menschen gibt als den betenden Killer aus Texas, der sich über Todeskandidaten, die ihn um Gnade anflehen, lustig macht, andere als den schießwütigen Rumsfeld, der von nichts gewusst hat und sich nicht mehr erinnern kann, mit Sadam Hussein Geschäfte gemacht zu haben, andere als den geldgierigen Cheney, der nur darauf gewartet hat, dass es endlich Krieg im Irak gibt, damit er nachher mit seinen Firmen am Wiederaufbau verdient (den möglichst noch die Deutschen, Franzosen und anderen "weasels" bezahlen sollen) - andere, wie z.B. den  Maj. Gen. Antonio M. Taguba, der den Bericht über die Verbrechen im
Abu Ghraib -Gefängnis geschrieben hat...

Ich habe ein faszinierendes Land erlebt, ein Land, das man lieben oder hassen kann.
Ich will nicht hassen, aber nach dem, was in Guantànamo Bay und im Irak passierte, fällt es mir jeden Tag schwerer -
aber dann sage ich mir, dass man ja wohl nicht ein Land hassen oder verachten kann, sondern nur seine Bewohner.
Und sicher nicht alle - selbst in Sodom fand sich ein Gerechter...

Nein, ich werde über den Aggressionen, die sich aufbauen, sobald ich den Heuchler Bush sehe (was mich mit nahezu allen Menschen verbindet), das andere Amerika nicht vergessen. Aber ich bin jetzt im Rückblick doch ganz zufrieden, dass ich gegen den von mir einmal sehr geschätzten Wolf Biermann, der die Irak-Politik der USA für richtig hielt,
doch Recht behalten habe...


New York Times/ Washington Post Mai 2004:

21 Jahre ist Lynndie England  - sie war in der gleichen Einheit wie die inzwischen legendäre Jessica Lynch, deren spektakuläre Rettung, wie man heute weiß, von Anfang bis Ende erfunden war - Teil der gewaltigen Propaganda-Maschinerie, die jeden Krieg begleitet und von den Amerikanern im Irak-Krieg perfektioniert wurde. Noch aber ist ein Teil der amerikanischen Presse unabhängig - eingedenk dessen, dass die Pressefreiheit immer ein zentrales Element des amerikanischen Demokratie-Verständnisses war.





Ein anderer der Helden, die sich an wehrlosen Gefangenen  vergriffen: Stabsgefreiter Jeremy Sivits, der am 19. Mai in Bagdad zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde - allerdings ohne Beteiligung von Irakis. Vermutlich hat man ihm ein mildes Urteil versprochen, wenn er geständig ist und vor allem keine Vorgesetzten belastet.
Die werden nun aber (23.5.) von anderer Seite schwer beschuldigt:
The Bedford Gazette, via Associated Press
 

Völlig inakzeptabel! Folter hat noch nie zu unseren
Werten gehört...                                  © Le Monde
Folterknecht

Lustiges Penis-Raten: Die fröhliche Lynndie England versucht, unkenntlich gemachte Gefangene an ihren Geschlechtsteilen zu erkennen. Da haben
alle ihren Spaß in dem sonst doch eher öden Gefängnisleben...

Taguba’s report was triggered by a soldier’s decision to give Army
investigators photographs of the sexual humiliation and abuse of prisoners.

(The Newyorker, 09.05.2004)



Das Pyramiden-Bauen war schon in den Turnvereinen immer

eine beliebte Übung.




Bei den Verhören wird den Gefangenen erlaubt, angesichts der im Irak herrschenden Hitze Bekleidungsvorschriften zu ignorieren. Für eine
gemütliche Atmosphäre sorgen die munteren Schoßhunde...





Was diese Bilder an Demütigung bedeuten, kann wohl nur der
wirklich ermessen, der das Verhältnis gläubiger Moslems zur Sexualität kennt.
Diese Bilder sind ein Tabu-Bruch, wie er schlimmer kaum
sein kann -
.

American soldiers, Taguba said, used “military working dogs to frighten and intimidate detainees with threats of attack, and in one instance actually biting a detainee.”


viel schlimmer, als körperliche Misshandlungen

        Other photographs show the dogs straining at their leashes and snarling at the prisoner. In another, taken a few minutes later, the Iraqi is lying on the ground,
           writhing in pain, with a soldier sitting on top of him, knee pressed to his back. Blood is streaming from the inmate’s leg. Another photograph is a closeup of the
           naked prisoner, from his waist to his ankles, lying on the floor. On his right thigh is what appears to be a bite or a deep scratch. There is another, larger wound
           on his left leg, covered in blood. (The Newyorker, 09.05.04)
          [Weitere Fotos zeigen, wie die Hunde an ihren Leinen zerren und den Gefangenen anknurren. Auf einem anderen Bild, das ein paar Minuten später aufgenommen wurde,
           liegt der Iraker auf dem Boden und krümmt sich vor Schmerzen. Ein Soldat sitzt auf ihm und drückt
ihm das Knie in den Rücken. Ein anderes Foto ist eine
           Nahaufnahme vom Unterleib des auf dem Boden liegenden nackten Gefangenen. An der rechten Hüft erkennt
man etwas, das wie eine Bisswunde oder ein Riss aussieht.
           An dem linken Bein sieht man eine weitere blutige Wunde.]

                               

Weitere Informationen, beeidete Aussagen von Häftlingen ---> hier

New York Times, 7.5.04:
Zu den Reaktionen aus dem Weißen Haus und dem Pentagon angesichts der Fotos von der Misshandlung irakischer Gefangener:

(...) Einige Kommentatoren im Mittleren Osten kritisierten, was sie "an element of hypocrisy" (ein Element von Heuchelei)  in den amerikanischen Reaktionen nannten, denn Jahrzehnte lange habe sich keine Stimme gegen Missstände und Folterungen in irakischen Gefängnissen erhoben. Aber viel häufiger schienen die Bilder dem tief sitzenden Zorn auf die USA weiter Nahrung zu geben, da diese ja versprochen hatten, es würde alles besser werden.

"Die USA waren im Mittleren Osten schon wenig glaubwürdig, aber jetzt geht ihre Glaubwürdigkeit gegen Null," sagte Abdelmonem Said, der Direktor des Al Ahram Center für politische und strategische Studien in Kairo.

"Was bleibt denn von den Gründen der USA für ihre Präsenz im Irak?" fragte er. "Beginnen wir mit den Massenvernichtungswaffen - es gibt keine Massenvernichtungswaffen.

Sprechen wir über den Kampf gegen den Terrorismus - sie haben den Terrorismus ins Land gebracht.

Und schließlich Demokratie und Menschenrechte - Saddam war ein Metzger, der das Volk quälte; jetzt quälen die USA die Menschen."

Selbst die halb-offizielle ägyptische Zeitung Al- Ahram, gewöhnlich dafür bekannt, dass sie der amerikanischen Regierung  - außer in Bezug auf deren vorbehaltslose Unterstützung Israels  - sehr vorsichtig gegenüber tritt, sagte, die Misshandlungen bestätigten, dass Washington gelogen habe, als es verkündete, der Sturz Sadam Husseins sei zum Besten der Irakis. 

"Tatsache ist, dass das Verhalten dieser Soldaten sich in völliger Übereinstimmung mit der Mission befindet, deretwegen sie in den Irak kamen: denn das eigentliche  Ziel der Amerikaner beim Überfall
auf dieses wichtige arabische Land war es, sein wirtschaftliches und militärisches Potenzial zu zerschlagen, den Staat im Dienste der israelischen Interessen zu zerstören, seinen enormen Ölreichtum zu kontrollieren und jeden Widerstand zu eliminieren, der diesem Vorhaben im Wege stehen könnte,
komme er nun aus der Armee, dem Volk oder dem bewaffneten nationalen Widerstand."

Solche Reaktionen waren nicht auf die arabische Welt beschränkt. Überall wurde die Misshandlung
der Gefangenen als Ausdruck des Chaos angesehen, durch das das ganze Vorhaben geprägt ist.


© Le Monde 04.05.2004

In Frankreich, wo ohnehin der größte Teil der Bevölkerung dem Krieg ablehnend gegenüber gestanden hatte, konnten einige Kommentatoren kaum ihre Häme verbergen.

Le Monde zeigte am 4.5 auf der Titelseite eine Karikatur: "Wiederholen Sie: De-mo-kra-tie!"

Dagegen ist man in den USA durchaus geteilter Meinung. Senator James M. Inhofe, Republikaner aus Oklahoma, war vielmehr empört über die Empörung im Land: "Sicher müssen einige missgeleitete und wahrscheinlich perverse Übeltäter bestraft werden, aber im Ganzen ist die Kritik übertrieben und fehl am Platz. Schließlich sind diese Gefangenen Mörder, Terroristen und Aufständische, und viele von ihnen haben wahrscheinlich amerikanisches Blut an den Händen - und da regen wir uns über ihre Behandlung auf! Mich regt es auf, dass wir so viele Humanitäts-Gutmenschen haben, die jetzt überall in den Gefängnissen herumkriechen und nachsehen, welche Menschenrechtsverletzungen sie noch finden können, während unsere Truppen, unsere Helden, kämpfen und sterben..."    

Ein wackerer, aufrechter Patriot. Freilich, was das Internationale Rote Kreuz herausgefunden hat, wird ihm nicht schmecken (ist aber wahrscheinlich auch Teil der internationalen Propaganda gegen das einzige Land auf der Welt,
das weiß, wer die Guten und wer die Bösen sind...): "
acts of humiliation such as being made to stand naked against the wall of the cell with arms raised or with women's underwear over the heads for prolonged periods — while being laughed at by guards, including female guards, and sometimes photographed in this position."

The report also said military intelligence officers had confirmed the inspectors' impression that those "methods of physical and psychological coercion used by the interrogators appeared to be part of the standard operating procedures by military intelligence personnel to obtain confessions and extract information."
Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode... (Shakespeare, Hamlet)


Auszüge aus der 3. Genfer Konvention vom 12 August1949, die auch von den USA unterschrieben wurde:

Artikel 13
Kriegsgefangene sind zu jeder Zeit menschlich zu behandeln und dürfen weder gefährlicher noch demütigender Behandlung ausgesetzt werden. Sie sind gegen jeden Akt der Gewalt oder Einschüchterung zu schützen, gegen Beleidigungen und gegen öffentliche
zur Schau Stellung.

Artikel 14: Kriegsgefangene haben jederzeit Anrecht auf Achtung ihrer Person und ihrer Ehre.

Artikel 17 : Kriegsgefangene, die auf Fragen nicht antworten wollen, dürfen weder beleidigt noch bedroht werden, noch dürfen sie irgendwelchen Unannehmlichkeiten oder Nachteilen ausgesetzt werden, insbesondere auch keiner physischen oder psychischen Folter.




23.05.2004, 20:52 Uhr  
  Schwere Vorwürfe gegen US-Militärführung im Irak  
  Washington (dpa) - Schwere Vorwürfe gegen die US-Militärführung im Irak: Ein amerikanischer Anwalt beschuldigte den Oberkommandierenden der US-Besatzungstruppen, Ricardo Sanchez, von den Verhörmethoden im Gefängnis von Abu Ghoreib gewusst zu haben - möglicherweise sogar auch von Misshandlungen. Zugleich meldet die «New York Times», die US-Armee habe die Genfer Konventionen zum Schutz von Kriegsgefangenen im Irak bewusst gebrochen. Das Blatt beruft sich auf einen Brief an das Rote Kreuz, in dem sich das Militär entsprechend geäußert habe.

Inzwischen wird geradezu Ungeuerliches publik: Präsident Bush darf ganz offiziell foltern lassen. Wer es in seinem Auftrg tut, darf nicht bestraft werden. ---> mehr

Prison Visits By General Reported In Hearing
U.S. Military Denies Accusation by Military Lawyer

By Scott Higham, Joe Stephens and Josh White
Washington Post Staff Writers
Sunday, May 23, 2004; 1:10 PM

Capt. Robert Shuck, a military lawyer for a soldier said he was told that Army Lt. Gen. Ricardo S. Sanchez and other senior military officers were aware of what was taking place on Tier 1A of Abu Ghraib.
[...dass General R.S. Sanchez und andere höhere Offiziere wussten, was in Abu Ghraib vor sich ging]. [...]

During an April 2 hearing that was open to the public, Shuck said the company commander, Capt. Donald J. Reese, was prepared to testify in exchange for immunity. The military prosecutor questioned Shuck about what Reese would say under oath.

 "Are you saying that Captain Reese is going to testify that General Sanchez was there and saw this going on?" asked Capt. John McCabe, the military prosecutor.


"That's what he told me," Shuck said. "I am an officer of the court, sir, and I would not lie. I have got two children at home. I'm not going to risk my career."
Shuck also said a sergeant at the prison, First Sgt. Brian G. Lipinski, was prepared to testify that intelligence officers told him the abuse of detainees on the cellblock was "the right thing to do."
[...sei bereit auszusagen, dass Geheimdienst-Offiziere ihm gesagt hätten, der Missbrauch von Häftlingen sei genau das Richtige.]

Captain Reese
Captain John Donald Reese
Earlier this month, Lipinski declined to comment on the case. [...]

At the April hearing, Shuck also said Reese would testify that Capt. Carolyn A. Wood, who supervised the military intelligence operation at Abu Ghraib, was "involved in intensive interrogations of detainees, condoned some of the activities and stressed that that was standard procedure." The hearing was held at Camp Victory in Baghdad. The Post obtained a copy of the audiotape this past week, and it was transcribed yesterday.

In the transcript, Shuck said Reese was disturbed by the military intelligence techniques.

"He noted that there were some strange doings by the [military intelligence]," Shuck said. "He said, 'What's all this nudity about, this posturing, positioning, withholding food and water? Where's the Geneva Conventions being followed."
[Er habe gesagt: Was soll das alles? Die nackten Männer, das Posieren, Hinstellen, der Entzug von Nahrung und Wasser?]
[ ...]

Attorney Paul Bergrin, who represents another of the charged MPs, Sgt. Javal S. Davis, said the soldiers were simply following the lead of military intelligence officers.
[...sagte, die Soldaten hätten ganz einfach die Anweisungen von Geheimdienstoffizieren befolgt.]

"There are no ifs, ands or buts," Bergrin said. "They did order it. They were told consistently, 'Soften them up; loosen them up. Look what's happening in the field. Soldiers are dying in droves. We need more intelligence . . . '

"Nobody put it in writing; no one's going to be stupid enough for that. My client went to Sergeant Frederick and questioned him: 'Should we be following these orders?' And Sergeant Frederick said, 'Absolutely. We're saving American lives. That's what we wear the uniform for.' "
[...sollen wir diesen Befehlen folgen? Sgt. Frederick antwortete: "Absolut. Wir retten amerkanisches Leben. Dafür tragen wir die Uniform."]

On Wednesday, Pentagon officials testified before the Senate Armed Services Committee that a female Army officer identified only as "Captain Woods" drafted a set of interrogation "rules of engagement" used in Iraq. Those rules had been posted at Abu Ghraib by October, and became public during hearings into the abuses at the prison.

Sen. Richard J. Durbin (D-Ill.) said at a May 12 hearing that some of those techniques went "far beyond the Geneva Conventions." Defense Secretary Donald H. Rumsfeld countered that they all had been approved by Pentagon lawyers.
[Verteidigungsminister Rumsfeld konterte, dass alle diese Techniken von Anwälten des Pentagon abgesegnet seien.]

Correspondent Scott Wilson in Baghdad and staff researcher Margot Williams contributed to this report.

                                                                                                                            © 2004 The Washington Post Company